Wirbel um Orbán
Meinl-Reisinger an Rosenkranz: „Ihre Aufgabe“
Dass mit Viktor Orbán ausgerechnet der strittige Ministerpräsident aus Ungarn der erste internationale Besuch für den neuen Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz (FPÖ) sein soll, sorgt nach wie vor für Wirbel. NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger schickte nun einen offenen Brief an das zweithöchste Amt im Staat.
Am Donnerstag wird Orban im Parlament zu einem Arbeitsgespräch erwartet. In dem Schreiben appelliert nun die NEOS-Chefin, „Viktor Orbán gegenüber klar Stellung zu seinem europa- und demokratiefeindlichen Verhalten zu beziehen“.
„Ihre Aufgabe, Vielfalt entschieden zu verteidigen“
Rosenkranz solle bei dem Treffen die „Werte unserer demokratischen Republik und insbesondere unseres Parlaments hochhalten“, schreibt die NEOS-Chefin an den freiheitlichen Nationalratspräsidenten: „Wir sind stolz auf Österreich, stolz auf unsere Demokratie und darauf, dass unser Parlament ein lebendiger und vielfältiger Ort ist, der die Buntheit und Vielfalt unseres Landes widerspiegelt. Und ich sehe es als Ihre Aufgabe, diese Vielfalt entschieden zu verteidigen“, so Meinl-Reisinger.
Premier, „der Demokratie mit Füßen tritt“
Rosenkranz habe sich bei seiner Antrittsrede im Parlament am 24. Oktober den „Werten unserer liberalen Demokratie verschrieben und angekündigt, als Teamplayer ehrenvoll unser Parlament zu repräsentieren“. Umso unverständlicher sei es, dass Rosenkranz „ausgerechnet“ Orbán als ersten Staatsgast in diesem Haus empfange, findet die NEOS-Chefin.
„Ein Premierminister, der die Werte der liberalen Demokratie mit Füßen tritt, Oppositionsrechte und Minderheitenrechte einschränkt, Medienfreiheit unterdrückt und den Menschen in Ungarn die Freiheit nimmt, selbst zu entscheiden, wie sie leben und wen sie lieben wollen“, schreibt sie weiter.
Orbán wird auch Kickl treffen
Rosenkranz zufolge war die Visite schon vor seinem Amtsantritt als Nationalratspräsident ausgemacht gewesen. Auch ein Treffen mit FPÖ-Chef Herbert Kickl sei geplant. Orbán befindet sich offiziell wegen seiner Teilnahme an einer Podiumsdiskussion der Schweizer Wochenzeitung „Weltwoche“ in der Bundeshauptstadt. Die FPÖ sitzt gemeinsam mit Orbáns rechtsnationaler Partei Fidesz in der drittgrößten EU-Fraktion „Patrioten für Europa“.
FPÖ kritisiert „Ungarn-Bashing“
FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker kritisierte in einer Aussendung ein „Ungarn-Bashing, das vonseiten linker politischer Kräfte jetzt wieder betrieben wird“. Orbán sei „der amtierende Regierungschef eines befreundeten Nachbarlandes, das aktuell auch den EU-Ratsvorsitz innehat. Gerade am Beginn einer neuen Legislaturperiode ist daher wichtig, gute Beziehungen zu seinen Nachbarn zu pflegen.“
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