Was sehen Sie auf diesem Foto? Oder machen wir es anders: Was sehen Sie auf diesem Foto nicht?
Ich kann es Ihnen sagen: Sie sehen keine Poller gegen Lastwagen, die sich sonst durch die Menschenmenge pflügen könnten. Sie sehen keine Betonblöcke bei den Eingängen und keine bis an die Zähne bewaffneten Polizisten mit ihren Sturmgewehren im Anschlag.
Sie sehen sorglose Menschen, festlich beleuchtete Stände und Weihnachtsdeko, die im Wind baumelt.
Sie sehen ein Archiv-Foto des Christkindlmarktes am Rathausplatz aus dem Jahr 2011 – lange, bevor der Terror ins Land gezogen ist.
Es muss so um den Dreh gewesen sein, vielleicht ein Jahr früher oder später: Ich stand mit einem Freund beim Glühweinstand, Eingang Ecke Lichtenfelsgasse, und die größte Gefahr des Abends war der Turbo-Punsch. Für meine Liebsten kaufte ich Weihnachtsmänner aus Glas, gefüllt mit Likör, der so picksüß war, dass ihn die meisten wegleeren mussten. Und einen neuen Stern für den Christbaum. Ich trug eine blinkende Weihnachtshaube, die vor allem Kinder witzig fanden – und Touristen aus Asien. Viele von ihnen machten Fotos, und die Vorstellung, dass eines davon heute noch an einem I-love-Vienna-Magneten an einem Eiskasten irgendwo in Chengdu hängt, amüsiert mich.
So war Weihnachten früher. Besinnlich, ungefährlich, spaßig, ohne mulmiges Gefühl, ohne Terrorangst. Wer das noch kennt, ist seit 2016 Zeitzeuge.
Was für ein trauriger Gedanke.
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