Nach 30 Jahren

USA: “Falscher Rockefeller” wegen Mordes verurteilt

Ausland
10.04.2013 20:58
Der als "falscher Rockefeller" bekannt gewordene Deutsche Christian Karl Gerhartsreiter ist am Mittwoch im US-Bundesstaat Kalifornien wegen Mordes schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen in Los Angeles sahen es als erwiesen an, dass Gerhartsreiter vor knapp 30 Jahren den Sohn seiner damaligen Vermieterin getötet hatte. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert.

Als Termin für die Verkündung des Strafmaßes legte Richter George G. Lomeli den 26. Juni fest. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft droht Gerhartsreiter eine Haftstrafe zwischen 26 Jahren und lebenslänglich.

Die Staatsanwaltschaft hatte Gerhartsreiter zur Last gelegt, im Februar 1985 in einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles den damals 27-jährigen John Sohus ermordet zu haben - der Deutsche wohnte damals unter dem Namen Christopher Chichester im Gästehaus der Familie Sohus. Die Leiche wurde erst Mitte der 1990er-Jahre gefunden. Die Ermittler verdächtigen den Deutschen auch, die bis heute verschwundene Ehefrau des Opfers getötet zu haben - angeklagt war er in diesem Punkt aber nicht.

Staatsanwalt: "Meister der Manipulation"
In seinem Schlussplädoyer stellte Staatsanwalt Habib Balian den Deutschen, der sich über Jahre hinweg als "Rockefeller" ausgegeben und auch weitere falsche Namen verwendet hatte, als kaltblütigen Mörder dar. Er sei ein "Meister" im Manipulieren gewesen, der eine Lüge nach der anderen aufgetischt habe, zitierte die "Los Angeles Times" den Ankläger. Gerhartsreiter sei viel zu lange ungestraft davongekommen, sagte Balian am Dienstag, kurz bevor der Fall der Jury übergeben wurde.

Verteidiger: "Kein Motiv, keine Zeugen oder DNA-Hinweise"
Verteidiger Jeffrey Denner hatte zuvor eingeräumt, sein Mandant sei ein Hochstapler und Betrüger, der sich hinter verschiedenen Namen und Identitäten versteckte. Ihm sei aber kein Mord nachzuweisen. Es gebe kein Tatmotiv, keine Augenzeugen oder DNA-Hinweise, die den Deutschen mit dem Verbrechen in Verbindung bringen könnten. Der Hochstapler wirke nicht gerade "sympathisch". "Aber das bedeutet nicht, dass er ein Mörder ist", betonte der Strafverteidiger. Diesem zufolge will Gerhartsreiter das Urteil anfechten.

"Clark Rockefeller" bereits wegen Entführung verurteilt
Sohus und seine Frau Linda waren 1985 spurlos verschwunden. Die Leiche des Mannes wurde neun Jahre später bei Bauarbeiten im Garten seines Elternhauses (Bild 3) gefunden, sie konnte erst 2008 mit neuen DNA-Methoden identifiziert werden. Von der Frau fehlt weiterhin jede Spur. Verteidiger Denner spekulierte damit, dass Sohus' verschwundene Frau die Mörderin sein könnte.

Nach dem Verschwinden des Paares hatte sich der Deutsche an der US-Ostküste niedergelassen, wo er unter verschiedenen Namen - darunter auch als "Clark Rockefeller" - lebte. Nach einer gescheiterten Ehe und einem Sorgerechtsstreit geriet Gerhartsreiter in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts ins Visier der Behörden. Wegen Entführung seiner damals siebenjährigen Tochter wurde er 2008 zu vier Jahren Haft verurteilt. Danach folgte die Mordanklage in Kalifornien.

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