Keine leichte Aufgabe, sich über die letzten Dinge Gedanken zu machen, aber ein bei schweren oder unheilbaren Krankheiten wichtiger Schritt für Patienten und Angehörige. Das behutsame Gespräch birgt die Chance, die verbleibende Zeit bewusst zu gestalten.
„Darüber müssen wir doch nicht gerade heute sprechen.“
„Immer siehst du alles so schwarz.“
„Das hat doch jetzt nichts mit uns zu tun.“
Verständlich, dass oft solche Sätze fallen, wenn es um das Thema des nahenden, endgültigen Abschiednehmens geht. Eine schwere, lebensbedrohende Krankheit bedingt die Angst vor dem Unaufhaltsamen.
Betroffene Patienten, Angehörige und Freunde haben dann aber auch die Chance, sich vorzubereiten und die verbleibende Zeit bewusst zu gestalten. Dazu gehört eine Riesenportion Mut und Kraft. Es lohnt sich aber, um Ängste zu überwinden, keine Schuldgefühle zu entwickeln und der Liebe Raum zu geben, solange es noch möglich ist.
Wie fängt man es am besten an?
„Hören Sie genau hin, ob die betroffene Person vielleicht schon von sich aus Hinweise gibt, etwa ,wenn ich dann einmal nicht mehr bin‘, sagt. Das könnte darauf hindeuten, dass es einen Gesprächsbedarf gibt. Darauf mit sanfter Nachfrage zu antworten, was gemeint ist, welche Sorgen die Person plagen, signalisiert: ,Ich lasse dich nicht allein und bin für dich da‘“, rät Dr. Gabriele Traun-Vogt, Psychoonkologin, Psychotherapeutin und Klinische Psychologin aus Wien auf selpers.com.
Die verbleibende Zeit gemeinsam gestalten: Auf der Online-Plattform „selpers“ finden Angehörige und Patienten Informationen in Form von Videos, Podcastst, Expertentipps und Schulungen zum Thema.
Keinesfalls sollte man das Ansinnen als übertrieben, sentimental oder gar unangebracht abtun.
Umgekehrt dürfen aber auch Angehörige und Freunde auf das Thema Tod zu sprechen kommen, vielleicht auch, um ein persönliches Anliegen darzubringen. Dazu müssen aber folgende Voraussetzungen erfüllt sein, wie die Psychologin anmerkt:
Dass es sich um ein belastendes Thema handelt, das einen schnell in den Ausnahmezustand bringt, ist ganz natürlich, und man darf es sich und den anderen auch eingestehen. Hat man im Moment nicht die Kraft, sich damit auseinanderzusetzen – egal ob als Patient, Angehöriger oder Freund -, ist es sinnvoll, das zuzugeben und das Gespräch auf einen anderen (definierten) Zeitpunkt zu verschieben. Die Zeit bis dahin nützen, um Informationen zu sammeln, eventuell einen Arzt zu befragen, sich einzulesen, Vorträge/Patientenseminare zu besuchen.
Sie müssen da nicht allein durch!
Unterstützung kann man sowohl im eigenen Freundeskreis finden, wenn es dabei Menschen gibt, die Erfahrung mit der Thematik haben, als auch bei Psychologen, Psychotherapeuten, Palliativ- und Hospizteams, wie Univ.-Prof. DDr. Eva-Katharina Masel, Leiterin der Univ. Klinik für Innere Medizin im Wiener AKH empfiehlt.
Beim Verabschieden gibt es keine festen Regeln
Sie können dabei nichts falsch machen, folgen Sie einfach Ihrer Intuition. Der Zeitpunkt zum Adieu-Sagen ist da, wenn es sich richtig anfühlt, auch wenn die Person noch nicht im Sterben liegt. Palliativ- und Intensivmediziner gehen davon aus, dass auch Patienten, die nicht mehr ansprechbar sind, noch Stimme und Berührungen wahrnehmen.
Der Hörsinn bleibt besonders lange erhalten. Man kann liebevolle Worte mit auf den Weg geben, dem Betroffenen signalisieren, dass er gehen darf und Sie zurecht kommen werden, ohne ihn je zu vergessen. Verabschieden Sie sich so, wie es für Sie persönlich passend ist, und wie Sie glauben, damit am besten zurechtzukommen. Das macht den Verlust zwar nicht leichter, wird aber als tiefes Gefühl in Ihrem Herzen weiter bestehen.
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