Rückruf von 50.000 t

Großhändler aus NL beschert EU neuen Fleischskandal

Ausland
11.04.2013 12:36
Ein neuer Fleischskandal trifft Europa: 50.000 Tonnen nicht deklariertes Fleisch aus den Niederlanden sind offenbar in mehrere europäische Länder verkauft worden. Das Fleisch könnte mit unkontrolliertem Pferdefleisch vermischt worden sein, warnte die niederländische Kontrollbehörde für Nahrungsmittel. Für Österreich gab die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit am Donnerstag Entwarnung.

Die an Hunderte Käufer in ganz Europa ausgelieferten 50.000 Tonnen Fleisch des niederländischen Großhändlers Willy Selten (im Bild dessen Fleischverarbeitungsanlage im südniederländischen Oss) könnten Pferdefleisch enthalten, warnte die Kontrollbehörde. Der Großhändler steht unter Betrugsverdacht. Seit über zwei Jahren soll er Fleisch verkauft haben, ohne dessen Herkunft zu registrieren. Bereits zuvor hatte er Pferdefleisch mit Rind vermengt und als reines Rindfleisch verkauft.

Die Kontrollbehörde hatte am Mittwoch rund 500 Betriebe aufgefordert, die Ware bei ihren Kunden aufzuspüren und aus dem Handel zu nehmen. Die Herkunft des Fleisches sei unklar, daher könne auch die Sicherheit nicht garantiert werden, hieß es. Zurzeit gebe es aber keine Hinweise auf Gefahren für Menschen.

Niederländische Regierung schockiert
Die niederländische Regierung reagierte am Donnerstag schockiert auf den neuen Skandal. "Wir werden alles tun, um die Betrüger zu verfolgen", sagte die Staatssekretärin für Landwirtschaft, Sharon Dijksma, in Den Haag. Konsumentenverbände und die Lebensmittelbranche verlangten eine schnelle Aufklärung des Falles. Das Vertrauen der Konsumenten sei beschädigt, erklärte ein Sprecher der Lebensmittelindustrie.

Das falsch deklarierte Fleisch wurde nach Angaben der niederländischen Behörden zwischen Jänner 2011 und Februar 2013 ausgeliefert. Dementsprechend bestehe die Möglichkeit, dass große Teile davon schon von Konsumenten verzehrt wurden. "Aber viel wurde auch in Tiefkühlmahlzeiten verarbeitet, und Fleischlaibchen oder Hamburger sind sehr lange haltbar", gab der Sprecher der Aufsichtsbehörde zu bedenken.

EU-Kommission: "Umfassende betrügerische Kette"
Die Niederlande hätten eine "umfassende betrügerische Kette" rund um eine niederländische Firma aufgedeckt, rief die EU-Kommission die einzelnen Länder am Donnerstag zu einer Prüfung auf. Eine entsprechende Warnung sei an alle 27 EU-Staaten gegangen. "Alle nationalen Behörden sind nun informiert", teilte die Behörde mit. Der Großhändler habe das Fleisch an rund 500 Betriebe geliefert, darunter 132 Betriebe in den Niederlanden und 370 in anderen EU-Staaten, teilte ein Sprecher von Konsumenschutz-Kommissar Tonio Borg mit.

AGES: Abnehmer auch in Österreich, aber bereits kontrolliert
Zu den Zielländern der Lieferungen gehörten unter anderem Deutschland, Frankreich und Spanien. Die AGES teilte mit, dass der niederländische Großhändler auch zwei Abnehmer in Österreich hatte. "Beide Firmen sind bereits im Rahmen der Schwerpunktaktion im Februar und März kontrolliert worden. Das Ergebnis war negativ", gab ein Sprecher der Agentur aber Entwarnung.

Die nun von den niederländischen Behörden veröffentlichte Warnung resultiere demnach aus den Ermittlungen im Zuge des Pferdfleischskandals. "Es handelt sich sozusagen um 'Nachwehen'", so der Sprecher. Die niederländische Lebensmittelaufsichtsbehörde habe die Schwesterbehörden jetzt noch einmal informiert. Die AGES in Wien werde nun die Behörden in den Ländern in Kenntnis setzen, die dann neuerlich die Suche nach möglicherweise falsch deklarierten Waren aufnehmen.

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