Ein britisches Pärchen zittert im Landesgericht Korneuburg (NÖ) auf der Anklagebank. Kiloweise versuchten sie Cannabis von Thailand nach Amsterdam zu schmuggeln – mit Zwischenstopp in Wien. „Ich wollte dieses Geld für meine Studiengebühren verwenden“, sagt der 29-Jährige. Die Urteile gegen ihn und seine Freundin fallen mild aus.
Hand in Hand sitzt ein junges britisches Pärchen auf der Anklagebank im Landesgericht Korneuburg (NÖ). Der 29-Jährige muss die Tränen zurückhalten. Seit 21. Juli sitzt er in Österreich in U-Haft – an diesem Tag wurden seine Koffer mit insgesamt 33 Kilogramm Cannabis am Flughafen Wien-Schwechat entdeckt.
10.000 Euro für Drogenschmuggel
„Ich hab einen Typen in einem Pub in London kennengelernt“, erzählt er. Dieser bot ihm 10.000 Euro für den Drogenschmuggel von Thailand nach Amsterdam – das eigentliche Ziel des Suchtgifts. Wien war nur ein fataler Zwischenstopp ...
„Das sind nicht die klassischen Drogenschmuggler“
Erhalten habe er das Geld nie. Vielmehr sitzt er nun zusammen mit seiner Freundin – auch sie war mit in Thailand – vor einem Schöffensenat. Ihnen drohen 15 Jahre Haft. „Das sind nicht die klassischen Drogenschmuggler“, so Anwalt Dominik Wild mit Blick auf seine Mandantin (24), eine Kundenservice-Beraterin, die lediglich das Flugticket für ihren Liebsten bezahlte, und den älteren Wirtschaftsstudenten.
Es geht in erster Linie um Studenten, denen in Aussicht gestellt wird, sie checken einen Koffer ein und bekommen dafür eine Stange Geld. Da werden junge Leute schamlos ausgenutzt.
Anwalt Alexander Prenner vertritt den 29-jährigen Drogenschmuggler
„Ich wollte dieses Geld für meine Studiengebühren verwenden“, erklärt der 29-Jährige, verteidigt von Anwalt Alexander Prenner. 100.000 Euro kosten ihm die vier Jahre an einer britischen Universität. Damit sei er genau das Ziel von den Hintermännern eines solchen Drogenschmuggels, merkt Prenner an: „Es geht in erster Linie um Studenten, denen in Aussicht gestellt wird, sie checken einen Koffer ein und bekommen dafür eine Stange Geld. Da werden junge Leute schamlos ausgenutzt.“
Wie auch das britische Pärchen wurden nämlich auch andere nach dem gleichen Modus Operandi angeworben. „Das Ergebnis ist, dass ziemlich viele in letzter Zeit da aufgetaucht sind. Früher haben die Leute halt ein paar Packerl Cannabis zwischen der Schmutzwäsche gehabt. Aber jetzt ist der ganze Koffer voll. Ich gehe davon aus, dass das 20 bis 30 Fälle sind in diesem Sommer“, so die vorsitzende Richterin.
Teilbedingte Haft und Mindeststrafe
Und genau deswegen: „Es ist hier die Generalprävention der wichtigste Punkt. Daher geht der Angeklagte heute nicht nachhause“, begründet Frau Rat das Urteil des Schöffensenats. 30 Monate teilbedingte Haft fasst der 29-Jährige aus. „Es gibt genug Leute, die sind in Not und die machen keine strafbaren Handlungen.“ Sechs Monate muss er tatsächlich ins Gefängnis – dreieinhalb saß er bereits in U-Haft. Seine Freundin kommt mit der Mindeststrafe von einem Jahr bedingt davon. Ihr Tatbeitrag sei nur sehr gering gewesen.
Rührende Szene im Verhandlungssaal
Nach der Urteilsverkündung fließen dann die Tränen: Erleichtern fällt sich das junge Pärchen in die Arme – das erste Mal seit der Verhaftung des Studenten. Was wohl auch den Justizwachebeamten zu rühren scheint, der den beiden eine Extraminute zum Verabschieden gibt, bevor der 29-Jährige wieder in die Justizanstalt gebracht wird. Bereits jetzt kann er einen Antrag auf Entlassung nach dreiviertel der Strafe stellen. Zu Weihnachten wird er wohl wieder in England sein.
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