Mit Bluttaten umgehen:

„Es ist erlaubt, auch an etwas anderes zu denken“

Oberösterreich
01.11.2024 13:00

Zwei Bluttaten in der Nachbarschaft. Die Polizei vor dem Haus und der mutmaßliche Todesschütze auf der Flucht: Die Leiterin der Krisenhilfe Oberösterreich erklärt, wie man mit den schrecklichen Geschehnissen im Mühlviertel umgehen kann – und wie man sie Kindern am verständlichsten erklärt.

„Wir haben mehr Kolleginnen im mobilen Dienst aktiviert sowie in den Nächten auf Dienstag und Mittwoch die Telefondienste verstärkt“ – nicht nur die Polizei, auch die Krisenhilfe OÖ ist nach den schrecklichen Taten im Mühlviertel im Dauereinsatz, wie Leiterin Katja Sieper erklärt. Schließlich ist die Unsicherheit – niemand weiß, wo der mutmaßliche Todesschütze Roland Drexler steckt – eine große Belastung.

„Am Anfang erarbeiten wir mit Betroffenen in kleinen Schritten eine erste Stabilität, da geht es um einfache Dinge: Wie kann ich wieder schlafen? Was kann ich gegen die Angst machen?“

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Einfache Atemübungen können die Herzfrequenz senken. Weil der Körper und die Psyche zusammenhängen, kann das helfen.

(Bild: Nell Leidinger)

Katja Sieper, Leiterin der Krisenhilfe Oberösterreich

Kinderfragen ehrlich beantworten
Siepers Team unterstützt Eltern auch dabei, die Geschehnisse Kindern zu erklären. „Erwachsene sollten Fragen der Kinder in altersentsprechenden Worten und ehrlich beantworten, aber nicht mehr erzählen, als sie wissen wollen“, rät die Expertin. „Wenn Kinder zum Beispiel fragen, warum da so viel Polizei ist, könnte man antworten: Weil die Polizei jemanden sucht.“ Damit würden Kinder Sicherheit bekommen, „weil sie wissen, sie bekommen ehrliche Antworten und müssen nicht Gerüchten in der WhatsApp-Klassengruppe vertrauen“, so Sieper.

Pausen können helfen
Wenn die Suche nach dem mutmaßlichen Täter noch länger dauert, empfiehlt die Krisenhilfe-Chefin Betroffenen und allen, die dadurch belastet sind, Pausen im Medienkonsum einzulegen oder Zeiten festzulegen, zu denen man sich informiert. Denn die permanente Beschäftigung mit dem Thema würde die Unsicherheit befeuern. Sieper: „Es ist erlaubt, zwischendurch auch an etwas anderes zu denken.“

Die Krisenhilfe OÖ ist rund um die Uhr erreichbar: 0732 / 21 77

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