Kevin Stöger hat ein Jahr voller Höhen und Tiefen hinter sich. Der 31-Jährige konnte mit Bochum dramatisch die Klasse halten, wurde nicht für den EM-Kader berücksichtigt und feierte schließlich doch sein lange ersehntes Debüt im ÖFB-Dress. Mit „Sportkrone.at“ hat der Mittelfeld-Motor von Borussia Mönchengladbach über seine Erfahrungen und sein Verhältnis zu Teamchef Ralf Rangnick gesprochen.
„Kronesport“: In dieser Woche gab es eine bittere 1:2-Pleite gegen Eintracht Frankfurt und damit das frühe Aus im DFB-Pokal. Nach dem Spiel hast du recht frustriert angemerkt, dass die Dinge intern aufgearbeitet werden müssen. Ist dies mittlerweile geschehen?
Kevin Stöger: Natürlich sind wir gefrustet, dass wir so bitter ausgeschieden sind. Unmittelbar nach dem Spiel ist das Gefühl besonders intensiv. Insbesondere wenn man mehr als 75 Minuten in Überzahl spielt, muss es der eigene Anspruch sein, eine Runde weiterzukommen – auch wenn Frankfurt natürlich extrem viel Qualität hat. Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht, waren aber in einigen Szenen nicht so griffig, wie wir hätten sein müssen. Und dann haben wir Gegentore kassiert, die man gegen Frankfurt auch mit Elf gegen Elf kriegen kann. Diese Dinge haben wir nach dem Spiel natürlich intern angesprochen.
Es war bisher eine holprige Saison, der Unmut bei den Fans wird größer. Auch Forderungen nach einem neuen Trainer werden lauter. Wird das Spiel gegen Werder Bremen vielleicht schon richtungsweisend für die Zukunft von Gerardo Seoane?
Unser Fokus liegt einzig und allein darauf, Spiele zu gewinnen. Dazu gehört auch, uns bestmöglich vorzubereiten auf den jeweiligen Gegner. Als Mannschaft gemeinsam mit dem Trainerteam und allen Mitarbeitern des Vereins versuchen wir, das Beste rauszuholen. Wir gehen den Weg zusammen und wollen natürlich auch das Heimspiel am Sonntag gewinnen. Wir wollen vor allem zu Hause wieder zeigen, dass es jeder Gegner im BORUSSIA-PARK schwer haben kann. Wenn alle gemeinsam zusammenarbeiten, dann ist hier zu Hause einiges möglich. Was von außen kommt, dürfen wir nicht an uns herankommen lassen.
Zuletzt hat Seoane das Spielsystem umgestellt. So fandest du dich zuletzt – trotz starker Leistungen – auf der Bank wieder. Wie wurde das intern kommuniziert und wie siehst du künftig deine Rolle?
Der Trainer hat die Entscheidung mir gegenüber natürlich vor dem jeweiligen Spiel kommuniziert. Ich bin ein Spieler, der immer auf dem Platz stehen will, der der Mannschaft und dem Verein auf diese Art helfen will. Und ich glaube, dass ich mit meiner Qualität diesen Anspruch an mich selbst auch haben kann. Nichtsdestotrotz steht der Verein über allem. Das bedeutet für mich, dass, wenn ich reinkomme, ich richtig Gas geben muss. Das habe ich bisher auch immer gemacht.
Wie haben Sie sich sonst nach ihrem Wechsel aus Bochum in Gladbach eingelebt?
Wenn man ehrlich ist, ist die Borussia noch einmal um einiges größer als Bochum. Das war mir von vornherein klar. Dadurch gibt es vielleicht auch etwas mehr Druck, den man verspürt. Ich kann mit diesem Druck aber gut umgehen und habe Bock, mich hier zu beweisen. Deshalb bin ich auch extrem positiv eingestellt, dass wir diese Saison etwas erreichen können mit der Mannschaft.
Was ist da alles möglich?
Das Aus im Pokal ist sehr bitter, aber es geht weiter. Wir haben die Chance, uns in der Liga zu beweisen. Ich bin bei Borussia sehr gut aufgenommen worden und glaube, das hat man in den ersten Spielen auch an den Leistungen gesehen. Ich will genau da weitermachen, mich weiterhin verbessern und der Mannschaft weiterhin helfen.
So wie vergangene Saison mit Bochum, wo man den Verein – auch mit einer starken Leistung im Relegation-Rückspiel – in der Liga halten konnte. Was geht dir da heute noch durch den Kopf?
Bis heute kann ich das noch nicht wirklich beschreiben. Das war einfach ein unfassbares Gefühl. Wir haben etwas fast Unmögliches geschafft. Bochum, ein Verein, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, spielt weiterhin in der Bundesliga und ich bin froh, daran meinen Anteil gehabt zu haben. Ich bin stolz, dass wir den Klassenerhalt noch geschafft haben, und blicke mit vielen positiven Erinnerungen zurück. Zudem habe ich natürlich auch noch einige Freunde in der Mannschaft und im ganzen Verein, mit denen ich immer wieder in Kontakt bin. Ich drücke Bochum selbstverständlich weiterhin die Daumen.
Zuletzt hast du auch das Debüt in der Nationalmannschaft feiern können. Wie war es für dich im ÖFB-Dress selbst auflaufen für zu dürfen?
Es war immer mein Traum, für Österreich zu spielen. Dass ich das nun erreicht habe, darauf bin ich extrem stolz. Auch die letzten zwei Spiele, in denen ich leider nicht eingewechselt worden bin, machen mich genauso stolz. Ich bin ein Spieler, der dem Team auch helfen will, wenn er nicht selbst spielt. Ich bin einfach glücklich und habe große Lust, da dabei zu sein. Ich glaube, das merkt und sieht man auch. Aber natürlich würde ich mich auch über weitere Einsätze freuen, das ist ganz klar. Auch dafür werde ich im Verein weiter alles geben.
Wie ist der Austausch zu Ralf Rangnick und welches Verhältnis hast du zum Trainer? Er hat ja durchaus klare Vorstellung, wie zu spielen ist …
Unser Verhältnis ist gut. Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich in der nächsten Länderspielphase wieder dabei bin. Es ist wichtig, dass der Trainer das System und die Taktik vorgibt und wirklich alle wissen, was sie zu tun haben – die Start-Elf, aber auch die Einwechselspieler. Seine Art Fußball spielen zu lassen, macht viel Spaß, weil du einfach aktiv bist, viel den Ball und schnellen Zug zum Tor hast. Ich glaube, man merkt auch, dass die Mannschaft intern Spaß hat und gerne zusammenspielt. Der Trainer hat aus meiner Sicht einen großen Anteil daran, dass Österreich gerade so gut angesehen ist und keiner gerne gegen uns spielen will. Vor allem in den letzten zwei Partien hat man gesehen, mit was für einer Überzeugung wir ins Spiel gegangen sind. Dann gewinnst du die Spiele souverän, hast im Endeffekt alles richtig gemacht und hast schließlich noch mehr Spaß.
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