Das Fluchtauto des mutmaßlichen Doppelmörders Roland Drexler ist am Freitag nach einem Tipp aus der Bevölkerung in einem Waldstück zwischen Altenfelden und Arnreit im Mühlviertel (Oberösterreich) gefunden worden. Ein erster konkreter Hinweis. Leiche wurde keine entdeckt – die Polizei geht davon aus, dass der 56-Jährige noch lebt.
Was für ein düsterer Allerheiligen-Tag im Mühlviertel! Anstatt eines friedlichen Totengedenkens auf den örtlichen Friedhöfen versetzte der mutmaßliche Doppelmörder Roland Drexler einmal mehr alle in Angst und Schrecken.
„So menschenleer war unsere Gemeinde zu Allerheiligen noch nie“, sagte etwa eine traurige Familie, die das Polizeitreiben im Ortskern von Altenfelden aus dem Fenster beobachtete. „Ich war heute, so wie jedes Jahr, auf dem Friedhof am Grab meines Vaters. Es war trostlos, niemand war da“, berichtet Johann K. (67). Die Allerheiligen-Prozessionen waren in den Gemeinden Altenfelden, Arnreit, Kirchberg ob der Donau und Neufelden abgesagt worden – zu unsicher war die Situation.
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Juliane S. (21)
Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel
Ich war heute am Grab meines Vaters. Es war trostlos, niemand war da. Ich habe geglaubt, der Drexler ist schon nach Tschechien geflüchtet, weil er dort öfter jagen war.
Johann K. (67)
Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel
Es ist unangenehm, aber Angst habe ich keine. Meine dreijährige Tochter sieht, dass viel Polizei da ist, stellt aber keine Fragen. Ich wüsste nicht, wie ich es ihr erklären soll.
Carmen K. (29)
Bild: Wenzel Markus/Markus Wenzel
Am Freitag, um etwa 9.30 Uhr, war der Anruf eines Spaziergängers bei der Polizei eingegangen. Er hatte das seit Montag verschwundene Auto von Drexler in einem Waldstück zwischen Altenfelden und Arnreit entdeckt – ausgerechnet dort, wo er am Montag wegen Streitigkeiten wegen der Jagd erst Franz Hofer, den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau und Jäger Josef Hartl aus Arnreit, erschossen haben soll. Ob Drexler selbst oder ein Komplize den Caddy in das Waldstück gelenkt hatte, ist unklar. Genauso unklar ist weiter, wo der 56-Jährige jetzt ist.
Dunkelheit erschwert die Suche für die Polizei
Rund 250 Einsatzkräfte aus ganz Österreich, davon 50 Cobra-Beamte, durchsuchten den ganzen Feiertag lang das Waldstück, in dem es laut Polizeisprecher Michael Babl auch mehrere Gebäude und Hütten gibt, die als Versteck dienen könnten. Das Ortszentrum von Altenfelden, wo sich die Einsatzzentrale befand, wurde für den Verkehr gesperrt – ein schwer bewaffneter Polizist riegelte die Einfahrt ab.
„Das wäre sonst zu gefährlich“
Nach und nach arbeiteten die Einsatzkräfte das Waldstück ab – doch die einbrechende Dunkelheit zwang die Exekutive, ihre Taktik zu ändern. Nur noch bei konkreten Hinweisen würde man in der Dunkelheit in den Wald beim Fundort des Autos gehen, so ein Sprecher: „Das wäre sonst zu gefährlich in der Nacht.“ Man arbeitete mit Wärmebildkameras weiter, auch Drohnen kreisten trotz Finsternis über dem Mühlviertel.
An Schlaf war nicht zu denken: Rund 250 Einsatzkräfte stehen die Nacht über im Einsatz, mit der Hoffnung, das ganze Land endlich von der Ungewissheit rund um den Amok-Jäger erlösen zu können.
Großes Rätselraten um Aufenthaltsort von Drexler
Überall wird derzeit gerätselt: Wo ist Roland Drexler? Der Bürgermeister von Altenfelden, Klaus Gattringer, zeigte sich im Gespräch mit der „Krone“ zwar erleichtert, dass das Auto gefunden wurde, die Anspannung war aber weiter groß. Der Altenfeldener Johann K. meinte: „Ich habe eigentlich geglaubt, der ist schon nach Tschechien geflüchtet, weil er dort öfter jagen war.“
Die „Krone“ berichtete live – hier alle Entwicklungen vom 1.11.:
Seit Montag wird intensiv nach dem Flüchtigen Roland Drexler gefahndet, der zwei Männer im Mühlviertel verfolgt und getötet haben soll. Vermutet wird weiterhin, dass es sich beim Motiv um einen Streit unter Jägern handeln dürfte. Drexler gilt als hochgefährlich.
Der Fund des Autos war nach mehreren Fehlalarmen nun der erste konkrete Hinweis, dem die Polizei nachgehen konnte. Ausgerechnet dort in der Nähe war der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau – das erste Opfer – erschossen worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Gesuchte noch lebt und weiterhin bewaffnet ist.
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