Branche in der Krise

Teure Tickets: Nur für viel Geld gibt’s a Musi

Steiermark
03.11.2024 11:00

Die Vorfreude auf das Konzertjahr 2025 ist für viele Fans getrübt. Die Ticketpreise steigen extrem, Konzertbesuche werden zum Luxus und mit der Pleite in der Veranstaltungsbranche zur Geldvernichtung. Hunderte steirische Schlagerfans werden um ihr Ticketgeld gebracht.

Ob Adele, Taylor Swift oder Roland Kaiser. Wer die Künstler live sehen möchte, greift dafür tief in die Tasche. So tief, dass es bei den Superstars schon an Wucher grenzt. Konzerttickets können 600 Euro und mehr kosten.

Der Bogen scheint inzwischen überspannt zu sein, denn Konzerte werden immer mehr zum Luxus, wenn sie denn überhaupt stattfinden. Der Pleitegeier zieht seine Runden in der heimischen Veranstaltungsbranche. So können sich Hunderte steirische Schlagerfans ihre teuer gekauften Tickets für die „Schlagerparty des Jahres“ an den Hut stecken. Kerstin Ott, Semino Rossi, Die Paldauer und Nik.P hätten am 17. November in die Grazer Stadthalle kommen sollen. Doch das Konzert wurde mit der Pleite des Veranstalters still und leise abgesagt.

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Die Leute gehen nicht mehr so häufig auf Konzerte. Einmal im Monat auf ein Konzert zu gehen, ist für viele nicht mehr drinnen.

„Nockis“-Manager Gustl Viertbauer

Statt Schlagerparty nun Frust bei den Fans, die um ihr Geld gebracht nun auf Facebook schimpfen: „Die größten Gauner! Obwohl die wussten, dass sie pleite sind, wurden noch fleißig Karten verkauft. Laut Ö-Ticket bekommen wir nicht einmal das Geld zurück. Schämt euch“, poltert Gabi. Auch Ingrid ist verärgert: „Echt arg, habe 360 Euro in den Wind gesetzt“. Die Zeche zahlt das Publikum. Dieser „Einfahrer“ verunsichert die Konzertbesucher, die deutlich zurückhaltender beim Ticketkaufen werden. Das bestätigt auch der Veranstalter und „Nockis“-Manager Gustl Viertbauer: „Die Leute gehen nicht mehr so häufig auf Konzerte. Einmal im Monat auf ein Konzert zu gehen, ist für viele nicht mehr drinnen. Maximal sind es zwei bis vier Konzerte im Jahr“.

Darum sind die Ticketpreise so teuer
„Diese Entwicklung ist eine Katastrophe“, beurteilt Konzertveranstalter Manfred Koch die aktuelle Entwicklung in der angeschlagenen Branche. „Überall ist eine Ausdünnung spürbar. Jetzt kommt der große Cut. Die Veranstalter sterben wie die Fliegen. Wer da noch durchkommt, hat es geschafft“. Die Ursachen dafür liegen einerseits in der Kostenexplosion der letzten zwei Jahre und den überhöhten Gagen.

Veranstalter und Musiker Manfred „Cook“ Koch beklagt die Entwicklung. (Bild: z.V.g.)
Veranstalter und Musiker Manfred „Cook“ Koch beklagt die Entwicklung.

Künstlerhonorare sind zur Haupteinnahmequelle geworden, weil vom Streaming nur wenige profitieren können. Auch die Personalkosten treiben die Ticketpreise nach oben. Dazu kommt noch der gigantische technische Aufwand, der sich mit den Ansprüchen des Publikums und der Künstler verändert hat und vom Endkonsumenten bezahlt wird. Das geschäftliche Risiko trägt der Veranstalter.

Um welche Summen es sich dabei handelt, rechnet Manfred Koch vor, der mittlerweile in ganz Österreich Konzerte mit Gregor Meyle, Silbermond, Hubert von Goisern und Josh veranstaltet. „Mich hat die Absage der David Hasselhoff-Konzerte 250.000 Euro gekostet“.

Ist das Andrea-Berg-Konzert in Graz noch leistbar?
Nach eigenen Angaben hat der Veranstalter seit 2018 die Ticketpreise nicht erhöht, da ihm auch Künstler mit ihren Gagen entgegenkommen. „Für mich liegt die Schmerzgrenze für Konzerttickets bei 60 Euro“. Zwischen 169,90 und 49,90 Euro bewegen sich die Ticketpreise für das Andrea-Berg-Konzert am 7. Februar 2025 in der Grazer Stadthalle. Die einst günstigen Stehplätze stehen mit gesalzenen 89,90 Euro im Verkauf. Noch dramatischer: In Schilling umgerechnet würde diese Stehplatzkarte knapp 1250 kosten. Keiner hätte es um dieses Geld gekauft.

Darauf angesprochen rechtfertigt Andrea Berg die Preisgestaltung des Veranstalters. „Es gibt diesmal drei Spielflächen im Konzert. Wer die günstigen Tickets auf den hinteren Plätzen hat, wird mich trotzdem bei diesem Konzert in Graz auch nah erleben können. Es ist mir persönlich ein Anliegen, dass sich ein jeder Andrea Berg live leisten kann“, meint der Schlagerstar. Ob es das Publikum auch so sieht. . .

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