Wie alle Väter hat auch „Krone“-Kolumnist Robert Schneider ab und an Ärger mit seinen Kindern. Dennoch fürchtet er nichts mehr als den Tag, an dem im Haus nicht mehr das Gebrüll seiner Söhne zu hören sein wird.
„Wenn ich volljährig bin, bleibe ich keinen Tag länger!“, schimpfte der Mittlere, der vierzehn ist. Der Elfjährige konfrontierte mich mit der Gesetzeslage in Österreich. „Ich darf schon mit sechzehn ausziehen, wenn ich einen triftigen Grund angeben kann.“ – „Der wäre?“ - „Du willst mir den Kontakt zu Kurt verbieten. Das ist nicht zulässig.“ - „Weil du heimlich dieses Energy-Zeug trinkst und Ausländerwitze erzählst.“ Der Große, der buchstäblich auf mich herabblickt, versuchte, den Streit zu schlichten. „Robert, mein Freund, hör zu ...“ Seit ein paar Wochen sagt er „Robert, mein Freund“. – „Ihr hört mir jetzt zu!“, überschlug sich meine Stimme.
Dabei war es nur um die Verschlüsse auf den Mineralwasserflaschen gegangen, die sie konsequent nicht zudrehen, um Teller mit angetrockneten Essensresten, die sie hinter ihren Bildschirmen verstecken, um eine vernünftige Durchlüftung ihrer Zimmer, also um Kleinigkeiten.
Die Androhung, dass sie mich am Tag ihrer Volljährigkeit verlassen werden, einer nach dem anderen, traf mich. Ich musste nachdenken. Innerlich fand ich mich schon damit ab, die Plastikflaschen wie immer selber zuzudrehen, die Teller mit den vertrockneten Resten ohne Murren einzuweichen und in den Geschirrspüler zu räumen, vielleicht sogar das Taschengeld der Inflation anzupassen. Hauptsache, es wird nicht totenstill im Haus. „Gerade habe ich euch noch in der Wippe geschaukelt, und jetzt wollt ihr mich schon verlassen?“ – „Hör‘ mit dem Babygedöns auf!“, brabbelte der Mittlere. – „Ich kenne die Gesetzeslage“, wiederholte der Kleine. – „Das ist eben der Lauf der Welt, Robert, mein Freund“, der Große.
Als sie in der Schule waren, ging ich durchs Haus und lauschte in die unerträgliche Stille. Nie mehr wirst du dich über herumstehende Essensreste beschweren, über volle Plastikflaschen ohne Verschluss.
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