Kreuz im Alteisen

So fand Weltkriegs-Offizier letzte Ruhestätte

Tirol
03.11.2024 11:00

Sein Kreuz landete beim Alteisen, ein Aufschrei war die Folge: Die „Krone“ deckte 2022 in Gries einen fragwürdigen Umgang mit dem Kriegsgrab eines italienischen Offiziers auf. Jetzt wurden sämtliche Fehler bereinigt.  

Beschauliche Ruhe herrscht am Ortsfriedhof Vinaders in Gries unweit der Brennergrenze. Mit dieser war es 2022 aber vorbei, als die Gemeinde ohne Rücksprache mit Angehörigen das Grab eines italienischen Weltkriegssoldaten aufließ und sein Kreuz einfach beim Alteisen entsorgte. Europaweit ziemlich einzigartig, denn Kriegsgräber stehen unter besonderem Schutz von Staaten.

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Es mahnt zu Frieden, Versöhnung und dem fortgesetzten Kampf gegen nationalsozialistisches und antisemitisches Gedankengut.

Innenministerium

Gemeinde konnte Angehörige nicht finden
Ein aufmerksamer Bürger entdeckte das Kreuz in Alteisen-Container und schlug via „Tiroler Krone“ Alarm. Die nachfolgenden Berichte schlugen Wellen bis über die Landesgrenzen hinaus. Die Gemeinde rechtfertigte sich, sie habe die Angehörigen binnen Frist nicht ausfindig machen können und deshalb angenommen, das Grab könne aufgelassen werden. Wie sich später herausstellte, ein Relikt aus der unseligen Corona-Zeit. Denn die Reisebeschränkungen verhinderten Grabbesuche der in Italien wohnhaften Angehörigen in Österreich.

Zusätzliche Brisanz erhielt der Fall auch durch die Inschrift des Kreuzes: „Meine Ehre heißt Treue“ war der Leitspruch der Waffen-SS, einer gefürchteten Kampfeinheit der Nazis.

Kriegsgrab: Innenministerium federführend zuständig
Damit war klar, dass Innenministerium, Land Tirol, Kriegsgräberfürsorge und Gemeinde Gries für Aufklärung sorgen und eine Lösung finden mussten. Und die gibt es nun, wie ein Lokalaugenschein in Vinaders bestätigt: Das originale Kreuz ist wieder an Ort und Stelle, allerdings ohne die verbotene Inschrift.

Die neu gestaltete Grabanlage, fotografiert zu Allerheiligen.  (Bild: zVg)
Die neu gestaltete Grabanlage, fotografiert zu Allerheiligen. 

Die neu gestaltete Grabanlage wurde ergänzt durch eine vom Innenministerium verfasste Erklärung. In dieser heißt es: „Der hier bestattete Ruggero Manfredini kam am 8. Mai 1945 in Gries am Brenner zu Tode und war bis zu seinem Ableben Offizier in der Armee faschistischen Italiens (sic) sowie der Waffen-SS. Zunächst war er beim 2. Alpini Regiment eingesetzt und führte bis September 1943 den Dienstgrad eines Hauptmanns. Nach dem Kriegsaustritt Italiens im September 1943 besetzte die Wehrmacht Mittel- und Norditalien, entwaffnete und internierte die ehemaligen Verbündeten.“

Aus heutiger Sicht: Keine Beteiligung an Verbrechen
Einigen sei die Möglichkeit eingeräumt worden, für die deutsche Seite bzw. für die neugegründete faschistische Repubblica Sociale Italiana zu kämpfen. Am 9. September sei auch Manfredini gefangen genommen worden. 20 Tage später wurde er für die Verwendungen in der Waffen-SS freigegeben und zum Oberst befördert. Wie er 1945 zu Tode kam, ist unklar. „Als hochrangiger Offizier war er für das nationalsozialistische Regime im deutschen Besatzungsbereich in Oberitalien aktiv. Eine individuelle Beteiligung an Kriegsverbrechen kann aus heutiger Sicht nicht nachgewiesen werden“, heißt es auf der Tafel am Grab. „Es mahnt zu Frieden, Versöhnung und dem fortgesetzten Kampf gegen nationalsozialistisches und antisemitisches Gedankengut.“ 

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