Bei Patienten beliebt

Mit Tagebuch nach dem Koma zurück ins Leben

Oberösterreich
03.11.2024 10:00

Geheilte haben oft falsche Erinnerungen, können Erlebtes nicht richtig einordnen. Am Klinikum Schärding helfen dagegen von Pflegekräften und Angehörigen geführte Aufzeichnungen. Ein genesener Patient, der mehrere Wochen im künstlichen Tiefschlaf verbrachte, berichtet, wie ihm das Tagebuch geholfen hatte.

Es geht um die verlorene Zeit: Für Patienten, die bewusstlos sind oder künstlich beatmet werden, ist es schwierig, Geräusche, Lichtquellen oder die vielen Berührungen zuzuordnen. Vor zehn Jahren wurde deshalb nach Vorbildern in Skandinavien und England am Klinikum Schärding ein Intensivtagebuch eingeführt. Dieses wird von Pflegekräften und Angehörigen geführt. Seither wurden mehr als 60 solcher Tagebücher an Patienten weitergegeben.

Viele haben falsche Erinnerungen
„Viele Patienten erzählen von Erinnerungen, die oft nicht der Wirklichkeit entsprechen. Sie können das Puzzle in ihrem Kopf nicht richtig zusammenstellen und sind damit konfrontiert, herauszufinden, was real ist und was Trugwahrnehmungen sind“, erzählt Diplomkrankenschwester Edith Moser, die das Konzept erstellte. Im Intensivtagebuch werden Veränderungen, Rückschläge und natürlich Verbesserungen der Situation des Patienten so genau wie möglich beschrieben, und zwar ohne medizinische Fachausdrücke.

Wer bekommt so ein Tagebuch? Zielgruppe sind jene Patienten, die mehr als drei Tage im Tiefschlaf sind bzw. beatmet werden. 

Positives Feedback
„Der erste Eintrag ist etwas ausführlicher. Hier erfolgt eine Zusammenfassung der Ereignisse, die zur Aufnahme und Therapie des Patienten oder der Patientin geführt haben. Alle weiteren Einträge werden auf Veränderungen, Entwicklungen, wie zum Beispiel das erste Sitzen auf der Bettkante, aufgebaut. Wenn der Patient auf eine Normalstation verlegt wird, wird ihm das Tagebuch ausgehändigt. Auch Angehörige können Einträge über ihre Gedanken, Beobachtungen und Sorgen schreiben oder sie erzählen, was sich Zuhause getan hat“, so Moser: „Anfangs wussten wir nicht, wie die Tagebücher angenommen werden. Doch bald konnten wir uns über ein sehr positives Feedback von Patienten, aber auch Angehörigen freuen. Alle fanden die Idee sehr gut.“

Zitat Icon

Das Tagebuch ist enorm wichtig für mich und so lieb geschrieben. Das ganze Team hat sich so viel Mühe gegeben. Das waren meine Engel!

Komapatient Gottfried „Gucki“ Gruber (68)

Patient schwärmt vom Tagebuch
Gottfried „Gucki“ Gruber (68) aus Schärding lag 2020 knapp vier Monate lang aufgrund einer schweren Corona-Erkrankung auf der Intensivstation im Klinikum Schärding, davon rund sieben Wochen im künstlichen Tiefschlaf: „Das Tagebuch ist enorm wichtig für mich und so lieb geschrieben. Das ganze Team hat sich so viel Mühe gegeben. Das waren meine Engel! Mir war gar nicht bewusst, dass ich so lange ,weg’ war. Als ich dies nachgelesen habe, war ich selber erschüttert.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt