Mit „Letzte Runde für die Daltons“ geht Lucky-Luke völlig neue Wege: Zum ersten Mal ist der Lonesome Cowboy mit der modernen Welt des industriellen Amerikas und deutschen Einwanderern konfrontiert! Zur Feier des 102. Abums verlosen wir nicht nur Exemplare des ebenso atemberaubendes wie lehrreiches und urkomisches Abenteuers, sondern auch eine exklusive Zeichnung von Morris-Erbe Achdé!
Gewerkschaften, Bosse, Fließbandarbeit: Nicht die endlose Prärie und der klassische Saloon prägen das neue Abenteuer von Lucky Luke, sondern die Fabrikhallen und rauchverhangenen Straßen der industriellen Braustadt Milwaukee. Als die Brauerei-Arbeiter streiken und die Saloons im ganzen Widen Westen austrocknen, bittet die deutsche Gemeinde Neu-München den Revolverhelden um Hilfe. Der Mann, der schneller schießt als sein Schatten, macht sich also auf in die „Bierhauptstadt“ der USA, um den Konflikt zwischen dem mächtigen Bierbaron Frederick Martz und den von Karl Marx inspirierten deutschen Gewerkschaftern zu schlichten – ein Szenario, das den legendären Cowboy mit völlig ungewohnten Herausforderungen konfrontiert.
Achdé, der seit dem Tod von Morris für die Zeichnungen des Lonesome Cowboys verantwortlich ist, spricht im „Krone“-Interview offen über die Verantwortung, das Erbe dieser Ikone des Comics weiterzuführen: Eine „Riesenverantwortung“ und ein Akt des Respekts gegenüber Morris, mit dem er selbst noch zusammengearbeitet hat. Auch die Erwartungen der Fans stehen immer im Raum. „Ich habe das Glück, dass die Reaktionen auf meine Zeichnungen durchwegs positiv sind. Kritik gibt es höchstens an den Geschichten - und das variiert je nach Szenarist.“ Seit einigen Jahren arbeitet Achdé mit dem Autor Jul zusammen, der moderne Themen und gesellschaftliche Entwicklungen in die Geschichten bringt – und damit Lucky Luke in eine neue Zeit und zu einem neuen Publikum führt.
Eine neue Facette für einen alten Cowboy
Wie Achdé beschreibt, bleibt Lucky Luke auch in „Letzte Runde für die Daltons“ seinem Wesen treu, zeigt jedoch eine ganz neue Seite: „Wir haben bewusst ein paar Schwächen eingeführt. Früher war der Cowboy der unverwundbare Held, der immer Recht behält. Heute erwarten die Leser Figuren, die auch verletzlich sind.“ So leidet Lucky Luke nun plötzlich an Rückenschmerzen und hat gelegentlich seine Momente der Unsicherheit – menschliche Facetten, die ihn auch für ein modernes Publikum zugänglicher machen. „Das ist wie ein Blätterteig,“ erklärt Achdé. „Kinder lesen die Alben als unterhaltsame Abenteuer, Jugendliche entdecken weitere Ebenen, und Erwachsene finden noch mehr historische und kulturelle Anspielungen.“
Der moderne Einfluss zeigt sich auch im Erzähltempo und in der visuellen Gestaltung: Angelehnt an die Ästhetik moderner Fernsehserien, den Produktionen von HBO, Netflix & Co., sorgt Achdé mit neuen Panelaufteilungen und dynamischen Perspektiven dafür, dass die Geschichte rasant erzählt wird und trotzdem den Charme der klassischen Western behält. „In den früheren Alben wurde das Bild oft in filmischer Weise aufgebaut, wie in einem Westernfilm. Heute arbeiten wir mehr mit schnellen Schnitten und verschiedenen Ebenen – der Stil orientiert sich stärker an heutigen Sehgewohnheiten“, so der Zeichner beim Gespräch in Berlin.
Industrie, Migranten und ein Westernheld am falschen Ort
Das Setting des neuen Abenteuers stellt eine radikale Abkehr von der klassischen Lucky-Luke-Welt dar. Achdé beschreibt die Herausforderung, den Cowboy in eine völlig andere Umgebung zu versetzen: „Normalerweise bleibt Lucky Luke im Wilden Westen, wo er sich auskennt. Diesmal jedoch geht er nach Milwaukee, in eine Stadt, die von deutschen Einwanderern geprägt ist.“ Die Authentizität war Achdé sehr wichtig. Er hat alte Pläne von Milwaukee und historische Fotos recherchiert, die zeigen, wie Fabriken und Stadtansichten damals aussahen. Diese Darstellung erforderte intensive Vorbereitung und Aufmerksamkeit für jedes Detail – von den Maschinen in der Brauerei bis zur typischen Kleidung der deutschen Arbeiter, erinnert sich der Zeichner an die umfangreiche Arbeit für das 102. Lucky-Luke-Album.
Milwaukee war damals eine graue Industriestadt, in der alles von Kohlenrauch und Ruß überzogen war. Diesen Gegensatz zur sonnigen, sandigen Prärie hat Achdé durch eine deutliche Änderung der Farbpalette dargestellt. Sobald Lucky Luke über einen Hügel reitet und die Stadt zum ersten Mal erblickt, taucht er in eine farblich düstere Welt ein. „Man merkt auch, wie sehr Lucky Luke diese Stadt fremd ist. Im Wilden Westen kennt jeder seinen Namen“, so Achdé. Hier aber begegnen ihm die Leute mit einer Mischung aus Skepsis und Gleichgültigkeit. Wer ist dieser „Clown“ und was will er? Und der Cowboy selbst weiß nicht genau, wie er diese moderne, städtische Welt einschätzen soll.
Achdé beschreibt, wie viel Freude es ihm gemacht hat, Lucky Luke in diese fremde Welt zu setzen, aber auch, wie herausfordernd das für ihn als Zeichner war: Er habe eigentlich unterschrieben, Wüste und Kakteen zu zeichnen, sagt er mit einem lauten Lachen. Jetzt musste er das erste Mal ein Hochhaus darstellen, „ein echtes Hochhaus, das so in Milwaukee existierte“. Das sei eine enorme Herausforderung gewesen und brachte ihn auch viel zum Fluchen und Schimpfen – doch im Nachhinein sehe er es als großartige Chance, sich als Zeichner weiterzuentwickeln, wie er im Gespräch verrät.
Eine Hommage an die deutschen Wurzeln der USA
Ein zentrales Thema des Albums ist die deutsche Kultur und ihre Prägung der amerikanischen Gesellschaft im 19. Jahrhundert. Die deutschen Einwanderer haben viele Dinge mitgebracht, die heute typisch amerikanisch erscheinen. Hamburger, Hotdogs, Jeans – all das hat europäische Wurzeln. Diese historische Verbindung inszeniert der Zeichner gemeinsam mit Szenaristen Jul für das Album humorvoll und bildhaft. Der Sheriff trägt beispielsweise einen Sheriff-Stern in Form des Mercedes-Benz-Logos - eine augenzwinkernde Anspielung, bei der sich der Zeichner anfangs gar nicht so sicher war, wie sie vor allem bei den deutschen Lesern ankommen wird.
Auch der Gewerkschaftskonflikt geht auf die deutschen Einflüsse zurück. Achdé erklärt, dass die Arbeiter ihre Kleidung und Bräuche aus der Heimat beibehielten, was durch authentische Darstellungen verstärkt wird. Das sei wirklich so, dass die Migranten ihre europäischen Gewohnheiten mit nach Amerika brachten. Sogar Jeans haben europäische Wurzeln – das Material ‘de Nîmes‘ kommt ursprünglich aus Frankreich und wurde von den Amerikanern einfach zu „Denim“ verkürzt.
Visuelle Revolution: Die Opernszene und der Fall ins Bierfass
Eine der visuell eindrucksvollsten Szenen des Albums spielt in der Oper von Milwaukee, wo die Geschichte eine dramatische Wendung nimmt. Diese Szene sei für ihn ein Albtraum gewesen, weil Jul sie mit so vielen Details angelegt hatte, lacht Achdé, als er sich an die Arbeit erinnert. Auf einer einzigen Seite sollte man das gesamte Opernhaus sehen, was auf der Bühne passiert, was im Orchestergraben und auf den Rängen geschieht. Letztlich wählte er eine Darstellung seitlich aus den Kulissen heraus, um all diese Ebenen sichtbar zu machen. Diese Komplexität verleiht der Szene eine dynamische Tiefe, die weit über die traditionelle Lucky-Luke-Erzählweise hinausgeht.
Ein weiteres visuelles Highlight ist die Szene, in der Joe Dalton in ein riesiges Bierfass fällt. Hier verlässt Achdé bewusst das klassische Waffelmuster – eine Struktur, bei der die Seiten in gleichmäßigen, rechteckigen Panels unterteilt sind – bedingt durch die frühere Veröffentlichung als Comic-Strips in Zeitungen. „Wir haben das dynamischer gestaltet, indem wir Joe von oben in das Fass fallen lassen. Das verleiht der Szene zusätzliche Bewegung.“ Für solche Details lässt sich Achdé von der Filmsprache inspirieren, was dem Comic eine moderne Frische verleiht.
Die wachsende Vielschichtigkeit von Lucky Luke
Die moderne Version von Lucky Luke ist definitiv ein facettenreicherer Held als früher. Heute ist er kein perfekter Cowboy mehr, sondern jemand, der kleine Schwächen habe, so Achdé. In diesem Album bekommt er sogar Rückenprobleme und zeigt sich verletzlicher als früher. Damit bleibt die Figur jedoch nicht nur für Kinder unterhaltsam, sondern spricht auch Erwachsene an, die die gesellschaftskritischen Untertöne und historischen Anspielungen schätzen.
Ein besonderes Merkmal der Lucky-Luke-Alben ist die Einbindung von feinen humoristischen Details, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Achdé erzählt, dass er mit Jul zusammenarbeitet, um den typischen Lucky-Luke-Humor beizubehalten, gleichzeitig aber neue Ebenen hinzuzufügen: „Es ist wie ein Blätterteig“. Kinder finden es lustig, Jugendliche entdecken neue Dinge, und Erwachsene schätzen die kulturellen und historischen Referenzen. So bleibt Lucky Luke für alle Generationen interessant.“ So lassen sich im neuen Band etwa der große französische Komiker Louis de Funes oder auch die beiden alten Herren aus der Muppet Show finden, um nur zwei der unzähligen Gags zu nennen.
Die Entwicklung von Achdés Zeichenstil
Die Arbeit an „Letzte Runde für die Daltons“ war für Achdé eine besonders spannende Herausforderung, die ihn als Zeichner weitergebracht hat. Er sieht sich immer als Lernenden, auch wenn er schon lange zeichne. Diese Geschichte mit ihrer ganz anderen Umgebung und den vielen Details habe ihm die Möglichkeit gegeben, seinen Stil weiter zu verfeinern. Besonders stolz ist er auf die Opernszene, deren Komplexität er so wohl vor einigen Jahren noch nicht hätte bewältigen können. Er merke, dass er mit jedem neuen Album Fortschritte mache und Lösungen finde, die er früher vielleicht gar nicht erst versucht hätte.
Die Fans von Lucky Luke können sich jedenfalls auf ein neues Abenteuer freuen, in denen der Lonesome Cowboy sich immer wieder neu erfindet - mit einem Fuß in der Tradition und dem anderen in der modernen Welt. Achdé ist entschlossen, so lange weiter zu zeichnen, wie ihm die Hände gehorchen. Solange er noch kann, werde Lucky Luke von ihm gezeichnet in den Sonnenuntergang reiten.
Mitmachen und gewinnen
Wir verlosen zur Feier des 102. Abenteuers (ab 4.11. im Handel und online im Egmont Shop erhältlich) des Mannes, der schneller schießt als sein Schatten, 1x das Hardcover von „Letzte Runde für die Daltons“ und eine exklusive Lucky-Luke-Zeichnung von Achdé. Außerdem können unsere Leser noch 20x1 Softcover-Exemplare gewinnen. Einfach das Formular unten ausfüllen, und schon machen Sie mit. Teilnahmeschluss ist der 07.11.2024, 9 Uhr.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.