Die Schicksalswahl hält die USA in Atem: Gibt es ein spektakuläres Comeback – oder doch erstmals eine Frau als Präsidentin? Die Wettquoten jedenfalls sprechen eine deutliche Sprache.
Die Umfragen sind vor der heutigen US-Wahl so knapp, dass keine seriöse Prognose möglich ist. In den Wettbüros hat Donald Trump die Nase aber ganz klar vor Kamala Harris. Wer etwa zehn Dollar auf den Ex-Präsidenten setzt, erhält im Fall seines Sieges im Schnitt 15 Dollar, bei der Vizepräsidentin wären es hingegen 25,50 Dollar. Ihr Sieg wird also für deutlich weniger wahrscheinlich gehalten.
Allerdings lagen in der jüngeren Vergangenheit die Umfragen ebenso häufig daneben, wie auch die Wettbüros.
Kein Verlass (mehr)
Auf die Wettquoten ist also kein Verlass mehr. Bis in die 1920er-Jahre waren die Wettquoten (fast) immer richtig gelegen. Dann kam das Wahlrecht für Frauen und wirbelte alles durcheinander. Bis heute. Hintergrund ist möglicherweise, dass mehr Männer als Frauen wetten, die Quoten sich als eher am Wahlverhalten der Männer orientieren.
Wir werden also erst nach der Wahl – möglicherweise erst mehrere Tage danach – wissen, ob Trump ein spektakuläres Comeback gelungen ist, oder ob erstmals eine Frau als US-Präsidentin in das Weiße Haus einzieht.
Wie ist das möglich?
„Aber wie ist das möglich?“, fragen sich viele Europäer. Wie kann der in erster Instanz verurteilte Straftäter Donald Trump, der wegen eines sexuellen Übergriffs eine millionenschwere Entschädigung zahlen soll, gegen den außerdem drei weitere Strafverfahren laufen, unter anderem weil er den Mob aufgestachelt hat, das Kapitol zu stürmen, die so sympathisch wirkende Harris dermaßen in Schwierigkeiten bringen?
Wie kommt es, dass der Mann, der bis heute die Lüge aufrechterhält, dass in Wahrheit er 2020 die Wahl gegen Joe Biden gewonnen hat, so viele Amerikaner auf seine Seite ziehen kann?
Die Gründe sind vielfältig:
Unter Trump war alles billiger
Schuld an den hohen Preisen sind in erster Linie die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges. Trump aber kann Biden und Harris die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben. Unter ihm als Präsident war schließlich alles billiger. Und dafür werde er auch in Zukunft wieder sorgen. Kamala Harris wirkt dagegen unbeholfen, wenn sie etwa eine Kostenobergrenze für Lebensmittel verspricht.
Viele finden es sogar cool
Vielen Wählern sind Trumps Sprüche, über die in Europa so viele entsetzt sind, egal. Viele finden es sogar cool, dass er auf das von vielen verhasste, politische Establishment in Washington losgeht.
In den USA kommt es generell sehr gut an, wenn jemand wirtschaftlichen Erfolg hat. Er wird nicht beneidet, sondern bewundert. Trump ist Milliardär, viele ziehen daraus den Schluss, dass er viel von Wirtschaft verstehen muss und daher gut ist für das Land.
Trump hat geliefert
Aus christlich-evangelikaler Sicht hat Trump in seiner ersten Präsidentschaft geliefert: Er hat das Höchstgericht konservativ besetzt und auf diese Weise Abtreibungen in vielen Bundesstaaten deutlich erschwert bis fast unmöglich gemacht. Dafür sehen ihm viele tiefgläubige Christen sein Auftreten, seine Lügen, seine früheren sexuellen Ausflüge außerhalb der Ehe nach.
Trump ist ein Mann
Und nicht zuletzt ist Trump ein Mann. Viele amerikanische Männer können sich eine Frau im Oval Office nicht vorstellen – das trifft vor allem auch in den für die Demokraten so wichtigen Wählerschichten der Schwarzen und der Hispanics zu. Nicht umsonst hat Ex-Präsident Barack Obama explizit farbige Männer aufgerufen, über ihren Schatten zu springen und für eine Frau zu stimmen.
Aber auch 42 Prozent der Amerikanerinnen trauen einer Frau das Amt der Oberkommandierenden der mächtigsten Streitkräfte der Welt nicht zu.
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