Das Projekt „INNklusion“ entstand aus einer Projektarbeit für Mechatronik-Studierende der Uni Innsbruck und entwickelt mit Betroffenen und allen, die es interessiert, Assistenzlösungen für Menschen mit Behinderung.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, wie Sie mit einer Hand Ihre Haare zusammenbinden würden? Oder wie Sie mit einer Spastik eine Tastatur bedienen könnten? Was für einen Großteil der Tiroler nie Thema ist, ist für Menschen mit Behinderungen Alltag. Lösungen dafür sucht das Projekt „INNklusion“.
Angefangen hat alles vor rund 1,5 Jahren an der Professur für Fertigungstechnik der Uni Innsbruck. Für eine Vorlesung zum Konstruieren am Computer wurde nach Themen für eine Projektarbeit gesucht. „Da haben wir überlegt, dass es cool ist, wenn man etwas macht, das Spaß bereitet und Mehrwert bringt“, blickt Oliver Ott, einer der Leiter der Lehrveranstaltung, zurück.
Die Studierenden sind mit so viel Engagement, Spaß und Interesse bei der Sache. Wir arbeiten mit echten Menschen, deren Hoffnungen und Ideen. Wir können für einen gewissen Kreis echt was verändern.
Oliver Ott, Doktorand und Lehrveranstaltungsleiter, Uni Innsbruck
Staatspreis für „Exzellente Lehre“
Eines der ersten Projekte, das die Studierenden umsetzten, war eine Kommunikationshilfe für eine Person mit Locked-in-Syndrom, die nur mit Augen und kleinem Finger kommunizieren konnte. Mittlerweile sind es fünf oder sechs Assistenzlösungen, die richtig gut funktionieren. Weitere sind in Entwicklung. Kürzlich wurde „INNklusion“ sogar mit dem Staatspreis für „Exzellente Lehre“ ausgezeichnet.
Beim „Ideencafé“, das alle drei Monate im Café Pippilotta in Innsbruck stattfindet, entstehen im Austausch mit Betroffenen und Interessierten neue Ideen. Etwa ein Haargummi, der es möglich macht, sich mit einer Hand einen Pferdeschwanz zu binden. Heidi Ulm, die die Idee dazu geliefert hat, demonstriert, wie es geht. „Es ist noch nicht perfekt, aber auf jeden Fall eine Verbesserung meiner Lebensqualität“, findet sie. „Wenn ich z. B. laufen gehen will, muss ich jetzt nicht mehr warten, bis jemand da ist, der mir die Haare zusammenbindet.“
Besseres Verständnis als wertvolles „Nebenprodukt“
Entwickelt wurden u.a. auch eine barrierefreie Karte für Öffis, eine Kamerahilfe und eine Tastaturschablone für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Die Anleitungen dazu werden kostenlos ins Netz gestellt. „Nur so kriegen wir die Gesellschaft barriereärmer“, ist Ott überzeugt. Er spricht von einer Win-win-Situation – auch die Studierenden lernen viel: „Zu verstehen, mit welchen Problemen Menschen konfrontiert sind, auf welche Weise sie denken müssen – das bekommst du im Austausch auf Augenhöhe mit. Es öffnet deine Perspektive.“
Nächstes Ideencafé am Nachmittag des 15. Jänner. Alle sind herzlich willkommen. Weitere Infos: uibk.ac.at/de/projects/innklusion
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