Malta ist das ideale Ziel, um dem mitteleuropäischen Winter für einige Tage zu entkommen: Geschichte, Kulinarik und natürlich das Meer warten.
Was macht Malta so magisch? Es könnte der Thymian-Duft sein, der in der Luft liegt, wenn man zum Aussichtspunkt bei der Golden Bay im Nordwesten der Insel wandert. Von dort oben blickt man auf den Sandstrand Ghajn Tuffieha – einer von wenigen, denn sonst prägen schroffe Felsen das Gesicht der Mittelmeer-Insel. Familien picknicken dort unten, der ungewöhnlich starke Wind freut die Surfer. An Orten wie diesem hat Malta einen fast archaischen Charme. Nicht zufällig wurden hier einige Szenen aus dem berühmten Film „Troja“ gedreht.
Malta, das bedeutet ständiges Reisen durch die Zeiten. Vom achttausend Jahre alten Tempel bis zum hochmodernen Neubau des Parlamentsgebäudes in Valletta kann man hier alles haben. Die Lage so nah an Afrika hat Malta für Jahrtausende zu einem militärisch höchst begehrten Ort gemacht – und zu einem Schmelztiegel der Kulturen.
Valletta ist die kleinste Hauptstadt Europas
Ein guter Ausgangspunkt für die Spurensuche ist die Hauptstadt Valletta. In den langen Gängen des frisch renovierten Palasts des Großmeisters reihen sich Staatsporträts vergangener Herrscher. Queen Elizabeth II, bis 1964 die letzte Fremdherrscherin über den Archipel, lächelt als junge Königin im weißen Kleid die Besucher an.
1949 bis 1951 lebte sie als frisch verheiratete Prinzessin auf der Insel – zum ersten und letzten Mal ein (fast) ganz normales Leben. Als die Königin 2015 zum letzten Mal nach Malta zurückkehrte, war vieles anders, aber eines unverändert: die Kulisse. Das Meer, das im Kontrast zu den sandsteinfarbenen Häusern und Kirchen Maltas noch leuchtender blau erscheint, die weißen Segelboote, die im Hafen ankern.
Vor den Briten herrschten die Ritter des Johanniter-Ordens über Malta. Die Waffenkammer im Großmeisterpalast zeugt von ihrer kriegerischen Geschichte. Als die Angriffe des Osmanischen Reiches im 17. Jahrhundert weniger wurden, konnten sich die adeligen Männer endlich dem Schönen widmen: Die St John’s Co-Cathedral – nur wenige Minuten zu Fuß entfernt, so wie alles im kleinen Valletta – geht vor Ornat fast über.
In einer Nische im hinteren Teil verbirgt sich ein Schatz, wertvoller als jedes Gold: Caravaggios „Die Enthauptung Johannes des Täufers“, eine Szene von erschütternder Brutalität und Kraft. Touristenführerin Josephine Krauer kämpft sich durch die Massen an Bewunderern und erzählt die Geschichte des Kunstwerks: „Der Maler hatte in Rom einen Mord begangen und flüchtete vor der Justiz.“ Die Johanniter nahmen ihn auf, aus Dankbarkeit malte der italienische Künstler hier 15 Bilder.
Valletta ist schnell erkundet. Einen tollen Blick auf den Hafen hat man von den Upper Barrakka Gardens aus. Für einen Absacker in einer der vielen Bars muss Zeit sein. Zum Abendessen sollte man auf jeden Fall einen Ausflug nach Birgu, eine der Three Cities, machen. Hier spaziert man zwischen den prunkvollen „Auberges“ der Ordensritter und süditalienisch anmutenden Kirchen. Im Restaurant Enchanté in Senglea servieren die Gastgeber den „Catch of the Day“ mit Grillgemüse und herrlichem Blick auf den Hafen Birgus. Und wieder liegt Magie in der Luft.
Gozo und sein Handwerk sind Höhepunkte
Zwischen Malta und Gozo, der um drei Viertel kleineren Nachbarinsel, die eine kurze Fährfahrt entfernt liegt, verhält es sich in etwa so wie zwischen Wien und dem Burgenland. Die wohlhabenden Malteser fahren für eine Auszeit in ihre Ferienwohnungen auf Gozo, sie kommen zum Einkaufen und um dem Trubel zumindest ein wenig zu entgehen. Die wunderschöne Nachbarinsel gehört zu jeder Maltareise dringend dazu. Die Gozitaner trotzen den Maltesern mit Selbstbewusstsein und grenzen sich, etwa in Sachen Kulinarik, ab.
Wie, zeigt George Larry Zammit, Inhaber des Maldonado Bistros in Gozos Hauptstadt Victoria, bei einem höchst empfehlenswerten Kochkurs (65 Euro pro Person): Pastizzi, halb offene Teig-Schiffchen mit einem leicht vulgären Aussehen, werden auf Gozo mit Gbejniet, einem traditionellen Schafskäse, gefüllt, auf Malta aber mit normalem Ricotta. Bigilla, ein Dip aus Djerba-Bohnen, quasi der Humus der Malteser, zeugt vom Einfluss der Levante und Nordafrikas auf den Inselstaat.
Gleiches gilt für das traditionelle „Nougat“, das aussieht wie türkischer Honig, aber aus Zucker, Honig, Eiklar und Nüssen besteht. George macht trotz Kochkurs keine Illusionen: „Es sieht zwar leicht aus, aber wenn Sie das zu Hause probieren, werden sie vier oder fünfmal scheitern.“ So verführerisch süß schmeckt es sowieso nur hier auf Gozo – unbedingt kosten!
Handwerk schreiben die Gozitaner sowieso groß, sei es nun beim händischen Abbau von Meersalz an der Nordküste, den die Familie Cini seit Mitte des 19. Jahrhunderts betreibt, oder beim Stricken: In Kathleen’s Boutique in der M’Ang Refalo Street in Victoria verkauft die rüstige Dame handgestrickte Pullover zu unschlagbaren Preisen. Das kann man sich bei den milden Temperaturen zwar schwer vorstellen, aber hier decken sich Nordeuropäer gerne für den Winter ein – ein wahrer Geheimtipp.
Der perfekte Ort für ein langes Wochenende
Wenn Malta einen Nachteil hat, dann ist es die Beliebtheit der Sonneninsel unter Touristen. Wer etwa den Blick auf die wunderschöne blaue Grotte nahe Żurrieq im Süden erhaschen will, muss damit rechnen, dass Hunderte Insassen diverser Reisebusse das auch möchten.
Trotzdem zahlen sich der Halt an dem Foto-Spot und auch eine Fahrt mit dem Boot dorthin mehr als aus: Der Felsbogen, der aus dem azurblauen Meer wächst, ist einer der imposantesten Anblicke, die man wahrscheinlich im ganzen Mittelmeer haben kann. Weitere Tipps, die man auf Malta gesehen haben sollte: die alte Hauptstadt Mdina und das Fischerörtchen Marsaxlokk.
Um den Massen (und der Hitze) zu entgehen, empfiehlt sich, die Sommermonate zu meiden, und auch ein Blick auf den Schulferien-Kalender in Deutschland kann vor
der Buchung nicht schaden. Für den Herbst und sogar Winter ist Malta der ideale Ort, um der Kälte kurz zu entkommen: eine völlig andere, zauberhafte Welt, nur zwei Stunden per Flugzeug von Wien entfernt.
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