Mit seinem Fehlpass leitete Sturm-Verteidiger Emanuel Aiwu das 0:1 gegen Dortmund ein. Das mögliche Abseits hob er mit seinem Hinterteil auf. Der Pechvogel schöpft aber neuen Mut.
Die Schlagzeilen waren schon geschrieben. Sturm schafft die Sensation in Dortmund. Ein Traum wurde wahr – und das im Fußball-Tempel Signal Iduna Park vor über 81.000 Besuchern
ABER: Während Kommentatoren in ganz Europa Sturm über den Klee lobten, passierte das Unglück, ein Fehlpass vom bis dahin starken Aiwu läutete das 0:1 von Donyell Malen ein.
„Ich wollte den Malick (Anm. Yalcouye) kurz anspielen. Im Nachhinein ist man immer schlauer, wäre es besser gewesen, die lange Variante zu wählen“, wirkte Aiwu am Flughafen in Dortmund gestern noch immer etwas geknickt. „Aber das ist auch Fußball. Das ist ein Fehlersport. Es muss weitergehen, wir müssen nach vorne schauen und aus den Fehlern lernen“, schöpft der Verteidiger, der im Sommer für eine kolportierte Ablöse von 1,6 Millionen Euro von Cremonese verpflichtet wurde, bereits neuen Mut.
Umso bitterer ist, was die TV-Bilder offenbarten: Als es um eine mögliche Abseitsstellung ging, wurde gezeigt, dass nur das Hinterteil von Aiwu das Abseits aufgehoben hat. Die Social Media-Abteilung von TV-Sender „DAZN“ postete anschließend, dass Aiwu am Ende nicht so viel „Pamela-Reif-Training“ hätte machen sollen und spielte auf das Training der berühmten Influencerin auf Social Media an, das einen gut trainierten Hintern verspricht.
Vielleicht hilft in so einer Situation tatsächlich Galgenhumor. Bei Sturm wurde Aiwu jedenfalls nicht zum Sündenbock abgestempelt. Im Gegenteil: Trainer, Mannschaft und Betreuer bauten den 23-Jährigen auf.
Dass der Pass keine gute Entscheidung war, weiß er. Jetzt müssen wir ihn aufrichten, uns gemeinsam aufrichten. Auf diesem Level wird der Fehler eben schnell bestraft“, sagte Trainer Christian Ilzer.
Und auch Sturm-Legende Günther Neukirchner, einst selbst Verteidiger, ergänzt: „Klar ist Emanuel jetzt einmal einen Tag geknickt – das ist ganz normal. Aber das muss er auch ganz schnell abhaken. Manu ist ein großartiger Verteidiger, er hat gezeigt, was er für ein tolles Niveau hat. An seine Qualität muss er glauben, nicht daran zweifeln. Und dann gleich wieder nach vorne schauen.“ Da steht schon die nächste Hürde für Sturm vor der Haustür, wartet am Samstag das Steirer-Duell in Hartberg. Liga-Alltag, der um nichts leichter sein wird.
„Das Spiel in Dortmund hat gezeigt, dass nicht viel fehlt. Wir können es guten Mannschaften – wie Dortmund – die alle Weltklasse-Spieler in den Reihen haben, richtig schwer machen“, sagte Sturm-Legende Günther Neukirchner gestern am Flughafen in Dortmund nach dem 0:1.
Der 52-Jährige muss es wissen, war selbst Teil von Sturms legendärer Champions-League-Mannschaft in den späten 90er-Jahren und kennt die aktuelle Mannschaft in seinem Posten als Entwicklungscoach nur allzu gut. „Die jetzige Truppe steigert sich von Spiel zu Spiel. Auch unsere Mannschaft in den 90ern ist nach und nach gewachsen. Du warst es nicht gewohnt, in so riesigen Stadien zu spielen. Aber je öfter du das erlebst, desto normaler wird es“, weiß Neukirchner. „Wenn ich diese Mannschaft sehe und ihr großes Talent, dann sind die ersten Punkte in der Champions League nur noch eine Frage der Zeit.“
Sturm hat gezeigt, dass die Truppe nicht mehr zu belächeln ist. Die Grazer haben in der Fußball-Oper von Dortmund zwar noch nicht die erste Geige gespielt, aber sie haben aufgezeigt, wie viel Potenzial in ihnen steckt. Wie schon in den 90ern. Auf Stunden, in denen Lehrgeld gezahlt wurde, folgten glorreiche Europacup-Nächte. Warum nicht auch diesmal?
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