Der heimische Obstanbau gerät zunehmend unter Druck, wie auch eine aktuelle Studie der Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt (Arche Noah) zeigt. Drei Modellregionen wurden analysiert: Amstetten Süd, das Pöllauer Tal und der Lungau. Das für Obstbau günstige Klima verlagere sich demnach in höhere Lagen, der Grund sei die Klimaerwärmung.
Auch die Landwirtschaftskammer Österreich und der Bundesobstbauverband forderten Unterstützung im Obstbau, die Lage sei „dramatisch“. Der Streuobstanbau in Österreich sei seit Jahrzehnten stark rückläufig, wie in der Studie ausgeführt wurde.
Experten warnen
So sei der Bestand an Streuobstbäumen von rund 35 Mio. um 1930 auf rund 4,2 Mio. Bäume im Jahr 2020 gesunken. In Ober- und Niederösterreich seien circa 50 Prozent des österreichischen Gesamtbestandes zu finden. Eine langfristige Sicherstellung der Streuobstbestände gelinge nur „in Zusammenarbeit mit Organisationen, die regional beratend aktiv sind und neue Erkenntnisse (…) in die Praxis transferieren können“, heißt es in der Studie.
An der Erhebung beteiligt waren auch die Universität für Bodenkultur (Boku), die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Streuobstbaus (ARGE Streuobst) und das Ingenieurbüro Holler, finanziert wurde sie unter anderem vom Klimaministerium. In der Untersuchung wurden auch Klimadaten der Zeitperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 einbezogen.
Mangelnde Wasserverfügbarkeit
In tieferen Lagen wird zukünftig insbesondere die mangelnde Wasserverfügbarkeit beim Obstanbau zum Problem. Diese könnte durch die örtliche Bodenbeschaffenheit verschärft werden. So werden der Studie zufolge in der Region Amstetten Streuobstpflanzungen und Obstplantagen mit Trockenheit zu kämpfen haben. Eines gelte für alle Höhenlagen: Sommerlicher Hitze- und Trockenstress sowie häufigere Extremereignisse wie Starkregen, Gewitter, Hagel und Dürre werden zunehmen. Durch den früheren Vegetationsbeginn steigt zudem die Gefahr von Frostschäden.
Insgesamt gesehen brächten sowohl eine Erderwärmung von 2 als auch 3 Grad Celsius massive Veränderungen im Obstbau, wobei die Änderungen bei plus 3 Grad Celsius folgenschwerer ausfallen würden. Traditionelle Anbauformen seien besonders gefährdet.
Alpenraum als künftiges Anbaugebiet
Dennoch können laut der Studie Regionen, die bisher obstbaulich weniger geeignet waren, davon profitieren. Möglicherweise biete sich etwa der Alpenraum als künftiges Anbaugebiet an. „Ein aktiver Klimaschutz, der die globale Erderwärmung auf unter plus 2 Grad Celsius begrenzt, ist jedenfalls unerlässlich“, so Kajtna.
Dort, wo heute Obstbau betrieben wird, ist nicht gesichert, ob das in den nächsten Jahrzehnten betriebswirtschaftlich weiterhin betrieben werden kann.
Co-Studienautor Bernd Kajtna von Arche Noah
Der wichtigste Aspekt für den Obstanbau der Zukunft sei laut Kajtna die Standortwahl. Essenziell sei, auf fruchtbare und gesunde Böden zu achten. Aufgrund des höheren Wasserbedarfs der Bäume müsste das Nährstoffmanagement angepasst werden. Auch die Wahl der Obstart sei bei Neupflanzungen besonders zu bedenken.
Unterstützung gefordert
Im Vorfeld des Tages des Apfels am 8. November forderten auch die Landwirtschaftskammer Österreich sowie der Bundesobstverband in einer Aussendung Unterstützung im Obstbau. So habe die Apfelernte 2024 „so früh wie noch nie“ begonnen und die Obsternte sei um zwei Drittel geringer ausgefallen als sonst.
Auch die Agrarstrukturerhebung 2023 zeichnete kein gutes Bild für Obstbaubetriebe. Demnach sei die österreichische Gesamtobstfläche zwischen 2017 und 2023 um 14 Prozent gesunken. Flächenrückgänge seien nicht nur bei Äpfeln, sondern auch bei Marillen, Kirschen, Nektarinen, Zwetschken und Erdbeeren zu verzeichnen gewesen.
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