Wer reich ist, hat oftmals einen CO₂-intensiven Lebensstil. Wie groß der Treibhausgasausstoß des Jettens mit Privatflugzeugen genau ist, haben schwedische Forscherinnen und Forscher jetzt untersucht. Österreich hat demnach 2,94 Privatjets pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.
Damit liegen wir im internationalen Vergleich relativ weit vorne, noch vor Deutschland (0,75). Weltweit tummeln sich 69 Prozent aller Privatjets in den USA, auch aus der Schweiz sind vergleichsweise mehr unterwegs als aus Österreich. Die Studie hat Jet-Typen berücksichtigt, die Einzelpersonen und sehr wenige Personen transportieren. Richtige Kleinflugzeuge wurden aber ausgeschlossen.
Verknüpft wurden diese Daten mit dem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 72 einschlägigen Flugzeugtypen. Der CO₂-Ausstoß macht aber nur ein Drittel des Klimaeffekts beim Fliegen aus, neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid-Wasserdampfemissionen.
Insgesamt zeigte die Auswertung, dass der CO₂-Ausstoß durch Privatflüge zwischen 2019 und 2023 um fast die Hälfte gestiegen ist (von 10,7 auf 15,6 Millionen Tonnen). „Der private Flugverkehr hat im Prinzip nie aufgehört, sondern ist durch die Pandemie sogar noch attraktiver geworden“, sagte das Forschungsteam. Zum Vergleich: Der normale Linienflugverkehr kam aufgrund der Covid-19-Lockdowns zeitweise fast komplett zum Erliegen.
Viele Flüge unter 50 Kilometern
Die Privatjets kommen zum Beispiel für Shoppingtrips nach London, Mailand oder New York zum Einsatz. Aber auch rund um große sportliche, kulturelle oder politische Ereignisse ist das Aufkommen von Privatflugzeugen hoch. Beispiele waren und sind die Filmfestspiele von Cannes, der „Super Bowl“ 2023 in den USA und die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Viele Superreiche besuchten gleich mehrere dieser Veranstaltungen.
Wenn ganz oben reguliert wird, dann wird auch für den gemeinen Bürger Klimapolitik viel akzeptabler.
Stefan Gössling, Studienautor
Viele dieser Flüge seien höchst vermeidbar, sagte das Forschungsteam um Stefan Gössling von der Linnaeus University im schwedischen Kalmar. „In vielen Fällen scheint die private Luftfahrt das Auto aus Zeitgründen oder aus Bequemlichkeit zu ersetzen, wie der Anteil von 4,7 Prozent an sehr kurzen Flügen unter 50 Kilometer zeigt.“
Um den wachsenden Auswirkungen Rechnung zu tragen, bräuchte es Regulierungen seitens der Politik. „Wenn ganz oben reguliert wird, dann wird auch für den gemeinen Bürger Klimapolitik viel akzeptabler. Das gilt aber eben auch im Umkehrschluss: Wenn die Reichen emittieren können, wie sie wollen, dann wird es Widerstände gegen Klimapolitik bei den Bürgern geben, die viel weniger emittieren“, sagte Gössling.
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