Am Freitag ist „Tag des Apfels“. Das zum Anlass nehmend, warnen die Retter rarer Sorten in der „Arche Noah“, dass die voranschreitende Erderwärmung den Obstanbau gefährdet.
„Die Anzahl der Tage mit Spätfrösten im Frühling wird abnehmen. Doch durch den zu erwartenden früheren Vegetationsbeginn wird die Gefahr von Frostschäden zunehmen“, warnen die Studienverfasser Christian Holler vom gleichnamigen Ingenieurbüro, Andreas Spornberger (Institut für Wein und Obstanbau an der Wiener Universität für Bodenkultur) sowie Martin Engelmeier (Arge Streuobst): „Im Sommer kann dann vor allem die mangelnde Wasserverfügbarkeit zum Problem werden.“
Die besonders große Sorge der Experten, die auch von „Arche Noah“-Aktivist Bernd Kajtna in Schiltern (Niederösterreich), geteilte wird: Einige Streuobstpflanzungen und Obstplantagen wurzeln in der sogenannten Molassezone.
Die Krux an diesen geologisch besonderen Bedingungen: Dort dominiert nicht unbedingt wasserreicher Schotteruntergrund. Dass selbst robuste Stämme dort zusehends gegen die Trockenheit zu kämpfen haben, ist (öko)logisch. Vor allem tiefere Lagen werden demnach unter Hitze- und Dürrestress leiden. Penibel haben die Wissenschafter vor allem die Klimadaten für drei Modellregionen analysiert: Eben für die Region Amstetten Süd im niederösterreichischen Mostviertel, für den Naturpark Pöllauer Tal an der Grenze zum oststeirischen Tafelobst-Gebiet und für den Lungau als inneralpines Salzburger Hochtal, in dem aktuell der Streuobstbau kaum relevant ist.
Ich hüte um die 160 Obstbäume, allesamt Raritäten meiner bäuerlichen Vorfahren. Diese uralten Sorten sind ans Kleinklima angepasst und trotzen der Erderwärmung gut.
Obstanbaupionier, Altlandwirt und Exbürgermeister Anton Gonaus aus Kirchberg an der Pielach (Niederösterreich)
Fazit: Das Klauben der in so vielen Facetten gesunden Äpfel (viele wichtige Mineralstoffe, Eisen und wenig Fett, siehe auch Grafik oben) gerät durch den Klimawandel zunehmend unter Druck und wird sich sogar noch intensivieren. Die Perspektiven für den Streuobstanbau sind also alles andere als rosig. Schlimmer noch: Die Klimakrise und sich ändernde Verhältnisse (plus drei Grad Celsius) stellen die Fortführung unseres bisherigen Obstanbaus infrage.
Einziger Lichtblick: Möglicherweise bietet sich dafür der kühlere Alpenraum als zukünftiges Anbaugebiet an. Was die Daten schonungslos offenbaren: Das für den Obstbau günstige Klima verschiebt sich in deutlich höhere Lagen. Biobauern versuchen, mit uralten Sorten, die der jeweiligen Witterung angepasst sind, dem großen Apfelsterben zu trotzen.
Mehr als 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten finden auf einer typischen Streuobstwiese Zuflucht. Die Vorteile dieser speziellen Biotope für uns alle: Bestäubung, Heu, Holz und Honig sowie Trinkwasser- und Flutschutz und außerdem Kohlenstoffbindung samt Verbesserung des lokalen Klimas. „Nur wenn wir die globale Erwärmung unter plus zwei Grad Celsius begrenzen, gibt es auch Zukunft für den Streuobstbau in Österreich. Das vorhandene Potenzial an Obstarten und -sorten muss gesichtet, genutzt und an die Bedürfnisse von heute angepasst werden. Nur so kann Obst auch in Zukunft ökologische Geschmacksvielfalt bieten“, warnt „Arche Noah“-Aktivist Axel Grunt.
Inzwischen kämpften unsere Apfelbauern heuer besonders gegen Wetterkapriolen. Nach einem sehr milden Jänner, dem wärmsten Februar und dem heißesten März in der 257-jährigen Messgeschichte Österreichs folgte die extreme Abkühlung. In Kombination mit der durchschnittlich drei Wochen verfrühten Vegetation führte ein Kaltluftvorstoß Mitte April zu schweren Schäden im Obstbau. Betroffen war vor allem das Steinobst, also beispielsweise Marillen und Kirschen, aber auch Kernobst wie Äpfel und Birnen.
„Könnte nur ein Vorgeschmack sein“
„In Summe beträgt der Gesamtschaden durch das heurige Frostereignis 44 Millionen Euro im Obstbau und zwölf Millionen Euro im Weinbau“, so Hagelversicherungschef Dr. Kurt Weinberger. Um die Bedrohung der späten Nachtfröste von den schon in Vollblüte stehenden Bäumen abzuwehren, wurden Haine mit einer schützenden und gefrierenden Wasserschicht übersprüht. Trotz dieser Frostberegnung kam es – laut AMA -zu empfindlichen Einbußen von regional bis zu 70 Prozent. Grunt: „Das könnte nur ein Vorgeschmack sein!“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.