Der frühere US-Botschafter in Wien, Trevor Traina, ist überzeugter Trump-Anhänger. Im „Krone“-Interview erklärt er, warum die Wahl des neuen US-Präsidenten auch für Europa eine gute Nachricht ist. Den demokratischen Vorgänger Joe Biden kritisiert er scharf.
Überrascht war Trevor Traina von Trumps Wahlsieg kaum. Der frühere US-Botschafter in Wien (2018 bis 2021) ist ein glühender Anhänger des Republikaners. Im „Krone“-Gespräch sagt er: „Trump hat die Sorgen der Menschen ernst genommen, während die Demokraten sie ignoriert haben. Harris hat einfach auf die falschen Themen wie Gender-Gerechtigkeit und Klimawandel gesetzt.“
Bürger wollten Kurswechsel mit starkem Mann
Die Bürger beschäftigt aber vor allem die hohe Inflation und die Grenzsicherheit. Das sei auch in Europa ähnlich. „Und die Menschen in den USA lieben Trump richtig, er ist ein echter Superstar.“ Die Wähler hätten gezeigt, dass sie einen Kurswechsel wollen, einen starken Anführer, der zeigt, wo es lang geht. Vor allem unter Arbeitern gaben viele dem Rechtspopulisten ihre Stimme. „Diese Menschen erreicht er besser als Harris“, so Traina.
„Das Land, das den ersten Mann auf den Mond gebracht hat, konnte heuer nicht einmal seine Astronauten nach Hause bringen“, sagt Traina. Die Menschen wollen das „alte Amerika“ zurück, in dem alles möglich ist.
„Trump liebt Diktatoren nicht, aber er spricht mit ihnen“
Dass viele Europäer die Begeisterung nicht nachvollziehen können, liegt laut Traina eher am Stil als an der Arbeit des Politikers. „Unter Trump hat kein einziger Krieg begonnen.“ Putin werde Trump deutlich ernster als seinen Vorgänger nehmen. Denn anders als Biden sei Trump nicht berechenbar. Dass Trump ein Freund des Kremlchefs oder Kim Jong-uns sei, sieht der Ex-Botschafter anders: „Er liebt Diktatoren nicht. Aber er engagiert sich und spricht mit ihnen.“
Am Ende der ersten Trump-Regierungszeit habe es bereits deutliche Warnungen seitens des Republikaners gegeben, dass Russland einen Einmarsch in die Ukraine plant. Doch Biden habe falsch reagiert, Putin zusätzlich provoziert und so den Krieg mitverursacht, kritisiert der frühere Diplomat.
Traina sieht Wahl als gute Nachricht für Europa
Gar nicht unberechenbar ist Donald Trump hingegen bei seiner Wirtschaftspolitik. Niedrigere Steuern und Deregulierung würden der Wirtschaft helfen, die Biden-Regierung habe hier einen falschen Weg eingeschlagen. „Trump umgibt sich mit lauter Geschäftsleuten. Es geht ihm sehr um die Wirtschaft.“ Das sei auch im Wahlkampf ein Vorteil gewesen, etwa die Unterstützung durch Tesla-Milliardär Elon Musk.
Eine prosperierende Wirtschaft in den USA sei am Ende auch gut für Europa. Die Biden-Regierung habe hier einen falschen Weg eingeschlagen. Trump hat erkannt, dass Energiepolitik der Schlüssel ist. „Energiesicherheit ist am Ende genauso wichtig wie militärische Sicherheit“, meint der Republikaner. Unter Trump wurden die USA sogar zu einem riesigen Ölexporteur, Biden habe in seiner Amtszeit jedoch dagegen gearbeitet.
Trump will keine NATO-Länder im Stich lassen. Er will nur eine faire Partnerschaft, in der auch andere Mitgliedsländer militärisch etwas beitragen.
Trevor Traina
Die Forderung nach zehn bis 20 Prozent Zoll sei aber auch Taktik, meint der Unternehmer im Gespräch: „In Verhandlungen mit der EU muss er was auf den Tisch legen.“ Trump wolle auch keine NATO-Länder einfach im Stich lassen. Er strebe nur eine Partnerschaft auf Augenhöhe an, in der andere Länder auch militärisch etwas beitragen. „Europa braucht sich nicht zu fürchten“, resümiert er.
Ob sich Traina eine Rückkehr als Botschafter in Wien vorstellen kann? Für diese Spekulationen sei es noch zu früh. Der Unternehmer und Multimillionär würde sich aber freuen, wieder eine Rolle unter der neuen Trump-Administration einnehmen zu können. Wien und Österreich habe er ins Herz geschlossen: „Ich sehe mehr Potenzial in Österreich als viele Österreicher selbst.“
Trump als Bitcoin-Präsident
Derzeit ist der umtriebige Geschäftsmann als Kryptounternehmer an der Seite des ChatGPT-Gründers Sam Altman unterwegs und rollt das „Worldcoin“-Projekt weltweit aus. Was virtuelle Währungen wie Bitcoin und Co. betrifft, dürfte Trump ebenfalls weiter Aufwind geben. In der Nacht seiner Wahl kletterte der Bitcoin bereits auf ein Rekordhoch von 75.000 US-Dollar.
Der künftige Regierungschef der USA versteht sich selbst als Bitcoin-Präsident. Darüber hat Traina auch bereits persönlich mit dem Politiker gesprochen: „Ich habe ihn gefragt: Die USA sind in so vielen Tech-Branchen führend, aber warum nicht in der Kryptobranche?“ Trump habe das verstanden und werde hier eine gute Regulatorik schaffen, ist der Unternehmer überzeugt.
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