Der 17-Jährige hatte im vergangenen Jahr im Internet konkrete Anschlagspläne für Wien geäußert. Kurz darauf wurde er mit einem Messer am Wiener Hauptbahnhof angetroffen, brach sein Vorhaben jedoch ab. Bei seinem Prozess im April wurde er dann nach einem Monat Haft wieder entlassen. Nun befindet sich der Teenager wegen der Terror-Pläne in U-Haft.
Jener Jugendlicher, der am Mittwoch erneut wegen radikal islamistischer Umtriebe festgenommen wurde, befindet sich seit Freitagmittag wieder im Gefängnis. Er soll schon wieder auf sozialen Medien einschlägige Postings abgesetzt haben.
Die Staatsanwaltschaft hat gegenüber der „Krone“ bestätigt, dass die Verhängung von U-Haft beantragt wurde – wegen Tatbegehungsgefahr sowie mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, heißt es von Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Der U-Haft-Beschluss ist nun rechtskräftig.
Anschlagsplan am Hauptbahnhof gerade noch abgebrochen
Auf den 17-Jährigen war die DSN erstmals am 10. September 2023 – einen Tag vor dem geplanten Anschlag am Hauptbahnhof – aufmerksam geworden. Der jugendliche IS-Anhänger, der sich innerhalb weniger Monate übers Internet radikalisiert hatte, kündigte in einem einschlägigen Telegram-Kanal anderen Sympathisanten der radikalislamistischen Terrormiliz in holprigem Englisch an: „I make inshallah attacke in vienna.“ Auf die Nachfrage, wann er „es“ machen werde, antwortete er später: „Im make today“, wobei er ein Foto von sich in den Chat stellte, das ihn mit einem Kampfmesser, Handschuhen und in Tarnkleidung vor einem auf die Wand gesprühten IS-Logo zeigte.
Das teilte ein ausländischer Partnerdienst der DSN mit – da in Österreich die aktuelle Rechtslage die Überwachung von Messengerdiensten nicht erlaubt, hätten die heimischen Verfassungsschützer von den Absichten des 17-Jährigen wohl kaum aus Eigenem erfahren.
Mit einem Messer bewaffnet und im Tarnanzug hatte sich der damals 16-Jährige zum Wiener Hauptbahnhof begeben, allerdings hatte er wenig später seine Pläne wieder abgebrochen und verbrachte die Nacht in einer Moschee. Nach einer fieberhaften Suche nach dem Burschen konnte dieser im zweiten Wiener Gemeindebezirk von der Spezialeinheit WEGA festgenommen werden.
Mitglieder des IS „kämpfen für die Wahrheit“
Seine dem Anschein nach recht gefestigte radikale Ideologie gab der Bursch dann bei seiner Einvernahme vor der Haftrichterin preis. Der 17-Jährige berichtete damals recht freimütig von seinen terroristischen Absichten. Er bezeichnete den IS als „die religiöseste Gruppe der Welt“, die „alles richtig“ mache. Deren Mitglieder würden „für die Wahrheit kämpfen“. Er gab zu, er habe einen Anschlag „genauso“ wie der Attentäter vom 2. November 2020 machen wollen, „wenn ich die Möglichkeiten, also die Waffen gehabt hätte“.
Aufgrund seines jungen Alters habe er aber keine Schusswaffe bekommen und sich daher um 20 Euro ein Messer mit einer Klingenlänge von 16,5 Zentimeter besorgt. Damit wollte der IS-Jugendliche gemäß seiner Verantwortung am Hauptbahnhof mehreren Menschen in den Hals stechen, wie der Verfassungsschutz in einem Anlassbericht festhielt.
„Es hätten für mich mehr als drei oder vier Opfer sein sollen. Diese sollten nicht nur verletzt sein, sondern getötet werden. Ich wollte dadurch zeigen, dass Menschen Allah fürchten sollen. Ich hätte, während ich die Personen erstochen hätte, auch Allahu Akbar (Gott ist groß, Anm.) gerufen, damit alle wissen, warum sie sterben. Durch dieses Töten komme ich ins Paradies, dort ist es sehr schön und ich entgehe der Streiterei mit meinem Vater“, gab der Bursch zu Protokoll. Er habe „keinen Zorn auf die Menschen allgemein, aber Polizisten, Soldaten und Homosexuelle sollten sterben“, merkte der IS-Anhänger noch an.
Acht Monate Haft für IS-Sympathisant
Bei seinem Prozess wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation fasste er 24 Monate aus – davon musste er acht Monate im Gefängnis sitzen. Fast sieben saß er bereits in Untersuchungshaft, das wurde angerechnet – nach einem Monat war er wieder auf freiem Fuß. Nach seiner Entlassung war der 17-Jährige in einer betreuten WG untergekommen, die sich um die Resozialisierung Jugendlicher kümmert. Weiters musste er an einem Deradikalisierungsprogramm teilnehmen.
Nach seiner Enthaftung dürfte er dem Gedankengut des IS jedoch nicht abgeschworen haben. „Er hatte leider Zugang zu einem Handy“, kommentierte David Jodlbauer, der Rechtsvertreter des erneut unter Terror-Verdacht gefallenen Jugendlichen, die jüngsten Entwicklungen.
Verdächtiger hatte Zugang zu Handy und Laptop
Wie sich nun herausgestellt hat, dürfte er in der WG nicht nur Zugang zu jenem Smartphone, sondern auch zu einem Laptop gehabt haben. Mit diesen Mitteln dürfte er weiter Propaganda für den IS betrieben und entsprechende Inhalte verbreitet haben. Am vergangenen Mittwoch verschwand er aus der WG und wurde als abgängig gemeldet. Beamte der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sollen ihn dann wieder „eingefangen“ haben.
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