Kyril Schewtschenko war Gouverneur der ukrainischen Nationalbank. Er floh vor Selenskyjs Regime nach Wien. Er fühlt sich politisch verfolgt und wartet nach zwei Jahren immer noch auf Asyl. Ein brisanter Fall auf höchsten Ebenen.
Wenn Kyril Schewtschenko seine Geschichte erzählt, wähnt man sich in einem Politthriller. Er sitzt in einem Büro seines Wiener Anwalts und berichtet über seine Flucht aus der Ukraine und die Hintergründe, die bis in allerhöchste Kreise reichen.
Morddrohungen, geplante Entführung
Und über Morddrohungen sowie Hinweise auf eine geplante Entführung durch den ukrainischen Geheimdienst. Der „Krone“ liegen entsprechende Anzeigen, eidesstattliche Erklärungen sowie Dokumente und Korrespondenzen mit Behörden vor.
Druck mit Strafverfolgung
Der 52-jährige promovierte Ökonom und Jurist wurde am 16. Juli 2020 Gouverneur der Nationalbank der Ukraine. Unter Wolodymyr Selenskyj, der im weltweiten Fokus den heldenhaften Abwehrkampf gegen Aggressor Putin führt. Es gibt auch andere Seiten. Schewtschenko weigerte sich, wie er sagt, kontraproduktive ökonomische Maßnahmen nach Vorgaben der politischen Entscheidungsträger auszurichten. Auch habe er sich geweigert, Personalwünsche – sprich „Postenkorruption“ – zu erfüllen. Mehrfach habe es Interventionen von obersten Stellen im laut internationalen Einschätzungen korruptesten Land Europas gegeben. Der Druck sei enorm gewesen.
Am 4. Oktober 2022 trat Schewtschenko, der in Kriegszeiten die Nationalbank auf Kurs hielt, als Gouverneur zurück. Tags darauf wurde er als Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Veruntreuung geführt. Er soll als Manager einer Bank mit anderen mehrere Millionen veruntreut haben. „Alles falsche Anschuldigungen“, sagt er. Er fühlt sich politisch verfolgt. Die erhobenen Vorwürfe gegen ihn seien schon 2019 untersucht und keine Verstöße festgestellt worden.
WKStA-Ermittlungen eingestellt
Schewtschenko floh nach Wien. Nach mehr als zwei Jahren spricht er passables Deutsch. Und wartet noch immer auf seinen Asylbescheid. „Ein klassischer Fall politischer Verfolgung“, sagen seine Anwälte.
Man wurde bis heute stets vertröstet. Auch hat man nach Drohungen mehrfach Personenschutz für Schewtschenko beantragt. Und vor kurzem neulich Anzeige erstattet, wonach es konkrete Hinweise gebe, dass Schewtschenko von Geheimdienstleuten entführt und in die Ukraine verbracht werden sollte. Die Dokumente liegen der „Krone“ vor. Nichts geschah. Stattdessen wurde gegen Schewtschenko von der WKStA ermittelt wegen Geldwäsche. Angezeigt von einer Person, deren Identität von der Akteneinsicht ausgenommen sei, wie sein Anwalt betont. Im Juni wurde das Verfahren eingestellt.
Reaktion des Innenministeriums
Zuständig für Asylwesen und Personenschutz ist das Innenministerium. Die „Krone“ fragte nach. Warum hat der prominente Flüchtling weder Asyl noch Schutz? Gibt es diesbezüglich gar Entscheidungen auf höchsten Ebenen zwischen Österreich und der Ukraine? Schewtschenko und seine Anwälte schließen das zumindest nicht aus. Aus dem Innenministerium heißt es knapp, dass man zu Einzelfällen – außer in Ausnahmefällen – aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft erteilen könne. „Erst nach Durchführung eines umfassenden, individuellen Ermittlungsverfahrens unter Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben wird eine Entscheidung im Einzelfall getroffen.“
Kyril Schewtschenko fühlt sich jedenfalls sehr wohl in Österreich. Dennoch will er zurück in seine Heimat. Mitwirken am Aufbau in der Ukraine. Das alles dürfte noch eine Weile dauern.
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