(Bild: KMM)

Mega-Skandal

Wie Christine Keeler die Regierung zu Fall brachte

„Was, zum Teufel, geht in diesem Land vor?“, titelten die Zeitungen 1963, als die konservative britische Regierung über die „Profumo-Affäre“ stürzte. Deren Zutaten: Eine attraktive Frau mysteriöser Herkunft, Poolpartys in einer noblen Villa und verheimlichte russische Kontakte.

Zuerst waren es nur schwelende Gerüchte. Als Beweise vorlagen, gab er eine persönliche Stellungnahme ab, in der er die Tatsachen bestätigte, aber die Vorwürfe relativierte. Aufgrund der medialen Berichterstattung war seine Stellung in der Regierung aber unhaltbar geworden und er trat zurück. Der Skandal erschütterte seine Partei, die Regierung, der er angehörte, und das Vertrauen der Bürger in Politik und Establishment. Kurz darauf war die konservative Regierung Geschichte – sie war über eine Affäre gestürzt.

Wir schreiben den Juni 1963. Der Mann, der seine Partei und gleich die gesamte konservative Regierung gestürzt hatte, hieß John Profumo. Er war der britische Kriegsminister der Tory-Regierung.

Zwei Jahre vor seinem Rücktritt hatte der damals 46-Jährige an einer Party in Cliveden House, einem der geschichtsträchtigsten Herrenhäuser Großbritanniens, teilgenommen. Distinguierte Herren der britischen Upperclass, Politiker und Mitglieder der High Society, die meisten gesetzten Alters, amüsierten sich bei dieser Poolparty. Auffallend war die hohe Dichte hübscher Mädchen, die ebenfalls geladen waren und die keinesfalls der feinen britischen Gesellschaft entstammten, aber das schien niemanden aufzufallen.

Der konservative britische Kriegsminister John Profumo, hier mit seiner Ehefrau (Bild: AFP / picturedesk.com)
Der konservative britische Kriegsminister John Profumo, hier mit seiner Ehefrau

Der britische Geheimdienst wusste von der Affäre

Eine dieser attraktiven Damen war Christine Keeler. Zwischen John Profumo und ihr begann an diesem Abend eine Affäre, die einige Wochen andauern sollte und noch im Jahr 1961 wieder beendet war – behauptete zumindest Profumo später. Bei dieser Party war auch ein Mann russischer Herkunft anwesend, mit dem Christine Keeler ebenfalls in engem Kontakt stand. Der britische Geheimdienst wusste über jedes dieser Details Bescheid.

Zwei Jahre später platzte die Bombe. Was den Sturz der Regierung herbeigeführt hatte, war die Tatsache, dass Christine Keeler nicht nur eine Affäre mit dem britischen Kriegsminister gehabt hatte, sondern angeblich zeitgleich auch eine Beziehung zu jenem Mann pflegte, der ebenfalls bei der Poolparty in Cliveden House gewesen war: Jewgeni Iwanow, stellvertretender Marineattaché bei der sowjetischen Botschaft und ein dem MI5 bekannter Spion.

Hellhörige Journalisten und Befreiungsschlag der britischen Medien

Der Skandal war von hellhörigen Journalisten an die Öffentlichkeit gebracht worden, ausgelöst durch eine Berichterstattung über einen Schusswechsel in Christine Keelers Wohnung aufgrund eines Beziehungsdramas. Berichte wie diese landeten üblicherweise im Chronikteil, doch beim Namen „Keeler“ wurden die Reporter stutzig. Schon seit langem wussten Londons Journalisten von Poolpartys in erlauchten Häusern, bei denen regelmäßig Escort-Mädchen anzutreffen waren.

Man wusste auch von der Affäre Keelers mit Profumo, und spätestens ab 1962 kursierten Gerüchte, dass das Callgirl – über deren Kontakte zu Jewgeni Iwanow ebenfalls bereits hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde –Kriegsminister John Profumo in eine „Honeytrap“, eine Honigfalle, gelockt hätte: Keeler habe den Minister für die Sowjets ausspioniert – was sie selbst allerdings stets immer dementiert hatte.

Cliveden House in Großbritanniens: Hier fanden die Partys statt.  (Bild: A.F.Kersting / akg-images / picturedesk.com)
Cliveden House in Großbritanniens: Hier fanden die Partys statt. 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die britische Presse bei Gerüchten über Mitglieder der Upperclass immer zurückgehalten, Pressevertretern war stets mit Klagen gedroht worden, sollten sie dieses oder jenes veröffentlichen. Die Affäre Profumo war abseits des Politskandals auch so etwas wie ein Befreiungsschlag der britischen Medien.

Die Öffentlichkeit verlangte von der Regierung Auskunft

Die Zeitungen stellten nun öffentlich Fragen zum politischen Leichtsinn und moralischen Verfall der Entscheidungsträger ihres Landes. „Was, zum Teufel, geht in diesem Land vor?“ titelte etwa der Daily Mirror. Die Öffentlichkeit war über die Enthüllungen zur Profumo-Keeler-Iwanow-Dreiecksbeziehung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges schockiert und verlangte Auskunft darüber, wie viel der konservative Premier und der britische Geheimdienst gewusst hatten.

Die konservative Regierung war nach diesen Enthüllungen Geschichte. Es gab zwar noch einen Wechsel an der Spitze der Partei, aber bei den Wahlen im Jahr 1964 verloren die Tories katastrophal. Die nächste Regierung stellte die Labour-Party.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt