Tech-Milliardär Elon Musk hat voll auf einen Wahlsieg von Donald Trump gesetzt – und gewonnen. Als Lohn zeichnet sich politischer Einfluss in Trumps Weißem Haus ab. Eine Kostprobe gab es schon am Tag nach der Präsidentenwahl: Musk war bei einem Telefonat des designierten US-Präsidenten mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj dabei.
Trump stellte in Aussicht, Musk mit der Senkung der Staatsausgaben zu betrauen. Noch hält der 53-Jährige aber keinen Regierungsposten – war aber trotzdem bei dem Telefonat dabei. Das Trump-Team versuchte sich über das „Wall Street Journal“ in Schadensbegrenzung: Musks Teilnahme an dem Gespräch sei nicht geplant gewesen. Er sei einfach in den Raum gekommen, als Trump und Selenskyj gesprochen hätten. Das wirft eine neue Frage auf: Kann der reichste Mensch der Welt einfach so beim bald wieder mächtigsten Mann der Welt hereinspazieren?
Tatsächlich hat sich Musk in den vergangenen Monaten fest mit Trumps innerem Kreis verwoben. So weit, dass er mit einem seiner Söhne im Arm auf einem Familienfoto der Trumps nach dem Wahlsieg zu sehen ist. Der Tech-Titan hat viel getan, um sich diesen Platz zu verdienen. Allein bis Mitte Oktober steckte er rund 120 Millionen Dollar in den Wahlkampf des Ex-Präsidenten, vor allem im potenziell entscheidenden Bundesstaat Pennsylvania.
Intensive Wahlkampfhilfe – finanziell und auf „X“
Zudem überflutete er seine mehr als 200 Millionen Follower bei der ihm gehörenden Online-Plattform X Tag für Tag mit Aufrufen, für Trump zu stimmen, sowie vernichtender Kritik an der demokratischen Gegenkandidatin Kamala Harris. Ganz besonders ritt Musk auf dem Reizthema Einwanderung herum. So verbreitete er die falsche Behauptung, die Demokraten ließen Migranten einfliegen, um die Wahl zu drehen. Auch Nutzern, die ihm nicht direkt folgen, wurden Pro-Trump-Beiträge über die „Für-Dich“-Auswahl in die Timelines gespült.
Aber in welche Richtung könnte Musk Trumps Politik lenken? Und wie können die Interessen seiner vielen Unternehmen da reinspielen? Schließlich würde Trump mit Musk jemanden die Kontrolle über Regierungsausgaben überlassen, der sich ständig lautstark über Regulierungshürden beklagt.
Was wäre, wenn Musk den Behörden, über die er sich ärgert, einfach den Geldhahn zudreht? Als er Twitter übernahm, feuerte er einfach die Hälfte der Belegschaft. Könnte dem Regierungsapparat eine ähnliche Rosskur bevorstehen, wenn er bei seiner üblichen Vorgehensweise bleibt?
Musk ist nicht nur Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla und Besitzer der inzwischen von Twitter in X umbenannten Online-Plattform. Er führt unter anderem auch die Raumfahrtfirma SpaceX. Damit hängt die USA bereits von ihm ab: Nur SpaceX hat die Raketenkapazität, um in großem Stil amerikanische Satelliten und Astronauten in die Umlaufbahn zu bringen.
Regierungsaufträge für SpaceX Milliardengeschäft
Für SpaceX ist das ein Milliardengeschäft. Und das Debakel des Konkurrenten Boeing, dessen neue Weltraumkapsel der NASA zu unsicher schien, um damit Astronauten von der Weltraumstation ISS zurückfliegen zu lassen, zementierte diese Dominanz nur noch.
Zudem ist Musk mit SpaceX auch noch Herr über das Satelliten-System Starlink. Es ist unverzichtbar für die Ukraine: Ihre Truppen kommunizieren darüber, nachdem die russischen Invasoren die Telekom-Infrastruktur zerstört hatten. Aus Musks Biografie wurde bekannt, dass er im Alleingang eine ukrainische Attacke auf die russische Schwarzmeer-Flotte auf der besetzen Halbinsel Krim verhinderte – er weigerte sich, Starlink in der Region zu aktivieren.
Allerdings gibt es einen anderen Tech-Milliardär, der der US-Regierung eine Alternative zu SpaceX bieten will: Amazon-Gründer Jeff Bezos. Seine Raumfahrt-Firma Blue Origin entwickelt ebenfalls Raketen – und plant auch Konkurrenz zu Starlink mit dem Satelliten-System Kuiper.
Könnte Musks Nähe zur Macht die Position von SpaceX für die Zukunft stärken? Bezos seinerseits legt viel Wert darauf, Trump nicht zu verärgern. Er gratulierte dem designierten Präsidenten beinahe euphorisch – und kurz vor der Wahl verzichtete Bezos‘ Zeitung „Washington Post“ auf eine bereits geschriebene Empfehlung für Kamala Harris. Am selben Tag traf Blue-Origin-Chef Dave Limp auf Trump. Ein Zufall, versicherte Bezos.
Teslas „Autopilot“ im Visier der Behörden
Auch Tesla könnte etwas weniger Aufmerksamkeit von Aufsehern gut gebrauchen. So ermittelt die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA bereits seit Jahren wegen Unfällen mit dem Fahrassistenz-System „Autopilot“. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die NHTSA ein Problem in Teslas „Autopilot“-Videos sieht. Sie könnten bei Fahrern fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass die Teslas mit der neuesten Version des Systems sich allein steuern könnten. Dabei ist selbst die neueste Ausbaustufe mit dem vollmundigen Namen „Full Self-Driving“ (komplett selbstfahrend) nur ein Assistenzsystem, bei dem der Mensch am Steuer jederzeit die Kontrolle behalten muss.
Und Musk hat große Pläne: Er führte jüngst ein Tesla-Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale vor. Es solle ab 2026 in die Produktion gehen und autonomes Fahren nur mit Kameras möglich machen – statt der teuren Laser-Radare, auf die heute erfolgreiche Robotaxi-Firmen wie Google setzen. Der Elektroauto-Hersteller bekäme damit einen erheblichen Kostenvorteil im Vergleich zur Konkurrenz.
Tesla wolle schnell zwei Millionen solcher Fahrzeuge pro Jahr bauen, kündigte der für verpasste Fristen berüchtigte Tech-Milliardär an. Doch für die großen Pläne gibt es zwei Probleme – und bei beiden könnte weniger Behördendruck helfen. Zum einen ist unter Fachleuten alles andere als ausgemacht, dass nur mit Kameras ein verlässliches autonomes Fahren zu schaffen ist. Und zum anderen dürfen Wagen ohne Lenkrad und Pedale heute als experimentelle Fahrzeuge nur in kleinen Zahlen auf die Straßen.
In einer außergewöhnlichen Verflechtung von US-Politik und Privatwirtschaft brachte Trumps designierter Vizepräsident J.D. Vance bereits im September amerikanische NATO-Beitragszahlungen damit in Verbindung, dass in der EU nicht gegen Musks Online-Plattform X vorgegangen wird. Amerika müsse sagen, dass sich die Europäer zur Redefreiheit bekennen sollten, damit es weitere Unterstützung des Verteidigungsbündnisses gibt, sagte Vance in einem Interview des Youtubers Shawn Ryan. Er meinte damit das mögliche Vorgehen gegen Falschinformationen und Hassrede auf Online-Plattformen nach dem neuen Digitalgesetz DSA.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.