Am 11. September 2023 wollte Ali K. einen Terroranschlag am Wiener Hauptbahnhof verüben. Am 11. April wurde er zu einer teilbedingten Haftstrafe verurteilt. Kein halbes Jahr war der nun 18-Jährige frei – wegen Terrorvorwürfen sitzt er nun erneut ein. Dabei handle es sich jedoch um einen Irrtum, sagt sein Anwalt Rudolf Mayer zur „Krone“.
„Denken Sie immer noch so?“ – „Nein.“ So antwortete der nun 18-Jährige bei seinem Prozess im April auf die Nachfrage der Richterin betreffend seine radikale Gesinnung. Das dürfte so aber nicht ganz stimmen – erneut fand der Verfassungsschutz einschlägiges Material, das von Ali K. gepostet worden sei. Nach gerade einmal einem halben Jahr in Freiheit sitzt er nun wieder in Untersuchungshaft.
Wohngemeinschaft und Therapieweisungen
Und wieder geht es um die Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und kriminellen Organisation. Erst am 11. April fasste er deswegen eine teilbedingte Haftstrafe von 24 Monaten aus, davon acht tatsächlich im Gefängnis. Weil die U-Haft angerechnet wurde, war der 18-Jährige Mitte Mai wieder frei. Ali K. zog in eine Wohngemeinschaft des Vereins WOBES, hatte dort eine Liste an Weisungen, an die er sich halten musste.
Einzeltherapien, regelmäßige Meldungen bei der Polizei und Termine mit Derad – einem Deradikalisierungsprogramm, an dem er schon seit seiner ersten Festnahme teilnehmen musste. Und mit dem es auch eine gute Zusammenarbeit gab, sagt sein Verteidiger Rudolf Mayer gegenüber der „Krone“. Ali K. hätte sich schnell in der Wohngemeinschaft eingefunden, sich mit den Therapien sehr wohlgefühlt.
„Das ist alles ein Irrtum“
Dort wurde er auch vergangenen Dienstag gegen halb acht am Abend von der Polizei festgenommen. „Er ist völlig verblüfft. Das ist alles ein Irrtum“, möchte Mayer klarstellen, nachdem er seinen Mandanten in der U-Haft besucht hat. Die Ermittlungen würden sich einerseits um einen Livestream mit anderen Jugendlichen drehen. Da sei es aber keinesfalls um den IS gegangen, sondern um eine neue Organisation in Afrika. Andererseits würden Propaganda-Postings auf seinem Social-Media-Account aufscheinen. Mit denen hätte der verurteilte IS-Anhänger aber nichts zu tun.
Statt im Zimmer seines Wohnheims sitzt Ali K. aber nun wieder mindestens zwei Wochen in einer Zelle in der Justizanstalt Josefstadt. Dann kommt es zu einer ersten U-Haftprüfung. Anwalt Rudolf Mayer: „Man wird sehen, ob an den Vorwürfen etwas dran ist – oder eben nicht.“
Terroranschlag am Hauptbahnhof geplant
Zuletzt wurde der damals 17-Jährige kurz nach dem 11. September 2023 festgenommen – wohl der Höhepunkt seiner Radikalisierung. Der Jugendliche versuchte, mit 500 Euro eine Waffe zu kaufen – er war aber zu jung. Also rüstete er sich mit Fahrradhandschuhen, einem T-Shirt in Tarnfarben, einem Gilet mit abgeschnittenen Kopfhörerkabeln – das sollte eine Bombenjacke imitieren – und einem Messer aus. So fuhr er mit der U-Bahn auf den Wiener Hauptbahnhof, wollte auf „Ungläubige“ einstechen.
„Im Endeffekt ist es ein riesiges Glück, dass ihn sein Mut verlassen hat. Sonst würden wir hier wegen etwas ganz anderem sitzen“, so die Staatsanwältin bei Prozess gegen Ali K. Im Bahnhof beschloss, der 17-Jährige kehrt zu machen und sein Vorhaben nicht in die Tat umzusetzen. Deswegen wurde er für den geplanten Terroranschlag nicht verurteilt.
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