Wetter-Apps von Handys schlagen seit Tagen Alarm, aber laut dem Rathaus ist die Luftgüte in Wien „befriedigend“. Das liegt zu einem guten Teil auch am Grenzwert für Feinstaub, wie ihn das Gesetz vorgibt. Doch der ändert sich gerade.
Sich hier „längere Zeit aufzuhalten, könnte ein Risiko darstellen“, warnten Wetter-Apps auf Handys zuletzt vor „extrem schlechter“ Luft in Wien. Schuld daran waren Werte in der feinsten Feinstaub-Kategorie (PM 2,5). Die WHO-Empfehlung von täglich höchstens 15 µg/m³ wurde demnach in Wien allein im letzten Monat elfmal überschritten. Laut dem Wiener Luftgütebericht waren die Feinstaubwerte aber „befriedigend“ – weil PM 2,5 in Wien zwar gemessen, aber in der Bewertung der Luftgüte keine Rolle spielt.
Eine Empfehlung ist kein Grenzwert
Heinz Tizek, bei der MA 22 für die Luftgütemessung verantwortlich, beruhigt zuerst einmal: Bei den WHO-Werten gehe es nicht um gesundheitsgefährdende Mengen Feinstaub, sondern um Empfehlungen dafür, was man als wirklich reine Luft ansehen kann. Die Luft in Wien sei „2024 besser, als wir es uns vor 15 Jahren überhaupt haben vorstellen können“. Noch vor zehn Jahren habe es im Jahr um die 100 Tage mit so hohen Belastungen gegeben, nun nur noch eine Handvoll.
Neue Grenzwerte spätestens in zwei Jahren
Die Messmodelle der Handy-Wetter-Apps findet Tizek im Wesentlichen zutreffend. Er kritisiert jedoch, dass Warnungen vor „extrem schlechter Luft“ dort unkommentiert stattfinden: „Die Leute werden damit alleingelassen, das verunsichert sie natürlich.“ Dass der Wiener Luftgütebericht bei PM-2,5-Feinstaub wegschaut, findet aber auch Tizek „unbefriedigend, keine Frage“. Es liegt daran, dass die EU bisher Messungen des gesamten Feinstaubs (PM 10) ohne Unterteilungen vorgibt. Doch das ändert sich gerade.
gilt künftig EU-weit als Grenzwert. Am Wochenende wurden in Wien als Spitzenwert 47 µg/m³ erreicht, der Mittelwert lag bei 43 µg/m³.
Künftig setzt die EU täglich maximal 25 µg/m³ PM-2,5-Feinstaub und einen Jahresmittelwert von umgerechnet 10 µg/m³ pro Tag als Grenzwert an. Erst wenn Österreich dazu entsprechende Gesetze erlässt – dafür hat die Republik zwei Jahre Zeit – dürfe Wien seine Luftgütebewertung umstellen, so Tizek.
Lage bessert sich langsam in den nächsten Tagen
Ohnehin ist aber in den nächsten Tagen Entspannung angesagt: Das Hochdruckwetter, das Luftaustausch verhindert und damit den Feinstaub wie mit einem Deckel auf der Stadt gehalten hat, ändert sich gerade. Die Belastung beginnt bereits leicht zu sinken. Bis der angesammelte Feinstaub nach Westen aus Mitteleuropa „herausgeblasen“ ist, werden jedoch noch einige Tage vergehen, in denen Partikel aus Nachbarländern über Wien abtransportiert werden.
Das Umweltbundesamt errechnet aber, dass die generelle Feinstaubbelastung in Wien um ein Viertel sinken muss, damit künftig nicht regelmäßig die Alarmglocken schrillen – dann sowohl auf den Handys als auch beim Wiener Luftgütebericht. Nimmt man die kommenden EU-Werte für die zulässige Jahres-Höchstbelastung an PM 2,5 als Maßstab, wäre Wien in jedem einzelnen der letzten drei Jahre an den Vorgaben gescheitert.
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