Schon traurig, dass es 86 Jahre nach der sogenannten Reichspogromnacht nicht möglich ist, dass der demokratisch gewählte Präsident der österreichischen Volksvertretung gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde der Opfer des Naziterrors gedenken kann. Warum? Weil er ein „deutschnationaler Burschenschafter“ sei, so der Präsident der Israelischen Kultusgemeinde.
EINERSEITS stimmt es, dass Walter Rosenkranz, so wie andere freiheitliche Politiker, Burschenschafter ist.
ANDERERSEITS sollte man bedenken, dass „deutschnational“ heute nur das Bekenntnis zur deutschen Kultur- und Sprachnation bedeutet und kein Gegensatz zum österreichischen Patriotismus ist. Und dass die Burschenschaften in ihrer Geschichte als akademischer Teil des nationalliberalen Lagers einen großen Beitrag zur Entwicklung des Parlamentarismus und des freiheitlichen Rechtsstaats geleistet haben.
Zwar waren viele Burschenschafter in einer Zeit, in der die Christlichsozialen den austrofaschistischen Ständestaat errichteten und die Sozialdemokratie auf die „Diktatur des Proletariats“ setzte, Teil des Nazi-Wahnsinns.
Andererseits war aber der wichtigste österreichische Teilnehmer am Stauffenberg-Putsch gegen Hitler der Burschenschafter Robert Bernardis. Und schließlich waren der Begründer der Sozialdemokratie, Victor Adler, und jener des Zionismus, Theodor Herzl, auch kurz Burschenschafter. Und mit Franz Dinghofer war ein Burschenschafter Gründervater der Ersten Republik.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.