Aufregung in Rom
Mafia-Boss-Nichte arbeitet für Bildungsministerium
Bis vor einigen Monaten verteidigte sie ihren Onkel, die langjährige Nummer eins der Mafia, Matteo Messina Denaro. Jetzt arbeitet seine Nichte, die sizilianische Anwältin Lorenza Guttadauro, in Rom für das Bildungsministerium. Sie habe eine Stelle in dem für das Bildungswesen zuständigen Büro der Region Latium mit der Hauptstadt Rom dank einer öffentlichen Ausschreibung gewonnen, bestätigte die Behörde.
Der Fall sorgt für Aufsehen. Die 44-jährige Lorenza Guttadauro ist die Tochter von Messina Denaros Schwester Rosalia. Sie hatte in den vergangenen Monaten ihren im Jänner 2023 nach 30-jähriger Flucht festgenommenen Onkel Messina Denaro verteidigt.
Ehemann von Mafiosi-Nichte ebenfalls kriminell
Guttadauros Ehemann Girolamo Bellomo wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Laut Anklage leitete er von Palermo aus direkt den Drogenhandel, setzte Baufirmen unter Druck und plante Erpressungen, um das Gebiet zu kontrollieren. Guttadauros Großvater väterlicherseits war der legendäre Boss des Viertels Brancaccio in Palermo, Giuseppe Guttadauro. Auch Guttadauros Vater Filippo hatte wiederholt Probleme mit der Justiz. Die Tatsache, dass Lorenza Guttadauro für das Bildungsministerium arbeitet, sorgte in Rom für Diskussionen und könnte die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni in Verlegenheit bringen.
Die italienische Justiz ermittelt weiter gegen die Gruppe von Personen, die Messina Denaros Flucht begünstigt hatten. Erst vor wenigen Tagen wurde eine Freundin Denaros zu elf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Die Lehrerin hatte jahrelang mit dem verstorbenen Mafia-Boss zusammengelebt und die Kontakte Denaros zu anderen Mafiosi aufrechterhalten.
Mafia-Boss nach 30 Jahren Flucht gefasst
Messina Denaro wurde im Jänner 2023 nach 30 Jahren auf der Flucht gefasst, als er eine Klinik in Palermo verließ, in der er wegen Krebs behandelt wurde. Er starb am 25. September 2023 im Alter von 62 Jahren in einem Krankenhaus in der Stadt L‘Aquila. Denaro war wegen seiner Beteiligung an Dutzenden von Morden verurteilt worden, darunter auch die Bombenanschläge der Cosa Nostra von 1992, bei denen die Anti-Mafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino getötet wurden.
Sogar Kind ermordet und in Säure aufgelöst
Zusätzlich zu den Morden an Falcone und Borsellino wurde Messina Denaro wegen der Ermordung von Giuseppe Di Matteo verurteilt, dem Sohn eines Mafiosos. Giuseppe Di Matteo war 1993 im Alter von zwölf Jahren entführt, 1996 erwürgt und in Säure aufgelöst worden, um seinen Vater zu bestrafen, der gegen ein führendes Mafiamitglied ausgesagt hatte. Ebenso wurde Messina Denaro wegen Bombenanschlägen auf Kunst- und religiöse Stätten in Mailand, Florenz und Rom verurteilt, bei denen 1993 zehn Menschen getötet und 40 weitere verletzt wurden.
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