Die „Steirerkrone“ brachte den schockierenden Fall vor zwei Jahren an die Öffentlichkeit: Ein steirischer Ex-Lehrer soll über Jahre hinweg mehrere Schüler gezwungen haben, pornografische Bilder von sich selbst zu machen und an einen seiner Fake-Accounts zu schicken. Nun ist die 69-Seiten-starke Anklage gegen den fast 40-Jährigen fertig.
69 Seiten lang ist die noch nicht rechtskräftige Anklage gegen jenen bald 40 Jahre alten ehemaligen Lehrer, der mindestens 16 Schülern, ausschließlich Knaben, Schlimmstes angetan haben soll! Der Ex-Gym-Lehrer, der neben Geschichte obendrein Religion unterrichtete, baute rund um seine Person ein widerliches, hochkomplexes Konstrukt auf, um das zu bekommen, was er wollte: Nacktbilder und Videos von seinen minderjährigen, teils sogar unmündigen Schülern!
Ab Herbst 2009 war er an der betroffenen Grazer Schule angestellt und verschaffte sich als Vertrauenslehrer die für seine niederträchtigen Handlungen nötige Basis. Er legte mehrere Snap-Chat-Accounts an, auf denen er sich als Mädchen ausgab und forderte seine Schützlinge auf, ihm Nacktbilder und Videos zu schicken. Als Gegenleistung gab es Gutscheine und Bargeld. Mehr noch: Er soll sich teilweise als Lehrperson geoutet haben und für besonders intime Bilder bessere Noten geboten haben.
Lehrer erpresste Kinder
Einige Opfer mussten sein Spielchen jahrelang mitmachen. In ihrer Verzweiflung wandten sie sich an ihren Vertrauenslehrer, nichts ahnend, dass er hinter allem steckte. Sie vertrauten ihm ihre Sorgen an, dass das Mädchen drohte, alles im Internet zu veröffentlichen, sollten sie nicht noch mehr Bilder und Videos schicken. Der vermeintliche Vertraute versprach, ihnen zu helfen, gab sich als falschen Retter aus. Denn kurz darauf erhielten die Kinder Nachrichten, dass ihr Lehrer alles geregelt habe. Im Unwissen, dass es niemand Geringerer war als er selbst, der ihnen diese Nachrichten schrieb!
Der Mann ist teilgeständig. Insgesamt wurden 16 Opfer namentlich ausgeforscht. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig.
Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz
Bild: Jürgen Radspieler
Als mit der Zeit Gerüchte in der Schule über einen Lehrer aufkamen, der pornografische Darstellungen von Buben forderte, wurde es zum ersten Mal eng für ihn. Um von ihm abzulenken, beschuldigte er eine Kollegin, diese Taten begangen zu haben – weswegen er nun auch wegen Verleumdung angeklagt ist.
Schüler legten Lehrer rein
Endgültig Schluss mit seinem kriminellen Spiel war Ende 2022. Ausschlaggebend dafür waren die missbrauchten Kinder selbst! Einige hatten sich zusammengetan. Während einer Schulstunde, die der Mann hielt, schrieben sie ihm eine Nachricht: „In 30 Minuten kommt das nächste Bild“. Als die Nachricht versendet wurde, merkten die Kinder, dass er auf sein Handy blickte – die Bestätigung, dass der Text tatsächlich bei ihm eingelangt war. Außerdem blickte er immer wieder auf die Uhr, wohl in freudiger Erwartung auf das nächste visuelle Erlebnis ...
Als für die Schüler feststand, dass es nur er sein konnte, der ihnen so viel Leid zugefügt hatte, gingen sie zu einer weiteren Vertrauenslehrerin, die sofort alles Nötige in die Wege leitete.
Der Steirer wurde umgehend suspendiert und die Staatsanwaltschaft Graz informiert. Kurz danach wurden bei einer Hausdurchsuchung sämtliche Datenträger sichergestellt. Da geriet der Religionslehrer in Panik: Er kaufte sich ein neues Handy und loggte sich in seinen Account ein, in der Hoffnung, noch Daten löschen zu können. Doch die Ermittler kamen ihm dahinter. Als er kurz vor einer Einvernahme eines Opfers dieses anstiftete, falsch auszusagen, kam er vorübergehend in Untersuchungshaft.
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