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Warum Barca auch ohne Messi die Bayern rauswirft

Sport
22.04.2013 11:52
Zwei Argumentationsmuster sind unter den (selbst ernannten) Insidern derzeit besonders en vogue. Erstens: Bayern ist stark wie nie und wird das nicht mehr überirdische Barcelona im CL-Halbfinale eliminieren. Zweitens: Ohne Lionel Messi ist Barca auf internationalem Top-Niveau nicht konkurrenzfähig. Für Redakteur Michael Fally Grund genug, um demonstrativ gegen den Experten-Strom zu schwimmen und den Aufstieg der Katalanen - gegebenenfalls sogar ohne Messi - zu prophezeien.

Eine simple Milchmädchenrechnung erwies sich nach Barcas Zitter-Aufstieg gegen Paris Saint-Germain ins Halbfinale der Königsklasse als sportjournalistischer Gassenhauer: Der angeschlagene Messi saß zu Beginn des Rückspiels im Camp Nou auf der Bank und musste von dort aus mit ansehen, wie sich seine heillos überforderten Mitspieler scheinbar ins Verderben wurschtelten und beinahe ins europäische Out taumelten.

Doch dann kam Messi(as) und erlöste Barca mit seiner bloßen Anwesenheit und sicherte den Blau-Roten den Aufstieg ins Semifinale. Schlussfolgerung: Der große FC Barcelona ist ohne den kleinen "Zauberfloh" um Klassen schwächer. Sollte er gegen die Bayern nicht auflaufen, können die Münchner schon einmal die Tickets nach London zum Finale im Wembley buchen.

Ohne Messi 5:0, mit Messi 0:2
Eh lieb, diese These - sie aufgrund eines einzigen Spiels (gegen PSG) zu postulieren, ist aber blanker Unsinn. Immerhin zerlegte Barcelona schon in Spiel eins nach Messis verletzungsbedingtem Ausfall Mallorca nicht zuletzt dank eines Triplepacks von Fabregas mit 5:0, steuert seither auch ohne den schmächtigen Argentinier unaufhaltsam auf den Meistertitel zu. So nebenbei gingen die Katalanen in der heurigen Champions-League-Saison beim AC Milan schon mit 0:2 baden - mit einem gewissen Lionel Messi an Bord. Die Behauptung, Barca bestehe (fast) ausschließlich aus Messi, hält also schon dem primitivsten Faktencheck nicht stand.

Dass es einem Qualitätsverlust gleichkommt, wenn der beste Spieler passen muss - no na! Das ist allerdings bei jeder Jux- und noch viel mehr bei jeder Profitruppe der Welt so. Oder fiele bei den Bayern ein Ausfall Riberys, bei Real die Abstinenz Ronaldos oder etwa bei der Austria das Verzichten auf Hosiner nicht ins Gewicht?

Bayern mauert nicht - das ist gut für Barca
Trotzdem behaupte ich: Barca wird gegen Bayern bestehen und ins Finale einziehen - notfalls auch ohne den "kleinen lieben Gott", wie ihn Goleador Hans Krankl gerne nennt.

Was mich zu diesem Glauben führt, wo doch selbst "unser" ehemaliger Edeltechniker Andi Herzog die Bayern im Finale sieht, weil Barca "nicht mehr so furchteinflößend" sei? In der jüngeren Vergangenheit bissen sich die stolzen Katalanen in der Königsklasse an Inter Mailand und dem FC Chelsea die Zähne aus. Beide Male nervte der jeweilige Gegner die "Blaugrana" mit einer Mauertaktik zu Tode, die wohl selbst Giovanni Trapattoni zu fad gewesen wäre. Dem damaligen Inter-Coach Jose Mourinho war seinerzeit nicht einmal zu peinlich, Samuel Eto'o de facto als linken Außendecker aufzubieten.

Bei den Bayern sind derartige taktische Kniffe undenkbar. Das Münchner Starensemble wird sich - vor allem im Heimspiel - zu schade sein, um vorm eigenen Sechzehner 180 Minuten lang Beton anzurühren. Die Bayern werden - getragen vom Irrglauben, spielerisch auf einem Niveau mit Barca zu stehen - versuchen, das Spiel zu machen. Und das wird Barca den Platz geben, den es braucht, um zu "zaubern". Iniesta, Xavi und Co. können's (immer noch) allemal mit Schweinsteiger, Ribery und Co. aufnehmen und verfügen dabei wahrscheinlich über einen Schuss mehr Genialität als die Bayern-Heros. Das kann und wird den Ausschlag geben. Auch wenn Messi nicht rechtzeitig fit werden sollte.

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(Bild: KMM)



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