Sie war der Inbegriff einer Femme fatale, löste eine Revolution aus, brachte Kaiserin Elisabeths Onkel um den bayerischen Thron – und anschließend verkaufte sie ihre Lebensgeschichte der US-Unterhaltungsindustrie.
Manche Biografien könnte man aufregender nicht erfinden. So wie jene der berüchtigten Lola Montez, deren Lebensgeschichte alles beinhaltet, was man für eine beliebte historische Abenteuerserie bräuchte. Im Prinzip wäre die Geschichte der Lola Montez, die am 17. Februar 1821 als Elizabeth Gilbert in Irland geboren wurde, schnell erzählt: Sie war eine von vielen schönen Frauen, die im 19. Jahrhundert als Tänzerin, Schauspielerin, Kurtisane – die Übergänge waren fließend – Karriere machten.
Die Lebenswege dieser Damen funktionierten immer nach dem gleichen Prinzip. Ihre außergewöhnliche Attraktivität verschaffte ihnen Aufmerksamkeit, und klug, wie die meisten von ihnen waren, erkannten sie, wie sie diese Aufmerksamkeit zu Geld machen könnten. Nach ein paar Gesangs- und Tanzstunden und mithilfe von Choreografien, bei denen viel Haut zu sehen war, starteten sie auf den Bühnen Europas durch. Das Ziel war, möglichst schnell zu reichen Liebhabern zu kommen, denen sie das Geld aus der Tasche ziehen konnten.
Lola provozierte die Regierung
Auch Lola Montez schlug zu Beginn diesen Weg ein. Was sie jedoch von all ihren Berufskolleginnen unterschied, war die Tatsache, dass sie erstens eine Revolution auslöste, zweitens einen König um seinen Thron brachte und sich drittens am Ende ihres Lebens schließlich zu einer modernen Geschäftsfrau entwickelte. Die Revolution löste Lola 1848 in Bayern aus, was insofern eine Leistung war, weil die Bayern als eines der wenigen Völker in Europa im Großen und Ganzen kein Problem mit ihrem Herrscherhaus, den Wittelsbachern, hatten.
Ging es in diesem Revolutionsjahr andernorts um politische Mitbestimmung und Verfassungen, so liefen die Bayern vielmehr gegen Lola Sturm. Denn der bayerische König Ludwig I. – Kaiserin Elisabeths Onkel – war so verliebt in die um 35 Jahre Jüngere, dass er ihr Titel und Geld nachwarf. Lola entwickelte sich unter seiner Gunst zur provokanten Skandalnudel, die sowohl Regierung als auch Volk deutlich spüren ließ, dass sie den König in der Hand hatte.
Als dieser ihretwegen auch noch die Münchner Universität sperren ließ – als Strafe dafür, dass mehrere Studentenkorps handgreiflich gegen Lola geworden waren –, war es mit der Loyalität der Bayern zu ihrem König vorbei. Es kam zu Unruhen, in deren Folge sie sowohl Lola als auch Ludwig in die Wüste schickten: Der König musste zugunsten seines Sohnes abdanken, und Lola musste Bayern fluchtartig in Richtung Schweiz verlassen. Dass die Bayern für eine Mätressenwirtschaft à la Madame de Pompadour nicht zu haben waren, hatten sie eindrucksvoll bewiesen.
Die Tänzerin wurde zu einer Marke und verdiente viel Geld
Anstatt sich nach diesem Skandal dezent zurückzuziehen, startete Lola Montez jetzt erst richtig durch. Die Geschichte der schönen Frau, die einen König um seinen Thron gebracht hatte, wurde zum Renner in Europa und Nordamerika, und Lola tat, was Stars auch heute gerne heute tun: Sie machte mit ihrer Geschichte Geld. Zuerst schrieb sie Schönheits- und Lifestylebücher – „mit diesen Schönheitstipps liegen Ihnen Könige zu Füßen“ -, die zu Bestsellern wurden.
Dann veröffentlichte sie ihre Memoiren – ebenfalls Bestseller – und spielte am Broadway in der Revue „Lola Montez in Bavaria“ sich selbst, womit sie durch ganz Amerika tourte. Lola war ein Superstar. Sogar der Häuptling des stolzen Cheyenne-Stammes ließ sich mit ihr fotografieren. Am Ende ihres kurzen Lebens, denn sie starb bereits im Alter von 39 Jahren, war Lola Montez eine der berühmtesten Frauen ihrer Zeit, zu einer Vorreiterin in der Unterhaltungsindustrie sowie zu einer der ersten Selbstvermarkterinnen geworden: US-Firmen rissen sich darum, mit ihrem Namen werben zu dürfen.
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