Die Insolvenz von Kika/Leiner könnte dem heimischen Möbelhandel ziemlich zusetzen. Viele Fragen sind noch offen und die Folgen aktuell nur schwer abschätzbar, sagte der Wiener Handelsexperte Andreas Kreutzer. Sollte das Unternehmen jedoch weiter schrumpfen oder sogar ganz aus dem Markt verschwinden, sei das „schlimm, weil es den Markt in Österreich weiter konzentriert“, so Kreutzer. Auch die weitere Verwertung der Standorte dürfte schwierig werden.
Wie es konkret mit dem Möbelhaus weitergeht – ob noch einmal eine Sanierung versucht oder möglicherweise ein Investor gesucht wird – dazu „kann man jetzt noch nicht so viel sagen“, so Kreutzer, der auch Geschäftsführer von Kreutzer, Fischer und Partner (KFP) ist. Aus seiner Sicht mache es aber nur wenig Sinn, Kika/Leiner noch einmal zu schrumpfen und Märkte zu schließen und dann nur ein paar wenige aufrecht zu halten.
Konkurrenz könnte einsteigen
Dass ein Konkurrent das Geschäft aufkauft, sei prinzipiell möglich. Allerdings gibt es nur wenig Konkurrenz am österreichischen Markt. Die XXXLutz-Gruppe könne nur dort einsteigen, wo die Marktkonzentration nicht schon zu groß ist. Einen Einstieg von Ikea hält er für unwahrscheinlich. „Sonst haben wir keine Großflächen-Anbieter mehr“.
Dementsprechend stelle sich die Frage, wie es mit den Standorten weitergehen soll. „Es wird schwer werden, die Standorte zu verwerten“. Weder für Bau- noch für Elektronikmärkte kämen sie gut infrage, da die Standorte meist mehrstöckig sind und das in diesen Bereichen weniger günstig sei. Generell habe es der stationäre Handel derzeit nicht leicht. „Die Zeit der stationären Großfläche ist eigentlich vorbei“, so Kreutzer. Vor allem der Internet-Handel kannibalisiere das Konzept.
Zulieferer wohl wenig betroffen
Sorge um Folgeinsolvenzen bei Lieferanten von Kika/Leiner hat der Experte weniger. Nach der ersten Schrumpfung des Unternehmens im Vorjahr, bei der mehr als die Hälfte der Filialen geschlossen wurde, sei das Möbelhaus nicht mehr so ein großer Abnehmer für die Handelsmarkenproduzenten wie früher gewesen. Die Lieferanten könnten zwar durchaus um Forderungen an Kika/Leiner umfallen, eine Existenzbedrohung dürfte das aber nicht sein.
Im Vorjahr war Kika/Leiner nach Umsatzhöhe gemessen der Branchendritte. Branchenprimus war 2023 laut Kreutzer die XXXLutz-Gruppe mit rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz, dahinter rangierte Ikea mit rund 900 Mio. Euro. Kika/Leiner erzielte 600 Mio. Euro Umsatz, für heuer wäre die Erwartung bei rund 300 Mio. Euro gelegen.
Insolvenzantrag erst am Donnerstag
Bis offizielle Details zu den Verbindlichkeiten und den Gläubigern des neuerlich insolventen Möbelhändlers Kika/Leiner publik werden, dürfte es noch bis Donnerstag dauern. Denn der Insolvenzantrag wird erst morgen bei Gericht erwartet, wie Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer am Mittwoch sagte. Die Chance auf eine Fortführung des Unternehmens schätzt der Gläubigerschützer als gering ein.
Dass „ein weißer Ritter“ in Form eines Investors zum Kauf und damit zur Rettung des Unternehmens schreite, sei angesichts der schwierigen Situation im Handel und insbesondere der Möbelbranche unwahrscheinlich, so Weinhofer. Außerdem spreche das allgemeine Umfeld mit der hohen Sparquote und der Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten gegen eine Investition. Finde sich kein Geldgeber, stehe Kika/Leiner wahrscheinlich die Liquidierung ins Haus.
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