Bald am Nova Rock?

Linkin Park: Beim Comeback schließt sich der Kreis

Musik
14.11.2024 06:00

Direkt nach Oasis ist es das Comeback des Jahres – mit Sängerin Emily Armstrong starten die Nu-Metal-Legenden Linkin Park in ein zweites Leben. Das Comeback „From Zero“ ist gleichzeitig ein zweites Debütwerk und beruft sich bewusst auf die Wurzeln der Band. Kommt die Top-Band 2025 aufs Nova Rock?

(Bild: kmm)

Bei der medialen Überbeanspruchung von Oasis-Artikeln ging die zweite große Reunion im internationalen Mainstream-Musiksektor fast sträflich unter. Sieben Jahre nach dem tragischen Freitod von Sänger und Generationsstimme Chester Bennington wurde Anfang September via globalen Livestream die Katze aus dem Sack gelassen. Mike Shinoda und Co. verkündeten die Rückkehr einer der einflussreichsten Bands des neuen Jahrtausends. Mit ihrer Mischung aus harten Metal-Riffs, Hip-Hop-Zutaten, elektronischen Einflüssen und aus dem Leben gegriffenen, ehrlichen Texten berührten Linkin Park gleich mehrere Generationen an Musikfans, denen die Nu-Metal-Welle rund um Limp Bizkit rund ums Millennium zu stumpf und inhaltsleer war. Mit Linkin Park kamen Herz und Seele in das ballernde Sub-Genre. Emotionen und Gefühle waren wieder salonfähig.

Direkt in die Offensive
Die Ankündigung des fulminanten Comebacks war am Ende nicht mehr ganz so überraschend, wie man es im Bandcamp gerne gehabt hätte. Branchenkollegen und findige Internet-Kiebitze befeuerten die Gerüchteküche über die Sommermonate in steter Regelmäßigkeit, zudem ging das Elektropop-Experiment von Shinoda als Solokünstler bei weitem nicht so gut auf, wie er es sich wohl selbst erhofft hätte. Sein geschicktester Schachzug war zweifellos die Integration von Emily Armstrong als Sängerin in der Reinkarnation der Band. Anstatt den stimmlich ohnehin nicht ersetzbaren Bennington auf Biegen und Brechen halbgar ersetzen zu wollen, ging Shinoda in die Offensive und gestaltet das zweite Leben der Band zu einem neuen, das in gewisser Weise auch unabhängig vom alten agieren kann. Dass Armstrong aufgrund ihrer Scientology-Zugehörigkeit und der Freundschaft zum wegen Vergewaltigung verurteilten US-Schauspieler Danny Masterson ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik kam, wurde von der Band bislang recht galant umschifft.

Anstatt sich mit den Unkenrufern auseinanderzusetzen, spielte man lieber gleich eine Comeback-Show in Los Angeles, gefolgt von ein paar ausgewählten Terminen quer durch Europa und aktuell in Südamerika. Waren die allerersten Aufnahmen mit Armstrong am Mikrofon qualitativ noch als wankelmütig zu betrachten, groovte sich die 38-Jährige zusehends in der Band ein und kann mittlerweile vorbehaltlos als Stärkepunkt bezeichnet werden. Neben dem Wechsel am Gesangsposten hat sich auch Drummer Rob Bourdon in die Band-Pension verabschiedet und wird seitdem durch Colin Brittain ersetzt. Gitarrist Brad Delson genießt indes lieber sein liebgewonnenes Familienleben in Kalifornien und wird auf Tour von Alex Feder ersetzt. Abseits der wackelnden Personalsituation fokussierten sich die Kernmitglieder auf das Erstellen neuer Songs, die nun zum mittlerweile achten Studioalbum „From Zero“ führen, das aber natürlich auch wie ein zweites Debüt wahrgenommen werden kann.

Der Kreis schließt sich
Während Armstrong durch ihre bloße Präsenz Linkin Park auch für eine neue Publikumsschicht bekannt machte, konzentriert sich das musikalische Material auf die erfolgreiche Vergangenheit. Die elf Songs gehen in nur etwas mehr als 30 Minuten über die Ziellinie und fischen strenggenommen in dem Teich, in dem Shinoda ein Vierteljahrhundert lang seine musikalischen Fische aufgezogen und gepflegt hat. Somit steht der Grundsound dem Albumtitel diametral entgegen, denn „von null auf“, wie Armstrong auch sprechend im Intro betont, gehen die Kalifornier auch nicht ans Werk. Wobei der Titel doppeldeutig ist – er spielt nämlich auch darauf an, dass Linkin Park in grauer Vorzeit Xero hießen. Für Shinoda schließt sich damit einerseits der Kreis seiner musikalischen Identität, andererseits gibt ihm die Rückbesinnung auf die alten Tage die Chance auf einen Neubeginn. Unter alter Flagge, aber mit frischem Wind.

Schon 2019 haben sich Armstrong und die Band das erste Mal getroffen, um an Ideen zu tüfteln. Über die letzten fünf Jahre blieb ausreichend Zeit, um in Ruhe am neuen musikalischen Korsett zu bauen. Die Single-Auskoppelungen „The Emptiness Machine“ und „Heavy Is The Crown” zeigten die Band mit wenig Experimentierfreudigkeit. Sich auf die Sicherheit der eigenen Diskografie berufend, konzentriert sich die Band vorwiegend darauf, Nachlassverwalter des eigenen Erbes zu sein. Die überbordende Elektronik der beiden letzten Studioalben hat man dennoch wieder zurückgefahren. So klingen Tracks wie „Two Faced“ am ehesten nach der beliebten „Meteora“-Ära aus 2003, das harsche „Casualty“ zeigt die Band unerwartet rüde und Thrash-lastig, während sich „Good Things Go“ nicht vor großen Emotionen scheut und eine sehr filigrane, verletzliche Note des Gespanns in den Vordergrund rückt.

2025 am Nova Rock?
Frontfrau Armstrong erweist sich dabei als überraschend ausdrucksvolle Stärke im Projekt. Sie kann gleichermaßen singen wie schreien, sich ruhig und harsch verhalten und mäandert zwischen hoch und tief. Die oft etwas schwachbrüstigen Rap-Parts von Shinoda sind noch vorhanden, treten angesichts der (wohl bewusst zentrierten) Omnipräsenz Armstrongs aber ungewohnt stark in den Hintergrund. „From Zero“ ist kein Meisterwerk, aber ein mehr als beachtliches Lebenszeichen, das als Beweismittel für eine ganze Menge an richtigen Entscheidungen seitens der Band herangezogen werden kann. Volle Arenen und vielleicht auch Stadien sind ihnen 2025 damit sicher. Erste Videotrailer dahingehend sind auf den Seiten von Wembley oder dem Stade de France in Paris schon aufgetaucht. In Österreich könnten die Nova-Rock-Fans in den Genuss des großen Live-Comebacks kommen - Gerüchte ob eines Headliner-Auftritts im Juni auf den Pannonia Fields halten sich diesbezüglich schon länger ...

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt