Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die in allen Abschnitten des Verdauungstraktes – von der Mundhöhle bis zum Enddarm – auftreten und das Gewebe schädigen kann. Mittlerweile lässt sich die Erkrankung gut in den Griff bekommen.
Typische Symptome bei Morbus Crohn sind lang anhaltender Durchfall (über sechs Wochen und ohne andere Ursache), Bauchschmerzen, aber auch Fieber und Gewichtsverlust, wie Gastroenterologe Dr. Alexander Eser erklärt. „Je nach Erkrankungstyp kommt es an den betroffenen Stellen mitunter zu einer entzündlichen Verengung (Stenose), wodurch die Nahrung den Verdauungstrakt nicht mehr passieren kann. Dieser Darmabschnitt muss dann endoskopisch gedehnt oder chirurgisch entfernt werden.“
Der Experte weiter: „Auch Fisteln können entstehen. Dabei bahnt sich die Entzündung einen Weg aus dem Darm, kann Nachbarorgane beeinträchtigen oder lokal die Ursache für Abszesse sein. Fisteln an der Dammregion verursachen häufig Probleme mit der Stuhl- und Harnkontinenz.“ Überdies erhöhen vorwiegend Entzündungen im Dickdarm das Darmkrebsrisiko. Daher ist für Patienten mit Morbus Crohn, bei denen der Dickdarm mitbetroffen ist, eine besondere und vor allem frühere Krebsvorsorge wichtig.
Wirksame Medikamente stehen zur Verfügung
„Noch bis vor 25 Jahren wurden vor allem Steroide und/oder sogenannte Immunsuppressiva zur Therapie des Morbus Crohn eingesetzt. Diese haben bei moderater Wirksamkeit ein ungünstiges Nebenwirkungsprofil. Erfreulicherweise stehen mittlerweile sogenannte ,fortgeschrittene Therapien‘ (Advanced Therapien) zur Verfügung, welche bei hervorragender Wirksamkeit die Entzündung sehr gezielt und nebenwirkungsarm bekämpfen“, führt Dr. Eser weiter aus.
Dazu zählen Biologika – Antikörperkonstrukte, die spezifisch einzelne Entzündungsbotenstoffe binden und damit ausschalten. Diese werden als Infusion oder Injektion unter die Haut verabreicht. Neuer auf dem Markt sind die „Small molecules“. „Das sind kleine Moleküle, die aufgrund ihrer Struktur als Tablette eingenommen werden können. Sie blockieren eine Gruppe von Signalmolekülen, die zur Aufrechterhaltung der Entzündung in der Schleimhaut, aber auch in Gelenken und der Haut gebraucht werden oder verhindern das Einwandern von Entzündungszellen in den Verdauungstrakt. Sie zeichnen sich durch einen besonders raschen Wirkeintritt aus.“
Mittlerweile lässt sich nahezu für jeden Betroffenen ein passendes Therapeutikum finden. Da jedoch nicht genau vorhergesagt werden kann, welche Substanzgruppe ideal bei welchem Patienten anspricht, ist eine eingehende Beratung und kontinuierliche Kontrolle beim Spezialisten wichtig, um im Bedarfsfall das Therapiekonzept anzupassen oder umzustellen. Unbehandelt führen die intensiven und tiefgreifenden Entzündungen schon nach weniger als zwei Jahren zu ersten permanenten Schäden am Verdauungstrakt. Daher gilt es, rasch mit einer wirksamen Therapie zu beginnen.
Viele Körperfunktionen sind beeinträchtigt
Beschwerden, die Verdauung, Stuhlgang, aber auch Intimbereich oder Sexualleben (mit-)betreffen, sollten beim Therapeuten unbedingt angesprochen werden. Dr. Eser: „Einerseits sind sie für den Patienten belastend, andererseits können sie ein wichtiger Hinweis sein, dass die Grunderkrankung Morbus Crohn möglicherweise nicht ausreichend kontrolliert ist.“
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