Folgt nun Lieferstopp?

OMV erstritt gegen Gazprom über 230 Millionen €

Wirtschaft
13.11.2024 21:57

Ein Schiedsgericht hat der OMV im Streit mit dem russischen Gasriesen Gazprom 230 Millionen Euro Schadenersatz plus Zinsen und Kosten zugesprochen. Der Anspruch werde ab sofort gegen Zahlungsverpflichtungen der OMV gegenüber Gazprom Export aus dem österreichischen Liefervertrag aufgerechnet, teilte das österreichische Unternehmen mit. Das könne zu einer Unterbrechung der russischen Gaslieferungen führen, warnt die OMV, fühlt sich dafür aber gut vorbereitet. 

Denn die OMV habe inzwischen alternative Gasversorgung aus nicht-russischem Gas sowie weitere Gas-Lieferkapazitäten aufgebaut. Insbesondere mit Gas aus Norwegen und Flüssiggas (LNG).

„OMV bekräftigt, dass das Unternehmen die vertraglich zugesicherten Gasmengen an seine Kunden auch im Fall einer möglichen Lieferunterbrechung von Gazprom Export beliefern kann“, so die Aussendung. Auch seien die Gasspeicher der OMV derzeit zu über 90 Prozent gefüllt.

(Bild: APA/TOBIAS STEINMAURER)

Es ging um unregelmäßige Lieferungen von Gazprom
In diesem Streit ging es um unregelmäßige Lieferungen von Gazprom Export sowie um die gänzliche Einstellung der Lieferungen im September 2022 in Deutschland. Der zugesprochene Schadenersatz werde positiv zum Ausgleich des im Jahr 2022 entstandenen finanziellen Schadens beitragen, so die OMV.

Der Hauptsitz von Gazprom in Moskau (Bild: AFP)
Der Hauptsitz von Gazprom in Moskau

Sollte Gazprom in Reaktion auf die Verrechnung des Schadenersatzes die Lieferungen einstellen, käme es bei der OMV zu geringen einmaligen Hedging-Verlusten, die aber von dem zugesprochenen Schadenersatz „deutlich überwogen“ werden. Potenziell seien Gaslieferungen von 5 TWh pro Monat betroffen.

OMV-Chef: „Nicht mehr auf russisches Gas angewiesen“
Bereits im Juli hatte OMV-Chef Alfred Stern gesagt, die OMV sei auf das russische Gas nicht mehr angewiesen. Die OMV habe den Bezug von russischem Gas bereits deutlich reduziert. Allerdings kann die OMV nach eigenen Angaben nicht aus dem langfristigen Liefervertrag aussteigen, der sie verpflichtet, das Gas aus Russland auf jeden Fall abzunehmen. Sollte Gazprom ihrerseits ihre Lieferungen einstellen, wäre das für die OMV die Chance, den Bezug von russischem Gas zu stoppen.

OMV-Chef Alfred Stern (Bild: APA/AFP/Joe Klamar)
OMV-Chef Alfred Stern

Auch wenn, wie von der Ukraine angedroht, ab Jahreswechsel kein russisches Gas mehr durch die Ukraine fließen sollte, würde Russland vertragsbrüchig und die OMV könnte aus dem inzwischen ungeliebten langfristigen Liefervertrag aussteigen. Das Szenario, dass kein Gas aus Russland mehr nach Österreich kommt, hat inzwischen seinen Schrecken verloren.

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