Ski-Star Henrik Kristoffersen ist seit 22 Monaten sieglos. Mit seinen Kollegen tauscht sich der Norweger wenig aus: „Vielleicht bin ich einfach nicht so sozial.“
Henrik Kristoffersen hat über den Sommer die Ski-Blase verlassen und die Zurückgezogenheit mit seiner Freundin Tonje und Söhnchen Emil genossen. In der Vorsaison hat der Norweger erstmals seit 2012/13 keinen Weltcup-Sieg für sich verbucht, mit dem zweiten Platz beim Riesentorlauf in Sölden deutete er aber an, dass mit ihm heuer wieder stärker zu rechnen sein könnte. Der 30-Jährige ist der letzte männliche Levi-Sieger (2019), bei sechs Antreten stand er fünfmal am Podest.
Veränderungen im Kopf und auf der Piste
Die vergangene Saison war für den Supertechniker verkorkst verlaufen. Er hatte mit Abstimmungsproblemen beim Material zu kämpfen, war dazu lange Zeit nicht ganz fit. Seit dem Wengen-Slalom vom 15. Jänner 2023 hat er kein Rennen mehr gewonnen. Es sei ein Teufelskreis entstanden, erklärte Kristoffersen. Mittlerweile habe er sich das gute Gefühl aber zurückgeholt. „Ich habe viel in meinem Kopf und an meinem Skifahren verändert, weil die Dinge nicht so funktioniert haben und man dann Muster beim Skifahren entwickelt, die vielleicht die falschen sind“, berichtete er. „Ich denke, es schaut schon viel besser aus.“
Mehr ins Detail gehen wollte Kristoffersen nicht. Auch über Trainingsvergleiche mit Rückkehrer Lucas Pinheiro Braathen verriet er nichts. Mit Marcel Hirscher, einem anderen prominenten Comebacker im Weltcup, habe er sich über den Sommer kaum ausgetauscht. Dabei ist der Österreicher als Mastermind der Skifirma Van Deer-Red Bull Sports sozusagen sein Chef und Markenkollege in Personalunion. „Generell rede ich nicht mit vielen Leuten im August, September und Oktober. Ich meine, ich rede mit Leuten, aber ich habe meine Gruppe. Ich habe keine Insider-Informationen darüber, was andere aus dem Ski-Weltcup tun“, berichtete Kristoffersen. „Vielleicht bin ich einfach nicht so sozial.“
Verbandswechsel? „Muss zuerst mit meinem Vater reden“
Bei der Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm wird es sich für Kristoffersen nicht vermeiden lassen, auf Tuchfühlung mit vielen Menschen zu gehen. Der Slalom-Weltmeister wohnt seit einigen Jahren in Salzburg und hat vor, noch länger dort zu bleiben. „Ich liebe Österreich, wir werden wohl ein neues Haus etwas außerhalb von der Stadt Salzburg kaufen“, verriet der Gewinner von 30 Weltcup-Rennen. Bereits mehrfach hat Kristoffersen medial sogar mit einer Doppelstaatsbürgerschaft kokettiert. „Wenn mir jemand von der österreichischen Regierung einen Pass gibt, würde ich den sicher nehmen. Ob ich den Verband wechsle, darüber müsste ich zuerst mit meinem Vater reden.“
Im Vergleich zu früheren Phasen in seiner Karriere sei er nun woanders, was seinen Platz im Leben betrifft. Mit der Geburt von Emil im Sommer 2023 taten sich neue Blickwinkel auf. „Für mich hat sich nicht viel verändert, aber die Perspektive auf Risiko hat sich ein bisschen verändert“, sagte er. „Ich mache mir unheimliche Sorgen, dass ihm etwas zustoßen könnte. Ich bin nicht mehr so besorgt, was mit mir passieren könnte.“ Dementsprechend vorsichtig wolle er bei der skifahrerischen Erziehung vorgehen. „Ich sehe keinen Weg, dass er in diesem Winter Ski fährt“, stellte Kristoffersen klar.
Windeln und „World of Warcraft“
Im Herbst habe Emil mit der Kindergarten-Krabbelgruppe in Salzburg begonnen. Kristoffersen versucht, ein aktiver Vater zu sein. „Sicher, ich gehe auch zum Billa und kaufe Windeln ein“, erzählte er. Als er in diesem Sommer mit einem Mixer Babybrei für seinen Sohn zubereiten wollte, erlitt er laut dem norwegischen Portal VG schwere Verbrennungen. Trotz seiner Vaterrolle habe er im Sommer aber im selben Umfang wie davor trainieren können. Auch Hobbys wie Videospiele lassen sich offenbar noch unterbringen. So spiele er im Moment gerne den Rollenspiel-Klassiker „World of Warcraft“.
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