Eine aussichtsreiche sowie anspruchsvolle Tour führt von Latschau beziehungsweise Grabs zum Gipfel der Tschaggunser Mittagsspitze. Mit etwas Glück begegnet man unterwegs Steinböcken.
Eine sportliche, etwas fordernde Wanderung für trockene Herbsttage ist die Tour auf die Tschaggunser Mittagsspitze. Mit einer Höhe von 2168 Metern ragt dieser Gipfel zwischen den Ortschaften Schruns und Tschagguns auf. Die Mittagsspitze ist Teil des Rätikon-Gebirges, das für seine schroffen Kalksteinformationen bekannt ist. Diese spezielle geologische Zusammensetzung verleiht dem Berg und seinen Nachbarn jene charakteristische Silhouette mit steilen Felswänden und schmalen Graten. Das Gebiet wurde von den Gletschern der letzten Eiszeit geformt, Spuren dieser Vergangenheit lassen sich bis heute in der Geologie erkennen. Die Bezeichnung „Mittagsspitze“ ist keinesfalls einzigartig – so gibt es beispielsweise auch eine Damülser Mittagsspitze – und leitet sich aus einem traditionellen Nutzungskontext ab. In früheren Zeiten wurden im Alpenraum Berge als Mittagsspitze betitelt, wenn die Sonne um die Mittagszeit über deren Gipfel steht. Der markante Berg im Montafon war vor Zeiten von GPS und Digitaluhren also nicht nur eine räumliche Orientierungshilfe, sondern auch eine zeitliche
Typ: anspruchsvolle Bergtour
Voraussetzungen: sportliche Grundkondition, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, etwas Klettererfahrung von Vorteil
Anstieg: von Latschau über 1000 Höhenmeter, von Grabs etwa 890 Höhenmeter Dauer: viereinhalb bis sechs Stunden, je nach Ausgangspunkt
Ausrüstung: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle, Tagesrucksack mit Getränk und Jause, dem Wetter angepasste Kleidung im Schichtprinzip, Wanderstöcke für den Abstieg empfehlenswert, Fernglas
Öffentliche Verkehrsmittel: mit der Buslinie 601 vom Bahnhof Tschagguns bis Latschau Golmerbahn; beim Berggasthof Grabs gibt es keinen öffentlichen Parkplatz
Einkehrmöglichkeiten: Berggasthof Grabs (Zwischensaison, erst ab 12. Dezember geöffnet), weitere Möglichkeiten in der Ortschaft Tschagguns (zum Beispiel der Gasthof Löwen) oder Gasthäuser in Schruns
Erfahrung im alpinen Gelände notwendig
Die Wanderung auf die Tschaggunser Mittagsspitze ist eine relativ anspruchsvolle Bergtour, die einige Erfahrung im alpinen Gelände erfordert, insbesondere im letzten Abschnitt nahe dem Gipfel, wo man den markierten Weg zwangsweise verlässt und das letzte Stück kletternd zurücklegt. Ausgangspunkte sind entweder der Parkplatz bei der Golmerbahn in Latschau oder der Berggasthof Grabs. Von letzterem geht es gleich steil bergan über einen Wiesenhang, der ehemaligen Abfahrt des Grabser Lifts, der mittlerweile abgebaut wurde. Nach einer kurzen Verschnaufpause folgt man der weiß-blauen Wegmarkierung weiterhin steil ansteigend durch einen Bergwald bis man ein kleines Hochplateau erreicht. Nun führt der Pfad durch dichtes Buschwerk, vor allem Heidelbeerstauden, weiter. Die Mittagsspitze ragt bereits majestätisch vor einem auf und bald tritt man in ihren langen Schatten und beginnt den letzten und schwierigsten Teil des Aufstiegs. Über mehrere Serpentinen gelangt man bis auf den Mittagsspitzegrat mit Blick Richtung Schwarzhorn. Dort endet der markierte Pfad.
Lebensraum für Steinböcke und -geißen
Ab nun sind absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefordert, auch ein wenig Erfahrung im Klettern schadet nicht. Im zerklüfteten Fels gilt es, die beste Route nach oben zu finden. Man klettert durch einen kurzen Kamin und steht danach in unmittelbarer Nähe zum Gipfelkreuz auf der Bergspitze. Der Blick reicht weit in alle Richtungen. Besonders eindrucksvoll ist der Blick ins Gauertal, begrenzt von Tilisuna Seehorn, Weißplatte, Schwarzhorn, Geißspitze, Drei Türmen und Drusenfluh. Alpendohlen kreisen in waghalsigen Manövern um den Berg und gleiten an den Felswänden entlang. Mit etwas Glück bekommt man auch Steinböcke zu Gesicht, die sich in diesem Gelände ganz zu Hause fühlen. Die Tiere gehören zur Gattung der Ziegen, Weibchen bringen etwa 40 Kilogramm auf die Waage, während Männchen über 100 Kilogramm wiegen können. Die weiblichen Tiere werden Steingeiß genannt. Der Bock verfügt über das charakteristische gebogene Gehörn, während die Geiß nur kurze, kaum gebogene Hörner hat. Die Tiere steigen in Höhen von bis zu 3500 Meter auf, im Winter bleiben sie allerdings in tieferen Lagen. Es ist ein besonderes Erlebnis, sie in der freien Natur beobachten zu können.
Der Augentrost gehört zur Gattung der sogenannten Sommerwurzgewächse. Weltweit gibt es rund 350 Arten, der Hauptverbreitungsschwerpunkt liegt auf der Nordhalbkugel. Der Gemeine Augentrost, auch bekannt als „Wiesen-Augentrost“ oder „Heilaugentrost“, ist eine kleine krautige Pflanze, die auf Weiden, Wiesen und in Bergregionen vorkommt. Es handelt sich um ein halbparasitisches Gewächs, das sich auf anderen Gräsern oder Kräutern ansiedelt und ihnen Wasser und Nährstoffe entzieht. Mit seinen feinen Saugwurzeln bindet der Augentrost sich an die Wurzeln der Wirtspflanzen und nutzt deren Ressourcen, was ihr Wachstum in mageren Böden ermöglicht. Das Pflänzchen wird zwischen zehn und 30 Zentimetern hoch und blüht von Juni bis Oktober (je nach Standort auch bis Anfang November). Die Blüten sind weiß bis leicht violett mit gelben Flecken und violetten Adern, was für Insekten eine Orientierungshilfe zur Bestäubung darstellt. Der Name „Augentrost“ leitet sich von der historischen Anwendung in der Volksmedizin ab, speziell zur Behandlung von Augenleiden wie Bindehautentzündungen, müden oder gereizten Augen.
Da der Gipfelbereich der Mittagsspitze nur wenig Platz bietet, ist es empfehlenswert für eine Pause wieder auf den Grat abzusteigen. Der Weg retour erfolgt dann über die Alpilaalpe und den Forstweg, da der direkte Abstieg nach Grabs sehr steil wäre. Der Aufstieg von Latschau ist länger, aber landschaftlich lohnenswert. Dieser führt ein kurzes Stück durchs Gauertal bis nach Volspora. Dort angekommen folgt man dem Wegweiser bergwärts bis zur Alpilaalpe. Bei der obersten Hütte der Alpe geht es weiter bis zum Tobelsee. Kurz vor dem Schwarzhornsattel hält man sich an die weiß-blau-weiße Markierung „Alpiner Steig“ und gelangt so zum Mittagspitzegrat.
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