„Krone“-Kommentar

Nicht viel Neues in Ruth Beckermanns „Favoriten“

Kolumnen
15.11.2024 07:30

Ruth Beckermanns Dokumentarfilm „Favoriten“ hat mir gefallen. Drei Jahre begleitete die Filmemacherin Volksschüler und ihre Lehrerin Ilkay Idiskut. Die Schule liegt in einem jener Viertel Favoritens, das immer wieder negative Schlagzeilen liefert. Die Beurteilung meiner Lehrerfreundin fiel allerdings verhaltener aus: „Also viel Neues war in dem Film leider nicht.“

Erst wollte ich zustimmen, bis mir das erschrockene Gesicht eines Freundes wieder einfiel. Bei unserem letzten Treffen erzählte ich ihm, wie schwierig es für meine syrischen Schüler wäre, sich den Satz „Das ist nicht mein Buch“ zu merken. Von „Dieses Buch gehört nicht mir“ ist da noch keine Rede.

Der Satz wird also folgendermaßen formuliert: „Diese meine keine.“ „Keine“ dafür mit Nachdruck. Weshalb ist dieser Film also wichtig? Er gibt Menschen, die privat noch nie Berührungspunkte mit Brennpunktschulen hatten, zumindest einen kleinen Einblick in den Schulalltag dieser Klassen. Sagt ein 9-Jähriger schließlich: „Das nicht mein Buch“, ist es oftmals schon ein Erfolg. Für den Lehrstoff einer weiterführenden Schule reicht dies leider nicht.

Kaum verwunderlich, dass viele Volksschullehrerinnen unter solchen Bedingungen das Handtuch werfen. Sie wechseln in andere Bezirke oder Bundesländer. 

Filme und Bücher werden dieses riesige Bildungsproblem nicht lösen. Sie sind jedoch wichtig, um immer wieder darauf aufmerksam zu machen.

Alles Weitere läge in den Händen der Politik.

Porträt von Susanne Wiesinger
Susanne Wiesinger
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