Nachdem am Mittwoch eine ungarische „Vermehrungsstation“ nahe der österreichischen Grenze aufgeflogen war, gehen bei Tierfreunden die Wogen hoch. Denn hinter dem lukrativen Handel mit Vierbeinern steckt nicht selten ein System von Ausbeutung, Kriminalität und unendlichem Tierleid.
Nicht nur in der Modewelt gibt es Trends, die je nach Saison wechseln. Denn „Lilac/Merle“ oder „Red Brindle“ sind kein aktueller Verkaufsschlager bei Handtaschen, sondern besonders beliebte Fellfarben bei Rassehunden. Derzeit stehen der Border Collie und der Australian Shepherd hoch im Kurs – für seltene Farbschattierungen werden Höchstpreise bezahlt!
„Geiz ist Geil“-Mentalität auch beim Hundekauf
Doch wie beim Shopping eben üblich, ist man auch hier auf der Suche nach einem „Schnäppchen“ im Ausverkauf. Um diese Nachfrage zu bedienen, hat sich über die Jahre ein regelrechter Wildwuchs an Angeboten entwickelt. Die Zeiten, wo man sich nach reiflicher Überlegung dazu entschließt, einen Hund bei einem erfahrenen und seriösen Züchter zu kaufen, sind großteils vorbei.
Denn bei diesen Züchtern gibt es mitunter lange Wartezeiten und man muss bekannt geben, ob man überhaupt die richtigen Voraussetzungen zur Hundehaltung mitbringt. Das ist nicht jedermanns Sache.
Ein Big Business!
Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ rechnet vor: In Österreich liegt der jährliche Bedarf bei 72.000 Hunden. Unglaubliche 70 Prozent davon kommen aus unbekannter Herkunft. Das heißt, bei 50.000 Vierbeinern ist nicht klar nachvollziehbar, wo und unter welchen Umständen sie gezüchtet wurden. Der jüngste Fall einer Messie-Zucht in Ungarn zeigt, wie einfach es ist, Hunde unkontrolliert zu vermehren und problemlos weiterzuverkaufen.
„Der generelle Marktwert, um den jährlichen Bedarf an Hunden in Österreich zu decken, beträgt laut unseren Berechnungen mindestens 54 Millionen Euro, europaweit sprechen wir von Milliarden. Den Handel mit Hunden aus unbekannten Quellen in Österreich schätzen wir auf 38 Millionen Euro“, weiß „Vier Pfoten“ Mitarbeiterin Julia Eppinger, die sich intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzt.
Es ist nun der Punkt erreicht, wo man sich auch als Käufer eines Hundes aus solchen Quellen nicht mehr aus der Verantwortung nehmen kann.
Maggie Entenfellner, „Krone“ Tierecke Ressortleitung
Bild: krone.tv
Mafiöse Strukturen wie beim Drogenhandel
Sie spricht von mafiösen Strukturen und skrupellosen Hintermännern, die in den treuen Hundeaugen nur die Euro-Zeichen leuchten sehen. Frei nach der Devise: Profitsteigerung um jeden Preis, auf neue Trends wird sofort reagiert.
Vermehrungs-Stationen ohne Ende
Es gibt zahllose Standorte wie den im ungarischen Csönges, wo Hündinnen wie Gebärmaschinen behandelt werden und denen ihr Nachwuchs viel zu früh entrissen wird. Das Tierleid ist in der Rechnung der „Vermehrer“ einkalkuliert. Die möglichen Strafen sind milde, wenn man es mit anderen „Geschäftsmodellen“ wie Drogen- oder Waffenhandel vergleicht.
Bei diesem Thema Abhilfe zu schaffen scheint eine Herkules-Aufgabe zu sein, bei der es bisher viel Gegenwind gab und auch der oberste Zuchtverband in Österreich (ÖKV) hinter den Kulissen nach Kräften gegensteuerte. Der Ball liegt zwar beim Gesetzgeber, aber in der Hand hätte ihn der Käufer!
Verweste Hunde-Kadaver, zahllose tote Welpen und die fast unlösbare Aufgabe, über 500 beschlagnahmte Tiere gleichzeitig unterzubringen. Das sind die traurigen Eindrücke, die uns ungarische Tierschützer von der aktuellen Situation in Csönge berichten.
Die „Welpenmafia“ hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet und uns tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lassen. Wie man mit Lebewesen so grausam umgehen kann, um sich gleichzeitig daran zu bereichern, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Es ist nun der Punkt erreicht, wo man sich auch als Käufer eines Hundes aus solchen Quellen nicht mehr aus der Verantwortung nehmen kann.
Jeder, der nicht gewissenhaft über die Herkunft seines zukünftigen Begleiters recherchiert, macht sich automatisch mitschuldig an diesem großen Leid. Mittlerweile sind auch Papiere von namhaften Zuchtvereinen kein Garant mehr, dass der Hund aus seriöser Quelle stammt.
Die „Krone“ fordert einmal mehr, dass von allen beteiligten Seiten mehr Transparenz stattfindet. Die Welpen und auch ihre Elterntiere müssen lückenlos in der Heimtierdatenbank eingetragen sein, damit die Herkunft nachvollziehbar ist. Gewissenhafte Käufer sollen bei Züchtern oder Behörde prüfen können, ob der zukünftige Begleiter auf vier Pfoten von unbedenklicher Herkunft ist. Alle anderen, die nicht diese entsprechende Sorgfalt beim Tierkauf walten lassen, sollten genauso belangt werden wie die illegalen Händler!
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