Über 1.000 Verletzte
Immer mehr Tote nach Hauseinsturz in Bangladesch
Rettungskräfte suchten nach wie vor mit Baggern und Betonschneidern unter den Trümmern des Rana-Plaza-Gebäudes in Savar, rund 30 Kilometer außerhalb von Dhaka, nach Überlebenden. Jedoch war weiter unklar, wie viele Menschen noch unter den tonnenschweren Betonteilen sein könnten.
Für die Suche im Trümmerberg wurde das Militär zu Hilfe gerufen. Auch zahlreiche Freiwillige kamen und versuchten fieberhaft, durch den Schutt zu den Verletzten vorzudringen. Die Zeitung "Daily Star" berichtete auf ihrer Website, aus den Trümmern drängen Rufe nach Wasser. Andere Verschüttete würden zu Allah beten oder religiöse Gesänge anstimmen.
Warnung vor Riss in Gebäude missachtet
Ein Polizeisprecher sagte, die Fabriksbesitzer hätten anscheinend eine Warnung missachtet, keine Arbeiter in das Gebäude zu lassen, nachdem am Tag zuvor ein Riss in dem Gebäude entdeckt worden sei. Überlebende berichteten, dass Rana Plaza bereits am Dienstag Risse zeigte und sie deswegen nicht mehr darin arbeiten wollten. "Aber die Manager der Fabrik zwangen uns", sagte die 29-jährige Textilarbeiterin Aklima Begum nach dem Unglück.
Auch der Direktor der Polizeieinheit für Industrie, Mustafizur Rahman, beschuldigte die Fabriksbesitzer, sie hätten Warnungen der Polizei nicht beachtet. "Sie haben nicht auf uns gehört." Einer der Inhaber, Anisur Rahman, sagte hingegen, der Besitzer des Hauses habe ihnen grünes Licht gegeben. Er habe behauptet, das Haus sei von einem Techniker überprüft worden.
Fabriken berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen
Die Textilfabriken in Bangladesch, in denen auch viele europäische Handelshäuser fertigen lassen, sind berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen. Schon mehrfach gab es Feuer mit zahlreichen Opfern. Hinzu kommt, dass im Großraum Dhaka oft ohne Genehmigung Häuser errichtet und dabei Bauvorschriften ignoriert werden. Vor acht Jahren brach im selben Viertel bereits eine Textilfabrik zusammen. Damals kamen Dutzende Menschen um.
In den rund 4.500 Kleiderfabriken des Landes produzieren vor allem Frauen unter oft schwierigen Bedingungen Waren für westliche Bekleidungskonzerne. Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Die Branche erwirtschaftet 80 Prozent des Jahresexports des asiatischen Landes von 24 Milliarden Dollar.
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