Erst kürzlich wurde bekannt, dass Russland selbst verwundete Soldaten wieder zurück an die Front schickt. Nun werden auch noch die Entschädigungen für Verwundete drastisch reduziert – auf Geheiß von Wladimir Putin persönlich. Die Höhe der Zahlungen wird dabei um das bis zu 30-fache gekürzt.
Das berichtete am Mittwoch unter anderem das Kreml-kritische Portal „Meduza“. Die Seite bezieht sich dabei auf ein von Putin unterzeichnetes Dekret „Über Pauschalzahlungen an bestimmte Personengruppen“ zur Neuregelung der Entschädigungen. Künftig werden die Zahlungen an die Schwere der Verletzung geknüpft: drei Millionen Rubel gibt es demnach für schwere sowie 100.000 bis eine Million Rubel für leichte Verletzungen.
Zeichen massiver Verluste
Bislang gab es, unabhängig von der Schwere der Verwundung, für alle Betroffenen drei Millionen Rubel. Die doch recht drastische Reduktion der einst pauschalen Lösung sehen Kritiker als Reaktion auf die zahlreichen Verluste der russischen Armee beim Angriffskrieg auf die Ukraine. Erst im September zählten westliche Geheimdienste bis zu 400.000 Verletzte auf der Seite Russlands – zumindest 70.000.
Dekret offenbar im Schnelldurchlauf
Um etwaige Kritik daran gar nicht erst zu ermöglichen, soll es der Kreml sehr eilig mit dem Dekret gehabt haben, wie der Telegrammkanal „Faridaily“ erklärte. Zwischen der Veröffentlichung und der Entscheidung der Regierung über die Zahlungen sollen nur zweieinhalb Stunden gelegen sein, was es den Behörden ermöglichte, „Diskussionen mit dem Militär darüber zu vermeiden, für welche Verletzungen und in welcher Höhe die Zahlungen erfolgen sollten“.
Von offizieller Seite erklärt die russische Militärführung die Neuregelung schlicht als eine „Sache der Fairness“. Gegenüber der „Moscow Times“ erklärte nun ein Militäranalyst, dass damit auch die Hürde, an das Geld zu kommen, für Soldaten höher sei. Er erwarte daher auch, dass die Zahlungen künftig deutlich geringer ausfallen werden.
„Man wird nur entlassen, wenn man einfach keinen Kopf hat“
Erst kürzlich haben russische Soldaten ebenfalls gegenüber „Meduza“ die grausame Behandlung der eigenen Armeeangehörigen in der Ukraine angekreidet. „Man kann nur noch entlassen werden, wenn einem beide Arme oder beide Beine fehlen oder man einfach keinen Kopf hat“, soll ein Soldat, der anonym bleiben will, dem Magazin erklärt haben.
Das Institute for the Study of War berichtet zudem über Beiträge russischer Militärblogger, die behaupten, das russische Militär würde verwundete Soldaten nicht angemessen medizinisch versorgen. Stattdessen sollen sie in einem sogenannten „medizinischen Keller“ festgehalten und ihre Freilassung gegen Bestechungsgelder von etwa 1,5 Millionen Rubel (ungefähr 15.000 Euro) gefordert werden.
Putin beruft derzeit 133.000 neue Soldaten ein
Unterdessen meldet Euronews, dass im Zuge der traditionellen Herbst-Einberufung in Russland derzeit etwa 133.000 Männer zum einjährigen Militärdienst einberufen werden. Betroffen sind alle Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die keine Reservisten sind und wehrpflichtig.
Diese Herbstaktion, die bis zum 31. Dezember läuft, ist die zweite reguläre Einberufungsrunde seit der Anhebung der Altersgrenze von 27 auf 30 Jahre, so das Magazin.
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