Glücks-Coachin im Talk

So führen Sie ein rundum erfülltes Leben

Gesund
14.12.2024 06:00

Das Glück ist KEIN Vogerl. Jeder Mensch kann lernen, zufrieden zu sein – auch wenn das Wohlbefinden im Laufe des Lebens manchmal auf der Strecke bleibt. Die österreichische Glückstrainerin und Autorin Katharina Mühl hat selbst in ihrer Jugend den Weg zu mehr Lebensfreude erst finden müssen.

Gesünder Leben“: Wie können wir unsere Glückskompetenz aktivieren?
Katharina Mühl: Glücklichsein ist ein angeborener Zustand, den wir in unserer frühen Kindheit täglich erleben, indem wir im Moment leben und uns nicht um die Vergangenheit oder Zukunft sorgen. Im Laufe des Lebens überlagern Glaubenssätze, Erwartungen und gesellschaftlicher Druck diese Fähigkeit. Um diese Kompetenz wieder zu aktivieren, ist Achtsamkeit entscheidend: Indem wir uns auf den Augenblick konzentrieren und uns bewusst machen, was bereits gut ist.

Übungen wie der positive Tagesrückblick oder das bewusste Wahrnehmen von Wohlfühlmomenten helfen uns, das „Glücksprogramm“ neu zu starten. Dabei geht es nicht um das Erreichen extremer Hochgefühle, sondern um das regelmäßige Erleben positiver Emotionen. Glücklichsein kann, wie eine Fähigkeit trainiert werden, indem wir uns auf das Positive fokussieren und schrittweise hinderliche Gedankenmuster ablegen.

Was ist der Unterschied zwischen Wohlfühl- und Werteglück?
Wohlfühlglück bezieht sich auf angenehme Gefühle und Genussmomente, die wir durch Aktivitäten, wie ein gutes Essen oder einen entspannten Urlaub, erleben. Es ist das hedonistische Glück, das das Leben leicht und freudvoll macht. Werteglück hingegen entsteht, wenn wir unsere Stärken und Werte einsetzen, um Ziele zu erreichen und etwas Sinnvolles zu tun, beispielsweise durch ehrenamtliche Tätigkeiten oder das Verfolgen langfristiger Projekte. Dieses eudämonistische Glück ist tief befriedigend und gibt uns das Gefühl, unser Potenzial zu entfalten. Wohlfühlglück sorgt für unmittelbare Freude, während Werteglück ein erfülltes und sinnhaftes Leben ermöglicht. Beide Arten von Glück sind wichtig und ergänzen sich idealerweise.

Authentisch und rundum glücklich: Man nimmt es Glücks-Coachin Katharina Mühl einfach ab, wenn sie fundierte Ratschläge gibt. Schließlich hat sich die Wienerin über viele Jahre mit ihrem eigenen Lebensglück auseinandergesetzt. Aufgrund einer Autoimmunerkrankung hat sie ihr gesamtes Haar verloren. (Bild: Cornelia Kucera)
Authentisch und rundum glücklich: Man nimmt es Glücks-Coachin Katharina Mühl einfach ab, wenn sie fundierte Ratschläge gibt. Schließlich hat sich die Wienerin über viele Jahre mit ihrem eigenen Lebensglück auseinandergesetzt. Aufgrund einer Autoimmunerkrankung hat sie ihr gesamtes Haar verloren.

Warum tun wir uns so schwer mit positiven Gefühlen? Warum haben wir viel zu oft eher negative Gedanken im Kopf?
Unser Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, Negatives stärker wahrzunehmen, da dies früher überlebenswichtig war. Bedrohungen oder Gefahren mussten sofort erkannt werden, während angenehme Erlebnisse nicht das Überleben sicherten. Diese Negativitätsdominanz führt dazu, dass uns negative Gefühle wie Angst, Sorgen oder Ärger schneller auffallen und länger im Gedächtnis bleiben. Positive Gefühle hingegen sind oft flüchtig wie Seifenblasen und benötigen bewusste Aufmerksamkeit, um wahrgenommen zu werden. Daher fällt es uns schwerer, positive Emotionen zu erleben und festzuhalten, was unsere Lebenszufriedenheit beeinträchtigen kann.

Weshalb sind Reflexion und Achtsamkeit wichtig, will man glücklich durchs Leben gehen? 
Beides ist entscheidend, um unsere Glückskompetenz zu stärken. Durch Selbstbeobachtung erkennen wir, welche Gedanken und Handlungen uns unglücklich machen und wie wir aktiv gegensteuern können. Achtsamkeit hilft uns, im gegenwärtigen Moment zu leben und das Positive bewusst wahrzunehmen, anstatt in Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft zu versinken. Diese Techniken schaffen Raum für Glücksmomente, steigern unsere Zufriedenheit und ermöglichen es uns, Herausforderungen besser zu meistern. Regelmäßige Reflexion fördert außerdem die Selbstwirksamkeit und gibt uns die Kontrolle über unsere Gefühle zurück.

Wie entsteht übermäßige Selbstkritik, wie können wir ihr ein Ende setzen? 
Selbstkritik und Perfektionismus hemmen bekanntlich Glücksgefühle. Selbstkritik entsteht oft durch hohe gesellschaftliche Erwartungen oder Perfektionismus, die uns glauben lassen, wir seien nicht gut genug. Der ständige innere Druck hindert uns daran, Glück zu empfinden, und führt zu einem Teufelskreis aus negativen Gedanken. Um dies zu beenden, ist es wichtig, Selbstmitgefühl zu entwickeln. Sich selbst so zu behandeln, wie man einen guten Freund behandeln würde. Durch Achtsamkeit und das Anerkennen unserer eigenen Stärken können wir lernen, uns weniger hart zu bewerten und ein gesünderes Selbstbild aufzubauen. Selbstmitgefühl und Mut, Fehler anzunehmen, stärken langfristig unser Wohlbefinden.

Buchempfehlung
„Glückskompetenz“

Glückscoachin Katharina Mühl sieht fast immer das Positive im Leben. Das war nicht immer so. Durch eine Autoimmunerkrankung hat sie alle ihre Haare verloren. „Meine Haarlosigkeit hatte lange über mein Leben & Glück bestimmt. Bis ich verstanden habe, dass ich meiner Situation nicht ausgeliefert bin und mein Glück beeinflussen kann.“ In ihrem neuen Buch „Glückskompetenz“ beschreibt die Wienerin, wie wir in 5 Schritten zu mehr Lebensfreude und Zufriedenheit finden. „Glückskompetenz“, Ecowin Verlag, ISBN: 978-3-7110-0336-2.

(Bild: Katharina Mühl/ecowing)

Welche Tipps haben Sie für erfüllte Beziehungen?
Entscheidend sind Vertrauen, Kommunikation und gegenseitige Wertschätzung. Es hilft, sogenannte Love Maps zu entwickeln – sich wirklich gut kennenzulernen inkl. Träume, Hoffnungen und Sorgen des anderen. Zuneigung und das Bewahren von Bewunderung füreinander schaffen eine positive Atmosphäre. In Konflikten: aktiv zuhören & Kompromisse suchen, anstatt Streit vermeiden.

Viele berichten, sie müssen sich im Job viel zu oft verbiegen. Was raten Sie ihnen? 
Wenn Menschen im Job das Gefühl haben, sich ständig anpassen zu müssen und dabei ihre Werte oder Stärken ignorieren, kann das auf Dauer unzufrieden machen. Ein möglicher Kompromiss wäre, gezielt nach kleinen Bereichen zu suchen, in denen sie authentisch bleiben können, (Projekte, in denen die Stärken zum Tragen kommen). Anstatt sich nur auf die negativen Aspekte zu konzentrieren, könnten sie versuchen, den Sinn in der Arbeit neu zu entdecken oder sich auf die positiven Seiten fokussieren.

Was, wenn das Gefühl langfristig besteht & eigene Werte kontinuierlich untergraben werden? 
Wenn man die eigenen Stärken nicht einsetzen kann, könnte ein Jobwechsel oder sogar eine Kündigung in Betracht gezogen werden. Dabei ist es wichtig, sich klarzumachen, welche Werte einem besonders am Herzen liegen und welche Aufgaben Freude bereiten. Der Job sollte Raum bieten, um das eigene Potenzial zu entfalten - wenn dies nicht möglich ist, kann eine Veränderung langfristig der Schlüssel zum Glück sein.

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