Wien nimmt wieder Anlauf für die Neuaufteilung von Wohnraum im Gemeindebau. Das Dilemma, dass Familien in beengten Verhältnissen dort oft unmittelbar neben alleinstehenden älteren Menschen in großen Wohnungen leben, soll nun ein besonderer Rabatt bei der Miete nach einem Wohnungstausch auflösen.
Schon öfter hat Wien Anlauf genommen, um das Gemeindebau-Dilemma zu lösen, dass alleinstehende Senioren oft größere Wohnungen zur Verfügung haben als junge Familien. Vergangene Versuche waren von nur wenig Erfolg gekrönt. Nun sollen finanzielle Zuckerln den Entschluss erleichtern, im Alter aus der Wohnung auszuziehen, die früher mit einer ganzen Familie bezogen wurde – damit dort wieder eine neue Familie ein Zuhause findet.
Allein in der großen Wohnung – und nebenan der Überbelag
Das Problem plagt Wien sei Jahren in steigendem Maß: Ein Viertel aller Gemeindebaubewohner ist inzwischen über 60 Jahre alt. Die Altersgruppe 65+ wohnt im Durchschnitt schon seit 26,67 Jahren in ihrer Wohnung, und oft allein auf 80 Quadratmetern oder mehr, weil die Kinder schon lange aus dem Haus sind und der Partner schon verstorben ist. Zugleich sind 12,7 Prozent aller Gemeindewohnungen überbelegt, in denen ein Viertel aller Gemeindebaubewohner lebt.
Wohnungstausch als gutes Geschäft
Das Angebot der Stadt lässt sich auf die Formel „65+ mal zwei“ bringen: Wer über 65 Jahre alt ist und schon mindestens zehn Jahre lang in einer Gemeindewohnung mit mehr als 65 Quadratmetern wohnt, dem hilft jetzt die Wohnberatung bei der Suche nach einer neuen, adäquaten – Stichwort Barrierefreiheit – Wohnung. Damit erspart man sich nicht nur die Renovierung von in die Jahre gekommenen Wohnungen, sondern allenfalls auch viel mehr.
Ein gutes Geschäft ist der Wohnungstausch vor allem für jene, die für ihre Wohnungen den alten günstigen Kategoriemietzins zahlen. Sie bekommen die neue Wohnung mit einem Abschlag von 35 Prozent auf den Richtwertzins. Das, zusammengenommen mit der dann geringeren Wohnungsgröße, sollte in den meisten Fällen Monat für Monat eine deutliche finanzielle Entlastung bringen.
Förderungen auch für altersgerechte Umbauten
Doch auch jeder, der über 60 Jahre alt ist und seinen Hauptwohnsitz in Wien – von der Eigentums- über die Mietwohnung bis zum Kleingartenhaus – altersgerecht umbauen will, bekommt dafür Unterstützung der Stadt, wenn die eigenen Finanzen nicht reichen. Was nur wenige wissen: De facto alle Bau- und Installationsarbeiten, die mehr Barrierefreiheit in die eigenen vier Wände bringen, werden in Wien zu 35 Prozent beziehungsweise maximal mit 4200 Euro gefördert.
Das passende Wohnumfeld ist entscheidend dafür, dass man bis ins hohe Alter selbstbestimmt leben kann.
Wohnbaustadträtin Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál
Bild: Holl Reinhard
Zuständig für die Förderung sind die Abteilungen für technische Stadterneuerung (MA 25) und Wohnbauförderung (MA 50). Deren gemeinsamer Info-Point (1200, Maria-Restituta-Platz 1, Montag bis Freitag, 8-13 Uhr, 01/4000 74860) bearbeitet nicht nur die Anträge, sondern berät auch in technischer Hinsicht bei Fragen, welche Maßnahmen möglich und sinnvoll sind. Im Schnitt werden pro Förderansuchen 3041 Euro ausbezahlt, meist geht es um Umbaumaßnahmen im Sanitärbereich.
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