Wandbild & Schandbild

Werk von Sextäter: Wien lässt sich mit Lösung Zeit

Wien
16.11.2024 08:00

Eine Hauswand in Wien-Mariahilf verhöhnt Missbrauchsopfer des Malers, der schon vor einem Jahr als Sexualstraftäter überführt wurde. Für eine Lösung will sich die Stadt ein Jahr Zeit lassen, obwohl sie schnell ein Zeichen setzen könnte, um gegen Gewalt an Frauen Stellung zu beziehen.

Genau vor einem Jahr wurde Helmut K. verurteilt. Serienweise gaukelte er Frauen – am liebsten, wenn sie neu und allein in der Stadt waren – vor, er wolle künstlerische Fotos mit ihnen machen, um sie dann zu missbrauchen. Und noch immer prangt sein von der Stadt beauftragtes Wandgemälde an der Ecke Hofmühlgasse und Magdalenenstraße in Mariahilf, just an einem MA-11-Familienzentrum.

“Mindestens“ 18 Monate, bis etwas passieren soll
Obwohl inzwischen weitere schockierende Details über K. bekannt wurden, wurde die Stadt nicht aktiv. Es brauchte eine Petition mehrerer Opferschutzgruppen, um das Rathaus aufzuwecken. Das Erwachen verläuft aber denkbar langsam: Die Stadt will dem Gremium „Kunst im Öffentlichen Raum“ (KÖR) „zumindest 12 bis 14 Monate“ für die Entscheidung über die Neugestaltung geben, gefolgt von „mindestens 4 Monaten“ für die Umsetzung, heißt es einhellig von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Frauenstadträtin Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál.

Schnelle Lösung läge bereit
Dass das Rathaus offenbar anderthalb Jahre gut mit dem Bild weiterleben kann, sehen Aktivistinnen und die ÖVP-Gemeinderätin Silvia Janoch, die sie nun unterstützt, als Schlag ins Gesicht. Denn schnelle Zwischenlösungen gäbe es.

Zitat Icon

Das Bild muss sofort übermalt oder abgedeckt werden. Das wäre ein kleiner bürokratischer Schritt, aber ein großes Stück Heilung.

(Bild: ÖVP Wien / Garima Smesnik)

ÖVP-Gemeinderätin und Familiensprecherin Silvia Janoch

Die Straßenkunst-Gruppe Calle Libre hat bereits alles für eine Übermalung durch die Künstlerin „Frau Isa“ organisiert. Calle Libre will dafür nur eine Kostenbeteiligung von 10.000 Euro für Hebebühne, Farben und ein symbolisches Honorar für die Künstlerin. Auch eine Verhängung, wie sie auf jedem Baugerüst schnell möglich ist, oder das Überstreichen mit weißer Farbe wäre denkbar, da es für das neue Bild ohnehin eine Grundierung braucht.

Auf Nachfrage der „Krone“ bleibt das Rathaus aber dabei: Das sei Sache von KÖR, vielleicht gehe es ja schneller als in 18 Monaten. Ein paar Tage wären vielleicht noch vertretbar, konkret bis zum 25. November: Dann will sich Wien bemühen, glaubwürdig mit „16 Tagen gegen Gewalt“ an Frauen einzutreten.

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