„Mitterer-Krampusse“

Herr der Masken: Die Berufung des Schnitzerkönigs

Kärnten
16.11.2024 11:05

Die Krampusmasken des Kärntners Robert Mitterer (61) sind weit über die Landesgrenzen hinaus begehrt. Die „Krone“ besucht den Schnitzer aus Leidenschaft in seiner „Grusel-Werkstatt“ und schaute bei der Herstellung einer Maske über die Schulter.

Bereits mit vier Jahren brach die Leidenschaft für das Schnitzen aus dem kleinen Robert Mitterer aus: „In einem Bach lag ein Wurzelstock – und ich hab’ darin ein Gesicht gesehen. Ich hab’mir dann heimlich ein Buttermesser aus der Küche gestohlen und meine erste Maske geschnitzt“, erinnert sich der heute 61-Jährige beim „Krone“-Besuch. Schon damals war dem Bad Kleinkirchheimer klar, dass er seine Berufung gefunden hat.

Mit seiner Motorsäge zaubert Robert Mitterer aus Zirbenholzblöcken die schaurigen Gesichter. (Bild: Klaus Loibnegger)
Mit seiner Motorsäge zaubert Robert Mitterer aus Zirbenholzblöcken die schaurigen Gesichter.
Auch die Miniflex kommt zum Einsatz. (Bild: Klaus Loibnegger)
Auch die Miniflex kommt zum Einsatz.
Im Inneren seiner Werkstatt in Patergassen bekommen die Masken schließlich ihren Feinschliff. (Bild: Klaus Loibnegger)
Im Inneren seiner Werkstatt in Patergassen bekommen die Masken schließlich ihren Feinschliff.
Mitarbeiter David ist für die Hörner, Augen, Zähne und das Fell zuständig. (Bild: Klaus Loibnegger)
Mitarbeiter David ist für die Hörner, Augen, Zähne und das Fell zuständig.

Die Begeisterung für den Krampus war ebenfalls schon immer da. „Auch wenn ich mich als Kind extrem gefürchtet habe. Sobald ich die Glocken hörte, sperrte ich mich im Klo ein.“ Damals war man von einer Krampus-Szene, wie es sie heute gibt, aber noch weit entfernt. „Das hat sich erst in den vergangenen 30 Jahren so richtig entwickelt und Dynamik bekommen. Die ersten Masken in Kärnten waren alle von Osttirol beeinflusst, wo man in Sachen Perchten immer schon sehr aktiv war. Aber die Optik hat sich über die Jahre extrem gewandelt – weg von den großen, klobigen Masken.“

Masken mit Kultstatus
Und an dieser Entwicklung im gesamten Alpenraum hat Robert Mitterer großen Anteil. Der 61-Jährige, der damals in Tirol die einzige Holz- und Steinbildhauerschule Österreichs absolvierte, zählt heute zu den besten, gefragtesten Schnitzern im Lande – und über die Grenzen hinaus. Auch in Bayern, Slowenien und in Italien hat der typische „Mitterer-Grinser“ mittlerweile Kultstatus.

Neben Krampus-Köpfen sorgen auch körperlose Hexen für ein „angenehmes“ Arbeitsklima in der Werkstatt (Bild: Klaus Loibnegger)
Neben Krampus-Köpfen sorgen auch körperlose Hexen für ein „angenehmes“ Arbeitsklima in der Werkstatt
(Bild: Klaus Loibnegger)

Pro Jahr werden in der Werkstatt in Patergassen rund 150 Masken hergestellt. „Ich beschränke mich ausschließlich aufs Schnitzen – für Hörner, Augen, Zähne und Fell ist mein Mitarbeiter David zuständig. Den malerischen Anstrich verpasst meine Frau. Die auch die Buchhaltung erledigt. So kann ich mich voll und ganz auf meine Leidenschaft fokussieren.“

„Jede Maske trägt meine Handschrift“
Und dafür verwendet der Künstler, der noch nie im Leben (auch während der schwierigen Pandemiezeit) einen Plan B hatte, Zirbenholz aus der Steiermark. Die Maskendesigns werden stark von Filmen bestimmt. „Den größten Einfluss hatten in den vergangenen Jahren die Orks aus Herr der Ringe. Aber auch wenn ich mich nach den Kundenwünschen richte – meine typische Handschrift trägt jede Maske.“

Rund 1000 Euro kostet im Schnitt ein original Mitterer-Kunstwerk. Mit Spezialwünschen steigt der Preis aufgrund höherer Materialkosten. „Wir sind diesbezüglich aber sehr human. Vor allem wenn ich sehe, dass meine Masken als Wertanlage gehandelt, und gebraucht oft um das doppelte weiterverkauft werden. Unterm Strich dreht sich beim Krampusbrauchtum eben alles um Emotionen.“ Schlechte Nachricht für alle Interessierten: Das Auftragsbuch von Robert Mitterer ist für die kommenden zwei Jahre voll.

Krampus aus Leidenschaft
„Brauchtum muss leistbar bleiben“

Fabio Trezza ist ein Paradebeispiel für einen „Krampus“ mit Leib und Seele. „Ich war schon als Kind fasziniert, hab’ mich nie gefürchtet und sogar darauf gehofft, dass er mich mitnimmt.“ Diese Leidenschaft ist dem Villacher (26) bis heute geblieben. Er ist schon als Jugendlicher als dunkle Gestalt durch Kärnten gelaufen. Vor acht Jahren hat der Logistiker dann schließlich einen eigenen Krampusverein, die Dorfteufel St. Magdalen, gegründet.

Fabio Trezza, Vereinsobmann der Dorfteufel St. Magdalen, bei der Restauration einer Krampusmaske. (Bild: Klaus Loibnegger)
Fabio Trezza, Vereinsobmann der Dorfteufel St. Magdalen, bei der Restauration einer Krampusmaske.
Von alt zu neu: Bis zu 70 Masken pro Jahr restaurieren Fabio Trezza und sein Vereinsvize Mario Nageler. (Bild: Klaus Loibnegger)
Von alt zu neu: Bis zu 70 Masken pro Jahr restaurieren Fabio Trezza und sein Vereinsvize Mario Nageler.

Mit seiner düsteren Gefolgschaft, deren gruseligen Mitterer-Masken und spektakulären Auftritten hat sich die 30-köpfige Gruppe mittlerweile landesweit einen Namen gemacht – weshalb bei ihrem eigenen Lauf am 14. Dezember in Nötsch im Gailtal auch mehr als 100 Vereine aus ganz Österreich teilnehmen wollten. Platz ist am Ende aber für „nur“ 18 Gruppen. Obmann Fabio und sein Vize Mario Nageler sind aber das ganze Jahr im Krampus-Modus. Denn neben ihren Hauptberufen restaurieren sie in ihrer kleinen aber feinen Werkstatt in Feistritz/Drau auch Masken.

„Das schönste, wenn ich unsere Masken in Aktion sehe“
„Mittlerweile sind es 70 Masken pro Jahr, die wir komplett beziehungsweise teilweise restaurieren. Für 180 bis 250 Euro – woran wir maximal 50 Euro verdienen. Uns geht es nicht um Gewinn. Das Brauchtum muss für jeden leistbar bleiben. Für mich ist es das Schönste, wenn ich eine unserer restaurierten Masken bei einem Lauf sehe“, so Fabio Trezza.

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