Meterhohe Schlote

Forscher finden im Toten Meer „Weiße Raucher“

Wissenschaft
16.11.2024 12:14

Das Tote Meer weist einen Salzgehalt von etwa 30 Prozent auf – aber an manchen Stellen des riesigen Salzsees strömt außerdem noch spezielles, extrem salzhaltiges Wasser aus dem Boden. Dort entstehen meterhohe Schlote, weil die Mineralien kristallisieren.

Die Schlote, „Weiße Raucher“ genannt, seien ein wichtiger Frühwarnindikator für Einsturzkrater, wie Wissenschaftler des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) jetzt entdeckt haben.

Diese Krater entstehen in der Umgebung des Toten Meeres und seien eine Gefahr für die Bevölkerung. Wie das Forschungsteam im Fachmagazin „Science of the Total Environment“ berichtete, sind die Schlote überall dort entstanden, wo danach die Landoberfläche großräumig einsank.

Ein Einbruchskrater, der über Nacht am Mineral Beach am Toten Meer entstanden ist. (Bild: UFZ)
Ein Einbruchskrater, der über Nacht am Mineral Beach am Toten Meer entstanden ist.

Totes Meer sinkt pro Jahr einen Meter ab
Das Tote Meer sinkt nach UFZ-Angaben seit mehr als 50 Jahren um rund einen Meter pro Jahr, weil es von wichtigen Zuflüssen abgeschnitten ist und infolge von Trockenheit und Hitze durch starke Verdunstung viel Wasser verliert. Derzeit liegt der Wasserspiegel bei rund 438 Metern unter dem Meeresspiegel. Dies hat laut den Forschenden die Folge, dass die Anrainerstaaten immer schwieriger an Grundwasserressourcen gelangen.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass durch die Schlote am Seeboden hochsalziges Grundwasser ausströmt. Da diese Sole (so bezeichnet man eine wässrige Lösung von Salzen, Anm.) eine etwas geringere Dichte als das Wasser des Toten Meeres hat, steigt sie wie in einem Jet nach oben.

Schlote werden über sieben Meter hoch
„Es sieht aus wie Rauch, ist aber eine salzhaltige Flüssigkeit“, erklärt der Hydrogeologe Christian Siebert. Manche dieser Schlote werden mehr als sieben Meter hoch und haben einen Durchmesser von zwei bis drei Metern. Durch die „Weißen Raucher“ könne man sehr gut vorhersagen, welche Gebiete in naher Zukunft einsturzgefährdet sind, erklärte Siebert.

Durch autonome Wasserfahrzeuge könnten die Schlote sehr präzise kartiert werden. „Das wäre die bisher einzige und zugleich sehr effiziente Möglichkeit, Regionen, die kurz vor dem Einsturz stehen, als akut gefährdet auszuweisen“, betonte Siebert.

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