Leitung weiter gefüllt

Russischer Gas-Lieferstopp: Erste Entwarnung

Wirtschaft
16.11.2024 12:40

Nach dem Gaslieferstopp an die OMV aus Russland müssen die österreichischen Konsumenten in der anstehenden Heizsaison nicht mit spürbaren Preissteigerungen rechnen. „Eine solche Situation ist an den Märkten bereits erwartet worden. Außerdem haben die Lieferanten ihre Preise für diesen Winter weitgehend abgesichert“, so E-Control-Ökonom Johannes Mayer. 

Auch für Kunden mit variablen Verträgen dürften die Folgen des Lieferstopps gering bleiben. „Wenn man einen solchen Vertrag abgeschlossen hat, wird man das geringfügig spüren. Die Auswirkung ist aber enden wollend.“ Konsumenten mit sogenannten Float-Tarifen stehe nach aktuellem Stand maximal eine Erhöhung von ein bis zwei Euro pro Monat ins Haus, schätzt Mayer.

Gaspreis legte kurzzeitig zu
Im Großhandel hatte der Gaspreis am Freitag auf knapp 47 Euro pro Megawattstunde (MWh) zugelegt, im Tagesverlauf beruhigte sich der Preis aber wieder auf das Niveau vor der Ankündigung des Lieferstopps an die OMV, der seit heute, 6 Uhr, in Kraft ist.

Nach dem Lieferstopp der Gazprom legte der Gaspreis im Großhandel kurzzeitig zu, beruhigte sich aber schnell wieder auf das Niveau vor der Ankündigung. (Bild: AFP)
Nach dem Lieferstopp der Gazprom legte der Gaspreis im Großhandel kurzzeitig zu, beruhigte sich aber schnell wieder auf das Niveau vor der Ankündigung.

Für die Preise am europäischen Markt habe die Aussetzung der Lieferungen ohnehin nur eine geringe Strahlkraft. „Die OMV ist ja nur ein Vertragspartner der Gazprom. Außerdem läuft ja auch der Transitvertrag durch die Ukraine noch bis Ende des Jahres“, gab der Experte zu bedenken.

Längerfristige Prognose schwierig
Längerfristig, also über den Winter 2024/2025 hinaus, sei die Entwicklung des Preisniveaus aktuell schwer abschätzbar. „Wir sehen schon, dass die Märkte nervös sind“, so Mayer. Aus heutiger Sicht gehe der Markt allerdings davon aus, dass die Preise auch im vierten Quartal des kommenden Jahres stabil bleiben. „Das ist für die Haushalte eine gute Nachricht.“

Der Lieferstopp dürfte indes nur die OMV betreffen. Über die Ukraine fließe weiterhin russisches Gas nach Europa, das auch in Österreich gehandelt werde, teilte die Regulierungsbehörde E-Control in einer Aussendung mit. Wem dieses Gas gehört, wisse man nicht, „aber es kommt Gas rein“, erklärte Mayer.

OMV greift auf alternative Lieferquellen zurück
Offen blieb zunächst, ob die OMV in Zukunft russisches Gas über alternative Quellen beziehen könnte, etwa aus der Slowakei oder von anderen Marktteilnehmern. „Wir haben in den letzten 3 Jahren große Bemühungen unternommen, unsere Lieferquellen und Transportkapazitäten mit nicht-russischem Gas zu diversifizieren. Bei einer Lieferunterbrechung von Gazprom werden wir primär auf unsere alternativen Lieferquellen zurückgreifen und unsere Kunden zuverlässig und ohne Unterbrechungen beliefern“, hieß es dazu.

Hintergrund des Gaslieferstopps an die OMV ist das Urteil eines Schiedsgerichts, mit dem der OMV 230 Mio. Euro Schadenersatz zugesprochen wurden. Die OMV kündigte daraufhin an, die Zahlungen an die Gazprom einzustellen, um sich die zugesprochene Millionensumme zurückzuholen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Freitagabend betont, dass der Lieferstopp angesichts gefüllter Gasspeicher für Österreich verkraftbar sei. Auch die OMV selbst und die E-Control waren diesbezüglich um Beruhigung bemüht.

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