Die beliebte Schauspielerin Martina Gedeck wusste bei den Montforter Zwischentönen nach fünf Jahren erneut das Publikum für sich einzunehmen. Ihr zur Seite stand am Freitagabend in Feldkirch die Barockgeigerin Mayumi Hirasak.
Der Roman von Marlen Haushofer „Die Wand“, 1963 erschienen, ist so beklemmend wie faszinierend. Eine Frau findet sich unversehens allein mit einem Hund auf einer Jagdhütte, rundherum eingeschlossen von unsichtbaren Wänden. Sie lernt zu überleben, ernährt sich von wenigen, selbst gezogenem Gemüse, der Milch einer zugelaufenen Kuh, den Tieren und den Früchten des Waldes. Die Namenlose beginnt aufzuschreiben, was sie erlebt, ohne zu wissen, ob das je ein Mensch lesen wird.
Stilles Werk verfilmt
Zahlreich sind die Versuche, diese Geschichte zu deuten. Eine Robinsonade vielleicht oder ein feministischer Öko-Traum? Vielleicht auch die Metapher für eine Depression? Faszinierend ist die Geschichte allemal, und so hat Regisseur Julian Pölsler das Wagnis unternommen, dieses so stille Werk zu verfilmen, mit Martina Gedeck als alleiniger Darstellerin.
Eben diese Schauspielerin gestaltete am Freitagabend eine Lesung mit Marlen Haushofers Roman bei den Montforter Zwischentönen, nachdem Gedeck in Feldkirch schon zu Weihnachten 2019 das Publikum mit ihrer authentischen und gewinnenden Art zu bezaubern wusste. In einem schlichten schwarzen Kleid saß sie nun vorne in der Kapelle der Privathochschule Stella und las Ausschnitte aus dem Roman Haushofers so eindringlich wie zurückgenommen.
Positive Situationen
Es fiel auf, dass diese Ausschnitte vielfach positive Situationen schilderten, vor allem die Beziehung zu ihrem Hund Luchs oder das tiefe Glück, auf die Alm wandern zu können. Denn eben auf dieser Alm ereignet sich im Roman die finale Tragödie, die aber in den von Martina Gedeck gewählten Ausschnitten nur angedeutet wird.
Genau wie in der Verfilmung des Werks, so erklangen zwischen den gelesenen Abschnitten Johann Sebastian Bachs Partiten für Violine solo, hier nur die Partita Nr.6 in E-Dur. Gespielt hat sie die Barockgeigerin Mayumi Hirasaki, und sie tat es genauso konzentriert und schlicht, wie Martina Gedeck sprach. Ein Abend, den die zahlreichen Besucher sicher nicht so schnell vergessen werden und den sie mit anhaltendem Applaus feierten.
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